Güstrow, den 12. Februar 1825 - Gastspiele, Maskenbälle, Pferdemarkt

Aus: Freimütiges Abendblatt, Band 8 (1826)
Autor: Redaktion - Freimütiges Abendblatt, Erscheinungsjahr: 1826
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Güstrow, Stadtgeschichte, Sittenbild, Kultur- und Sozialgeschichte, Juden
Jetzt ist es plötzlich wieder sehr stille bei uns geworden, nachdem besonders die letzte Woche des Umschlags ein mannichfaches Geräusch zu Wege gebracht hat. Die erste ging, wie gewöhnlich, fast lautlos vorüber, und mit dem eigentlichen Handel hatte es auch in der zweiten nicht viel zu bedeuten. Alle Waren standen äußerst niedrig im Preise und doch klagen die meisten Verkäufer über geringen Absatz. Kaffee, Zucker und sonstige Materialwaren wurden indessen viel und zu billigen Preisen von Auswärtigen, jüdischen Glaubens, gekauft, und die hiesigen Kaufleute mussten ihre bisherigen Preise herabsetzen, um mit jenen rivalisieren zu können. Reichlicher wären dagegen die Marktbelustigungen und Unterhaltungen uns zugemessen.

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Als Stereotypen standen in der zweiten Woche elf Drehorgeln, jede begleitet von einem Fratzengemälde irgend einer Mordtat oder andern Schauergeschichte (!!); sieben Harfenspieler, worunter ein Blinder durch die Seltenheit einer solchen Erscheinung und ein Sehender durch die Fertigkeit, auf zwei Harfen zugleich zu spielen, sich auszeichnete; fünf sonstige Straßenmusikanten mancherlei Art; der Polizinello, unterstützt von einem arabischen Kunstpferde, der aber nunmehr zur Freude aller Freunde des guten Geschmacks seine Kunst so weit getrieben hat, dass er sie nicht mehr auf öffentlicher Straße, sondern in einem geschlossenen Raume produziert, und endlich ein Herr Rohardo aus Holland mit seiner Seiltänzer- und Springer-Gesellschaft, letzterer gefiel sehr, vorzüglich durch seine, mit Variationen ausgeführten, Grauen erregenden Promenaden, auf dem hohen Straffseile; so wie sein Begleiter durch Geschicklichkeit und Kraft im Balanzieren, unter andern mit schweren eisernen Kugeln. Nur der Pagliasso dieser Gesellschaft taugte nichts und befriedigte nicht einmal die sonst für dergleichen Späße enthusiastisch eingenommene Klasse von Zuschauern.

Dienstag war Maskenball beim Hrn. Witt auf Sibethenhof. Nicht sehr zahlreich, aber größtenteils recht hübsche Masken.
Mittwoch gab Hr. Hofmusikus Bode aus Ludwigslust, in Begleitung der Dem. Ernestine Saal, ein Konzert. Die herrlichen Töne hier noch einmal zu schildern, welche der allgemein geachtete Künstler seinem silbernen Hörne entlockte, und den Eindruck derselben auf das Gefühl der gedrängt versammelten Zuhörer zu beschreiben, wäre eine höchst überflüssige Arbeit. Auch die kräftige, reine und in so früher Jugend schon sehr ausgebildete Stimme der Dem. Saal erfreute jedes Ohr. Sie berechtigt zu den schönsten Hoffnungen.
Donnerstag wieder Maskenball auf dem Rathause beim Herrn Geist. Ebenfalls nicht sehr stark, in Vergleichung gegen sonst, besucht.
Freitag war Pferdemarkt. Niemand erinnert sich, je eine so große Menge von Pferden, wie diesmal, auf unserem Markte zum Kaufe gesehen zu haben. Doch blieb der Handel nur flau. Die meisten Geschäfte machten noch einige französische Kommissäre. Rindvieh war wenig da. Das Gedränge und misslingende Spekulationen führten gegen die Regel einige Schlägereien herbei, die jedoch ohne Blutvergießen und weiteres Unglück endigten.
Sonnabend ein zweites Konzert des Hrn. Bode und der Dem. L. Saal. — So beschloss unser Umschlag die Reihe seiner Gaben mit einem der edelsten Genüsse, und gemütlich sind wir wieder zu unserem früheren stillen Leben zurückgekehrt.

Güstrow - der Dom.

Güstrow - der Dom.

Güstrow im Jahre 1632.

Güstrow im Jahre 1632.

Güstrow - der Markt.

Güstrow - der Markt.

Güstrow.

Güstrow.