Landwirtschaftliche und andere Berichte. Aus dem nordöstlichen Mecklenburg, den 20. Mai 1856

Aus: Archiv für Landeskunde in den Großherzogtümern Mecklenburg und Revue der Landwirtschaft.
Autor: Redaktion, Erscheinungsjahr: 1856
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Landwirtschaft, Wetter, Aussichten, Störche
Wenn das alte Sprichwort, dass ein kühler und feuchter Mai die Scheunen fülle, sich auch in diesem Jahre als wahr erweist, so dürfen wir mit Zuversicht einer gesegneten Ernte entgegen sehen, denn die Witterung der letzten Wochen trägt unbedingt den oben bezeichneten Charakter, ja ist wohl eher noch als kalt und nass zu bezeichnen. Nur wenige warme und milde Tage fielen dazwischen, hatten dann aber leider fast immer Nachtfröste oder heftige Stürme im Gefolge. Namentlich die letzteren herrschen in diesem Jahre auffallend oft und stark, und glaubt man dadurch eher in den November, als in den Maimonat versetzt zu sein. Bei dieser Gelegenheit werde noch beiläufig bemerkt, dass fast gar keine Störche erschienen sind, die große Mehrzahl derselben also in Folge der Stürme wohl auf dem Meere verunglückt ist.

Die Saatbestellung ist ziemlich rasch fortgeschritten und auf manchen Stellen schon ganz beendigt; die im Laufe der letzten acht Tage eingefallenen schweren Regengüsse haben aber auch an manchen Orten die Arbeiten gestört, und werden dieselben am Ende dieses Monats nicht völlig beendigt sein. Der Stand aller Saaten ist befriedigend, nur auf den ganz leichten und auf spät bestellten Roggenfeldern sieht es traurig aus, da die Pflanze durch die Ungunst der Witterung mehrmals schwer zu leiden hatte und daher sichtlich dahinschwand; durch dieselbe Veranlassung wurden aber die besseren Felder vor allzu geilem Wachstum und frühzeitiger Lagerung bewahrt. Gegenwärtig schossen die Halme durch und entwickeln sich kräftig, so dass, wenn die in den nächsten 8 bis 14 Tagen eintretende Blütenzeit günstig verläuft, für diese Kornart eine ergiebige Ernte zu erwarten ist.

In Folge der Kälte und des im letzten Bericht erwähnten Absterbens der älteren Kleepflanzen sieht es auf den Dreeschen ziemlich dürftig aus, doch da es dem Boden jetzt nicht an Feuchtigkeit mangelt, so wird bei eintretender anhaltender Wärme sich wohl ein frischer Graswuchs entwickeln, der allerdings an Güte dem Klee bedeutend nachsteht, unter bewandten Umständen aber doch erwünscht genug ist.

Die Wiesen versprechen einen reichen Ertrag an Vormaht.

Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg

Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg

Schäfermeister

Schäfermeister

Hahn und Hennen

Hahn und Hennen