Malerstudien

Aus: Daheim – ein deutsches Familienblatt mit Illustrationen. 1877
Autor: Redaktion, Erscheinungsjahr: 1877

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Maler, aus dem Leben gegriffen, Dorfkrug, Wirtshaus, Sittenbild, Volksleben,
Eingeregnet sein – allein – still dasitzen müssen in einem kleinen Wirtshaus im Dorf – ohne Zeitungen, ohne Bücher, ohne Briefe – sogar ohne Schreibpapier und eventuell ohne Tinte – für ein gewöhnliches Menschenkind ist das eine schreckliche Lage. Man hält sich vergeblich vor, dass Erdmann in seinem „Ernsten Spielen“ Jedermann für einen Strohkopf erklärt, der im Stande ist, sich zu langweilen, und dass man doch kein Strohkopf ist - Alles vergeblich; man langweilt sich, o wie langweilt man sich – wenn man kein Maler ist! Ein solcher ist freilich besser dran. Für das geübte Auge des Malers gibt es immer etwas Neues zu sehen und etwas Interessantes. Der Maler auf unserem Bild sieht denn auch nichts weniger als gelangweilt aus, im Gegenteil, kreuzfidel. Er bindet in aller Eile mit des Wirtes Fränzchen an, macht ihr mit schönen Worten heiß und kalt und prägt sich nebenbei ihr hold errötendes Gesichtchen ein, um es fürs nächste Genrebild zu verwenden. Wer sollte dem so freundlich lächelnden Besitzer eines so urdeutsch solid aussehenden Hundes eine solche Schändlichkeit zutrauen! Der zweite der Giganten im Hintergrund scheint aber doch Unrat zu merken, oder ist er gar eifersüchtig? Finster genug schaut er drein. Nun, mit dem Regen geht auch der lustige Gesell davon, und Fränzchen wird dem Stammgast wieder sein Maß kredenzen, ohne dass derselbe gezwungen sein wird, solche „Städtische Narrenspossen“ anzuhören.

Wirtshaus, Malers Studienreise

Wirtshaus, Malers Studienreise