Landwirtschaftliche und andere Berichte. Butterfarbe

Aus: Archiv für Landeskunde in den Großherzogtümern Mecklenburg und Revue der Landwirtschaft.
Autor: Maine Raid Voyages en Amerique, Erscheinungsjahr: 1856
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Landwirtschaft, Milchwirtschaft, Butter, Lebensmittelfarbe
Dass in Mecklenburg und Holstein keine Stallbutter ungefärbt zum Verkauf kommt, dass sogar öfters der Stoppelbutter durch Färbung ein wenig nachgeholfen wird, ist hinreichend bekannt. Weniger weiß man aber, was das für eine Farbe ist, deren man sich hierzu bedient, und wird ein Näheres hierüber selbst in besseren technologischen und landwirtschaftlichen Schriften oft vergebens gesucht; man findet nur dürftige, teilweise unrichtige Angaben. An den Ufern des Amazonenflusses und in den meisten Teilen des tropischen Amerika, z. B. auch auf Haiti, findet sich ein Baum, öfters nur Busch, welcher die gedachte Butterfarbe liefert, welche, da die Holzart Bixa orellana heißt, nicht Orlean, sondern Orellan genannt werden muss. Der Busch bat eine Höhe von 10—12 Fuß. Sein Samen wächst in einer klettenförmigen Samenhülse. Die Samenkörner sind mit einem rötlichen Fleische bedeckt. Aus diesem bereitet man die beliebte Farbe in folgender Weise. Die Indianer werfen den Samen in ein Gefäß mit heißem Wasser und rühren solches etwa eine Stunde lang um, wo das Fleisch sich abgelöst zu haben pflegt. Darauf wird das Wasser abgegossen und der von den Samenkörnern getrennte Niederschlag mit Schildkrötenöl, Krokodil- oder Alligatorfett gemischt und zu Kugeln von 1/4—1/2 Pfund Gewicht geknetet. Nun heißt es Anoto, Arnatto, Aruotto, Onoto, in Brasilien Urucu, wovon das französische Rocu abgeleitet wird. Die Peruaner nennen es auch Achote. Jeder Indianer-Stamm nennt das Product anders. Der Baum wächst teils wild, teils wird er angebaut, denn die Farbe ist bei allen Wilden ein sehr gesuchter Artikel. Sie bemalen damit ihren Körper, um sich gegen Moskitostiche zu schützen, färben damit Baumwollzeug und andere Kleidungsstücke.

Dass es in Amerika in den tropischen Gegenden keine Krokodile, sondern nur Alligatoren gebe — fügt der Reisende, dessen Werken diese Notizen entnommen sind, hinzu — ist irrig. Öl wird aber nur von Schildkröteneiern bereitet, während erstgedachte Tierarten Fett liefern. Sobald die Indianer einen Brutplatz der Schildkröten entdecken, versammeln sie sich und graben die im Sande gelegten und verscharrten Eier aus. Sie essen dieselben, hauptsächlich bereiten sie aber davon Öl, indem sie die Eier in einen großen Trog oder ein Canot werfen, sie dort mit einem hölzernen Stößel zerbrechen und eine Weile umrühren. Darauf bleibt das Gemisch, der Sonne ausgesetzt, stehen, bis sich die flüssigen Fettteile als Öl auf der Oberfläche sammeln, wo sie abgeschöpft und stark gekocht werden. Ist das Öl fertig, wird es in Flaschen oder irdene Töpfe gegossen und so zu Verkauf gebracht. Es ist klar und von hellgelber Farbe, hat jedoch öfters einen fauligen Geruch, weil nicht zu vermeiden ist, dass unter den eingesammelten Schildkröteneiern sich manche halb ausgebrütete und faule finden. Der Zusatz dieser Öle und Fette gibt dem Orellan aber jenen Fettgehalt, der ihn in der Butter so auflösbar macht.

Kühe auf der Wiese

Kühe auf der Wiese

Kühe im Stall

Kühe im Stall

Riesenschildkröte

Riesenschildkröte

Geometrische Schildkröte

Geometrische Schildkröte

Krokodil

Krokodil