Bakú

Von Astrachan, der Hauptstadt der russischen Dampfschifffahrt für Persien hätte ich dann eine kurze Überfahrt über das Kaspische Meer nach Baku mit seinem alten Khanhof, das ehedem dem Perserreich gehörig, von Peter dem Großen erobert und zum russischen Hafen gemacht ward; dort in dem sechszehn Kilometer jenseits gelegenen Saraschané die Besichtigung der Naphta- Quellen und des uralten Parsentempels, aus dessen Hauptaltar durch Löcher im Boden das Gas sich entwickelt und das ewige Feuer der alten Inder gen Himmel lodert. „Großartig soll der Anblick bei Nacht sein, wenn aus den Türmen feurige Zungen lecken und der Platz in magischer Beleuchtung erscheint.“ Aber der Parsentempel hatte ich so manche in Bombay gesehen, die Naphta-Quellen in Fülle in Amerika kennen gelernt. Und auch hier in Baku, das sonst Öde und voller Erdölgeruch, aber technisch sehr wertvoll, sind gegenwärtig die Zeiten vorüber, wo das Naphta bisweilen Wochen lang zweihundert Fuß hohe Springbrunnen bildete, wenn man in Balaschán und Sabunschi einen neuen Brunnen gegraben hatte. Jetzt wissen die Gebrüder Nobel in ihren umfangreichen Erdöl- Raffinerien das kostbare Material besser auszunützen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Krim- und Kaukasus-Fahrt - Bilder aus Russland