Mecklenburg – Die Essgewohnheiten der Mecklenburger

Aus: Deutschland und seine Bewohner, ein Handbuch der Vaterlandskunde für alle Stände
Autor: Hoffmann, Karl Friedrich Vollrath (1796-1842) deutscher Geograph und geographischer Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1836
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, Land und Leute, Sitten und Gebräuche, Handel und Wandel, Landwirtschaft, Handwerk und Industrie, Volksbildung und Religion, Politik und Wirtschaft, Landeskunde
Die Mecklenburger essen (im Allgemeinen) sehr viel, und man darf wohl sagen, ungeheuer viel, und möglichst gut. Suppe und Gemüse lieben sie nicht. Sie essen, (die höchsten Personen ausgenommen) nicht öfter als fünf Mal an einem Tag.

Ganz in der Frühe nimmt der, welcher das Feld bebaut, ein Frühstück zu sich, das für manchen anderen bloß einen Tag (für solche, die wenig essen, auf drei Tage) hinreichen würde.

Um 8 oder 9, spätestens 10 Uhr genießt der Mann Klein-Mittag, eine Kleinigkeit, die nicht viel stärker ist, als die Einleitung für den Tag war; andere nennen sie Frühstück.

Von 12 bis 1 Uhr (bei Vornehmen später) wird Mittag, zwar nicht wenig, aber viel gegessen, ungefähr von zwei Mann so viel, als ein halbes Dutzend Personen in Württemberg den ganzen Tag genießen.

Dann wird bis 4 oder 5 Uhr gefastet, wo das kleine Abendbrot einrückt.
Endlich gibt es, nach vollbrachter Arbeit nichts mehr, als das große Abendbrot (im südwestlichen Deutschland Nachtessen genannt).
„Min Söhn, ätt du man langsam, du glöwst nich, watt sich dahl drücken lett). („Mein Sohn, iss du nur langsam, du glaubst nicht, was sich hinunter drücken lässt“) sagt ein Vater zu seinem Sohn.

Dazu wird dann im Verhältnis getrunken. Wein kommt höchst selten an, oder in, den Mund der untersten Klasse, aber desto mehr Schnaps und Bier, Jener mehr, als dieses.
Wenn zehn Männer in ein Dorfwirtshaus (dort Krug – statt Schnapsglas – genannt) kommen; so verlangt einer, oder es fordern höchstens zwei, Bier; die Übrigen wollen bloß einen Schnaps, und sie gießen den selben so hinunter, als ob es Wasser währe.

Fleisch, Spickgänse, Speck, Schinken) nicht gesotten wie in Süddeutschland, denn sie wissen gar nicht, dass man ihn so verderben kann) Fische, Krebse, recht viele Kartoffeln, und Grütze von Hafer, Buchweizen oder Gerste, Eier, gestandene Milch, Butter und Käse, zu welchen schwarzes, sehr kräftiges, Roggenbrot kommt, und wozu, Mittags und Abends, Erbsen, Linsen oder Bohnen den Appetit stillen helfen, sind die Hauptspeisen.

Das andere schlägt nicht an, nach dortiger Meinung. Die Mittelklasse ist ähnlich, nur besser, und bei den höheren Standen geht es vollauf hoch her.

Mittagspause bei der Feldarbeit

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Mittagstisch auf dem Bauernhof

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Arbeitspause für Mensch und Tier

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