Kosegartens Grab in Altenkirchen auf Rügen

Aus: Meine Reise durch Schlesien, Galicien, Podolien nach Odessa, der Krim, Konstantinopel und zurück über Moskau, Petersburg, durch Finnland und die Insel Rügen im Sommer 1832. Zweiter Teil. Leipzig, 1834.
Autor: Behr, August von (?-?), Erscheinungsjahr: 1834
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Insel Rügen, Reisebeschreibung, Aale, Neuendorf, Pommern, Arkona, Jasmund, Wiek, Greifswald, Putbus, Stubbenkammer
Mit unserem Mietwagen fuhren wir quer durch die Halbinsel Wittow auf Altenkirchen zu, das ziemlich in der Mitte liegt, den einstigen Wirkungskreis Kosegartens.

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Altenkirchen ist ein großes, reinlich gebautes, anscheinend wohlhabendes Dorf. Wir stiegen aus, um Kosegartens Ruhestätte zu besuchen. Ziemlich unscheinbar, verfallen und verwildert, mit Nesseln und Unkraut überwachen, erheben sich unfern der Dorfkirche zwei schwarzgraue Schiefersteine, auf welchen man mit Mühe die Namen L. Theod. Kosegartens und seines Schwiegersohns und Nachfolgers Bayers entdeckt.

O ihr undankbaren Rügener! ehrt ihr so die sterblichen Überreste des, mit Recht gepriesenen Sängers und Seelsorgers, welcher zuerst als Lobredner Rügens in die Posaune stieß, so dass man jetzt dahin wallfahrtet, wie nach einem gelobten, heiligen Lande, während man es vor ihm nur dem Namen nach kannte. Dem trefflichen Redner und Sänger ist es nicht so gut ergangen, wie dem Dichter Frauenlob, und ich möchte fast das Lob, das ich oben eurer Biederkeit und der Lieblichkeit eurer Frauen und Töchter gehalten habe, zurücknehmen; denn Undankbarkeit ist und bleibt der Laster größtes.

Unsere Verstimmung hielt an und wurde durch den langweiligen Weg am Wittows Küste, und quer durch Rügen auf Bergen los so wenig, als durch die schlechte Anstalt der Wittower Fähre gebessert, die schlechter als die schlechteste Russische, aus einem Kahn mit hohem Bordell besteht, auf welchem der Wagen schwebt, und über den die Pferde mit Gefahr des Fußbrechens springen müssen. Eben so fanden wir, als wir am andern Tage von der Glewitzer Fähre nach Stahlbrode übersetzten, die Überfahrt in erster Kindheit, als wäre sie von Geßners Schiffer eingerichtet und nicht besser soll es auf der Lietzoer und alten Fähre – die nach Stralsund übersetzt – sein. Sollte das, sonst so umsichtige, preußische Gouvernement diese Mängel, wobei das Leben und die Gesundheit vieler Menschen gefährdet ist, nicht endlich ins Auge fassen und ihnen abhelfen?

Kosegarten, Ludwig Gotthard (1758-1818) Theologe, Pfarrer, Professor, Dichter und Schriftsteller

Kosegarten, Ludwig Gotthard (1758-1818) Theologe, Pfarrer, Professor, Dichter und Schriftsteller