Tiflis, Kowel, Berditschew, Kasatin
Von Baku vierundzwanzig Bahnstunden landeinwärts nach Tiflis.
Oder vielleicht hätte mich mein Reisetrieb noch weiter geführt: nach Russisch Zentralasien, das sich schon über ein Gebiet von sechszigtausend Quadratmeilen dehnt, die Turkmenensteppen passierend, deren schweifendes Kriegervolk sich noch jüngst in seinen baumlosen Ebenen rühmte, weder unter dem Schatten eines Baumes, noch unter dem Schutz eines Königs zu ruhen, das Chanat-Chiwa passierend und die Oasengruppe von Merw auf der neu eröffneten trans-kaspischen Bahn, die jetzt bis Samarkand vollendet ist. Sagt man doch von dieser Bahnstrecke, dass zu ihren Schwellen die Bäume von der hohen Wolga herniedergeflößt worden, dass die Lokomotiven mit Naphta aus Baku geheizt werden, das Wasser von den persischen Bergen herabgeleitet ward und um die Orientalen staunen zu machen, auf jeder Bahnstation Springbrunnen errichtet worden sind.
Alles das erwog ich reiflich in Gedanken, aber mein Hauptaugenmerk war auf die Krim und den Kaukasus gerichtet. Tiflis hätte ich somit in der Gluthitze des Hochsommers erreicht, die Krim aber, deren günstigste Zeit in den Sommer fällt, erst wenn die raue Jahreszeit eingetreten ist. Und vor allem wäre mir Kiew verschlossen geblieben, das nach den authentischen Berichten der mir befreundeten Russen gleich nach Petersburg und Moskau den ersten Platz einnimmt unter allen Städten des weiten Zarenreiches.
Mein Entschluss also stand fest: von Warschau nach Kiew und über Odessa nach der Krim. Diesen meinen Entschluss habe ich nicht bereut. Über die prächtige Weichselbrücke für Wagen und Fußgänger zu beiden Seiten, die von Warschau nach Praga führt, ging es nun zum Bahnzug, mit dem ich nach fünfstündiger Fahrt Abends neun Uhr in Brest-Litewsk eintraf, von wo es nach Moskau abgeht, und sodann in weiteren vierundzwanzig Stunden über Kowel, Berditschew, Kasatin nach Kijew gelangte. Dort wurde vom Bahnhof aus der lang gedehnte, ungewöhnlich breite „Boulevard“ passiert, der wenn auch das Pflaster viel zu wünschen übrig lässt, zu beiden Seiten Trottoirs aufweist und seiner ganzen Länge nach in der Mitte von einer prächtigen uralten Pappelallee für Fußgänger durchzogen wird, deren Eingang das imponierende Standbild des Grafen Robrinsky schmückt. Von diesem schönen Boulevard aus gelangt man in die Hauptstraße der Stadt ,,Kresttschátik“, an welcher das gut gehaltene Hotel Belle-Vue liegt, das ich gegen zehn Uhr Abends erreichte.
Oder vielleicht hätte mich mein Reisetrieb noch weiter geführt: nach Russisch Zentralasien, das sich schon über ein Gebiet von sechszigtausend Quadratmeilen dehnt, die Turkmenensteppen passierend, deren schweifendes Kriegervolk sich noch jüngst in seinen baumlosen Ebenen rühmte, weder unter dem Schatten eines Baumes, noch unter dem Schutz eines Königs zu ruhen, das Chanat-Chiwa passierend und die Oasengruppe von Merw auf der neu eröffneten trans-kaspischen Bahn, die jetzt bis Samarkand vollendet ist. Sagt man doch von dieser Bahnstrecke, dass zu ihren Schwellen die Bäume von der hohen Wolga herniedergeflößt worden, dass die Lokomotiven mit Naphta aus Baku geheizt werden, das Wasser von den persischen Bergen herabgeleitet ward und um die Orientalen staunen zu machen, auf jeder Bahnstation Springbrunnen errichtet worden sind.
Alles das erwog ich reiflich in Gedanken, aber mein Hauptaugenmerk war auf die Krim und den Kaukasus gerichtet. Tiflis hätte ich somit in der Gluthitze des Hochsommers erreicht, die Krim aber, deren günstigste Zeit in den Sommer fällt, erst wenn die raue Jahreszeit eingetreten ist. Und vor allem wäre mir Kiew verschlossen geblieben, das nach den authentischen Berichten der mir befreundeten Russen gleich nach Petersburg und Moskau den ersten Platz einnimmt unter allen Städten des weiten Zarenreiches.
Mein Entschluss also stand fest: von Warschau nach Kiew und über Odessa nach der Krim. Diesen meinen Entschluss habe ich nicht bereut. Über die prächtige Weichselbrücke für Wagen und Fußgänger zu beiden Seiten, die von Warschau nach Praga führt, ging es nun zum Bahnzug, mit dem ich nach fünfstündiger Fahrt Abends neun Uhr in Brest-Litewsk eintraf, von wo es nach Moskau abgeht, und sodann in weiteren vierundzwanzig Stunden über Kowel, Berditschew, Kasatin nach Kijew gelangte. Dort wurde vom Bahnhof aus der lang gedehnte, ungewöhnlich breite „Boulevard“ passiert, der wenn auch das Pflaster viel zu wünschen übrig lässt, zu beiden Seiten Trottoirs aufweist und seiner ganzen Länge nach in der Mitte von einer prächtigen uralten Pappelallee für Fußgänger durchzogen wird, deren Eingang das imponierende Standbild des Grafen Robrinsky schmückt. Von diesem schönen Boulevard aus gelangt man in die Hauptstraße der Stadt ,,Kresttschátik“, an welcher das gut gehaltene Hotel Belle-Vue liegt, das ich gegen zehn Uhr Abends erreichte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Krim- und Kaukasus-Fahrt - Bilder aus Russland