Landwirtschaftliche und andere Berichte. Gadebusch. 12. Jan. 1856.

Aus: Archiv für Landeskunde in den Großherzogtümern Mecklenburg und Revue der Landwirtschaft.
Autor: Redaktion, Erscheinungsjahr: 1856
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Landwirtschaft, Wetter, Aussichten, Gadebusch, Sozialdienst, Brennmaterial, Spendensammlung
Auch hier hat ein Verein von Männern der Aufgabe sich unterzogen, den Notstand eines Teils ihrer Mitbürger lindern zu helfen, und zu dem Zweck zuerst den bemittelten Landbewohnern der Umgegend, dann auch in der Stadt selbst, meistenteils persönlich die Bitte um Beiträge, vorzugsweise um Brotkorn gestellt.

Man wird mit dem Erfolge dieser menschenfreundlichen Mission zufrieden sein können, indem nahezu 600 Scheffel Roggen resp. in natura oder Geldwert gezeichnet wurden.

Mit dem hiesigen Dampfmüller ist sodann ein Abkommen dahin getroffen, dass derselbe den ihm zugewogenen Roggen, gegen eine Vergütung von nur 7 ½ Ct. vermahlt und das Mehl auf Erfordern liefert.

Die Verteilung soll stattfinden, von 14 zu 14 Tagen, in nach Kopfzahl der einzelnen Familien zu bemessenden Portionen von 5 Pfund Mehl, teils umsonst, teils gegen Zahlung von 1 ßl. pro Pfund Mehl, das ist etwas weniger als die Hälfte des derzeitigen Mühlenpreises, und wird die Geld-Aufkunft wiederum zum Ankauf von Roggen verwendet werden.

Eine Verteilung von 825 Portionen hat bereits stattgehabt, und hofft man eine sieben- bis achtmalige Wiederholung ermöglichen zu können.

Über Verwendungs-Modus der Sublevation aus Landesmitteln ist, so viel bekannt, ein Beschluss noch nicht gefasst, dagegen verlautbart aber, dass Obrigkeitswegen eine Quantität Kartoffeln hingelegt, bestimmt, demnächst der Armut zur Auspflanzung zu dienen.

Bezüglich des Brennmaterials sind die Verhältnisse seit mehreren Jahren hier sukzessive zwar ungünstiger geworden wie früher, wo in der Nähe große Holzflächen bestanden und nach und nach abgeräumt worden, indes wird das laufende Jahr von dem vorausgegangenen wesentlich hier nur durch schlechtere Qualität des eingebrachten Torfs, weniger durch geringere Quantität sich unterscheiden, und ist in diesem Betreff die Not anderer Orten ohne Zweifel größer.