Latomus, Bernhard (unbekannt-1613) mecklenburger Schulmann, Historiker. Biographie

Allgemeine Deutsche Biographie Bd 19 (1884)
Autor: Krause, Karl Ernst Hermann (1822-1893) Deutscher Lehrer, niederdeutscher Sprachforscher und Politiker, Erscheinungsjahr: 1884
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Latomus *): Bernhard L., eigentlich Steinmetz, ist in Wismar geboren, wo sein Vater, Heinrich L., 1560–66 als Prediger vorkommt. Er wurde 1594 in Rostock Magister artium, und bald darauf Conrector scholae in Neubrandenburg, 1595–1600 war er dort Rektor, 1600–1604 hatte er das Rektorat in Flensburg, kehrte aber 1604 in seine alte Stelle nach Neubrandenburg zurück bis 1613; am 13. März dieses Jahres wurde er als Schulrektor in Parchim eingeführt, starb aber schon im August des Jahres. Latomus hat sich als Schulmann durch mehrere Schriften bekannt gemacht. Die historischen Studien des Neubrandenburger Bürgermeisters Tetze, der eine Registratur über die Urkunden und aus den alten Akten der Stadt zusammenstellte, brachten ihn 1604 nach seiner Rückkehr zum Entschlusse, eine mecklenburgische urkundliche Geschichte, natürlich nach dem Geschmacke der Zeit, zu verfassen. Er wandte sich deshalb an die beiden Herzoge: Adolf Friedrich und Johann Albrecht II., welche ihm aus den Archiven daß urkundliche Material, anscheinend auch Ernst v. Kirchberg’s Reimchronik, zur Verfügung stellen ließen, nach denen er sein großes, erst 1745 von v. Westphalen herausgegebenes bis 1611 in 7 Jahren fertig stellte. Noch am 31. August 1610 machten die Herzoge bekannt, daß Latomus damit umgehe, ein Universalchronicon Mecklenburgicum zu schreiben, worin er auch die Herkunft und die Wappen des mecklenburgischen Adels darstellen wolle; letzteres wohl nach dem Vorbilde des Eilhard Lubinus auf seiner Karte von Pommern. Der Adel wurde aufgefordert, Nachrichten dazu beizutragen. Ohnfraglich sollte daß der Abschluß des Genealochronicon werden. Es erwuchsen daraus drei Bücher der Stammlinien des mecklenburgischen Adels, 1) des Mecklenburgischen, 2) des wendischen, 3) des stargardischen Kreises. Die beiden ersten sind nicht gedruckt bis auf die von v. Westphalen herausgegebenen, das dritte Buch aber gaben seine Erben 1619 in „Altenstettin“ heraus, nach einer schlechten Handschrift, voller Druckfehler. Danach ist es 1881 ohne alle Korrektur, aber um eine stattliche Zahl neuer Fehler vermehrt, in Neubrandenburg wieder abgedruckt. Latomus’ Bedeutung beruht auf dem Versuch, nach Urkunden Geschichte zu schreiben, von historischer Kritik aber weiß Latomus nichts. Seine Zeitgenossen staunten über sein griechisches, lateinisches, arithmetisches und astronomisches Wissen, Petrus Bambanius feierte dieses in einer Anzahl Gedichten in seinem „Aleaeus“, Rostock 1608.