Klaus Hinze.

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern, Friedrichswalde, Hinzendorf
Klaus Hinze war ein bekannter Hofnarr des Pommer’schen Herzogs Johann Friedrich. Er war gebürtig aus einem Dorfe bei Friedrichswalde, welches jetzt, und zwar wie die Leute sagen, nach ihm, den Namen Hinzendorf führt. Der Herzog soll ihn da, als er eines Tages durch das Dorf gekommen ist, getroffen haben, wie Klaus Hinze, der zu solcher Zeit noch ein kleiner Bauernknabe war, singend und lachend durch das Dorf ging, einen großen Strick um den Leib, an welchen er eine ganze Menge toter junger Gänse gebunden hatte. Dem Herzog fiel der Knabe in diesem Aufzuge auf, und als er ihn fragte, was derselbe zu bedeuten habe, erzählte ihm der Schalk lachend, seine Mutter habe ihm befohlen, dass er die Gänse hübsch beisammen halten solle, damit der Fuchs sie nicht hole; da habe er sie denn nun mit den Halsen an den Strick, und sich diesen um den Leib gebunden; so solle der Fuchs sie ihm gewiss nicht holen. Seine Reden und sein Tun gefielen dem Herzog so sehr, dass er ihn mit sich nahm, und als seinen Hofnarren bei sich behielt.

Der arme lustige Klaus Hinze hat aber zuletzt ein gar trauriges Ende genommen. Als der Herzog nämlich von einem heftigen Fieber befallen war, und die Ärzte erklärten, er könne nur durch einen jähen Schreck geheilt werden, da unternahm Klaus Hinze es, seinen Herrn zu heilen, und er stieß ihn unversehens ins Wasser. Der Herzog genas davon zwar wirklich; weil das aber ein Majestäts verbrechen war, so sollte der Hofnarr zum Scheine hingerichtet werden. Er hielt dies jedoch für Ernst, und als der Scharfrichter, anstatt des Schwertes, mit einer Rute ihn in den Nacken hieb, fiel er vor Schreck um, und war tot. Das Dorf Hinzendorf, welches früher Butterdorf geheißen, soll ihm der Herzog bei seinen Lebzeiten geschenkt haben. Auf dem Kirchhofe daselbst, neben einer Eiche, befindet sich auch noch sein Grabmal. Es ist ein langer, viereckiger Stein. Klaus Hinze steht darauf abgebildet in Lebensgroße, mit Schellen auf dem Kopfe und einer Keule in der Hand, wie sie die Gänsehirten zu tragen pflegen. Um den Leib hat er den Strick mit den Gänsen, zu seinen Füßen liegt eine Bierkanne. Sein Todestag war der 17. März 1599.

Brüggemann, Beschreibung von Vor- und Hinterpommern, Th. II. Bd. 1. S. 228.
Akten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller