Landwirtschaftliche und andere Berichte. Aus Mecklenburg. Strelitz, den 24. Februar 1856

Aus: Archiv für Landeskunde in den Großherzogtümern Mecklenburg und Revue der Landwirtschaft.
Autor: Verantwortl. Redakteur: A. W. Sandmeyer, Erscheinungsjahr: 1856
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Landwirtschaft, Wetter, Aussichten,
Obgleich wir noch keineswegs sicher sind, dass nicht ein fühlbarer Anhang des Winters nach, folgen könnte, so lebt der Mensch und namentlich der Landmann doch schon in der erfreulichen Hoffnung des bald erscheinenden Frühlings. Die Tage werden länger, die Sonnenstrahlen sind wärmer und wirken kräftiger und an einigen schonen Tagen stimmte die Lerche in den Lüften sogar schon ihr Liebchen an. Der Landmann besieht sein Feld, macht Pläne und trifft Einrichtungen zu der bald zu verhoffenden Frühjahrsbestellung, so wie er denn auch das ihm fehlende Quantum an Kleesamen sich zu verschaffen sucht, und wohl dem, der selbst hinlänglich gebaut hat, da dieser Artikel in diesem Jahre teuer ist und vielleicht sogar Mangel eintreten konnte. Mancher Landwirt hat noch besondere Gründe, weshalb er die mildere Jahreszeit bald herbeiwünscht, indem sein Futtervorrat ziemlich zusammengeschmolzen ist, und er trotz aller angewandten Ersparungen dennoch bei langem Nachwinter befürchten muss, dass es ihm zuletzt daran fehlen könnte, wie dies bei dem wenigen Strohgewinn und dem zum Teil ziemlich schlecht geworbenen Kleeheu des vergangenen Sommers nicht zu verwundern sein möchte. Übrigens haben wir Ursache, mit dem bisherigen Verlaufe des Winters vollkommen zufrieden zu sein, denn wenn er sich auch frühzeitig einstellte, so haben wir doch, einige wenige Tage ausgenommen, eben keinen hohen Kältegrad gehabt, und hin und wieder traten sogar milde Frühlingstage ein. Die Wege waren fast immer gut und fahrbar, weshalb denn auch das Moder- und Dungfahren nicht allein ohne Unterbrechung konnte fortgesetzt werden, sondern der größte Teil des bei dem Frost auf den Dreesch abgefahrenen Düngers konnte während des letztverflossenen Tauwetters auch untergehakt werden, so dass auf diese Weise die Versäumnisse des Herbstes wieder nachgeholt sind. Was die Saaten anbetrifft, so haben dieselben nicht allein bei dem seit einigen Tagen herrschenden Vlachfrost das frühere schöne Ansehen verloren, wozu auf vielen Feldern noch der bedeutende Mäusefraß beigetragen hat, sondern sie haben dadurch, dass bei den verflossenen wahrhaft schönen Tagen dieses Monats schon einige Vegetation sich zeigte, die nun wieder gehemmt ist, ohne dass eine wärmende Schneedecke sie schützte, auch wohl etwas gelitten, und die großen Hoffnungen, die wir in diesem Jahre von den Wintersaaten hegten, sind wenigstens etwas herabgestimmt worden, wenngleich die Erfahrung gelehrt hat, dass man in gegenwärtiger Jahreszeit noch kein normierendes Urteil über die Saaten haben kann; die noch folgenden Monate sind es erst, die viel verderben, aber auch viel wieder gut machen können. Mehrere Landwirte führen auch Klagen, dass die Mäuse auf ihren Kleefeldern so große Verwüstungen angerichtet hätten, dass sie ernstlich fürchten, dadurch an dem diesjährigen Einschnitte bedeutenden Schaden zu leiden.

Von dem Erdrusch der letzten Ernte hegte man freilich allgemein nur sehr geringe Erwartungen, aber auch diese sind nichts weniger als übertreffen worden. Daher die fortwährend hohen Kornpreise, die, wenn sie auch bei dem ersten Entstehen der Friedenshoffnungen zwar einigermaßen heruntergingen, seit der Zeit keine weiteren Schwankungen erfahren haben, und es herrscht sogar allgemein die Meinung, dass dieselben nochmals wieder eine Steigerung erleiden könnten. Das Vieh befindet sich bis jetzt größtenteils noch in ziemlich gutem Futterzustand und von Krankheiten hört man nichts. Schweine von einem halben Jahre und älter sind in der letzten Zeit hier an die Treiber zu dem sehr billigen Preise von 3, 4 bis 5 Thalern verkauft. Jeder scheute die Futterkosten, allein man fürchtet nicht mit Unrecht, dass dieselben zum Sommer einen sehr hohen Preis wieder erlangen könnten.

Ochsengespann

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Schäfermeister

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