Große Brände zu Hof Rüting und Grevismühlen

Freimütiges Abendblatt. Achter Jahrgang. Schwerin, den 17ten März 1826. 01
Autor: Redaktion - Freimütiges Abendblatt
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Feuer, Brand, Brände, Feuer-Versicherung, Löschwasser, Flammen, Feuerwehr, Sturmglocke, Hilfe, Polizei, Brandwache, Feuersturm, Brandstifter,
          Großer Brand zu Hof Rüting.

Das furchtbare Element, das Feuer, das die hiesige Gegend seine verzehrende Gewalt lange nicht hatte empfinden lassen, hat desto zerstörender am 5. März 1826, Abends gleich nach 6 Uhr, über den Hof Rüting sich ergossen. Vier große Wirtschaftsgebäude, 300 veredelte Mutterschafe mit sämtlichen Lämmern, 5 Füllen und einige Wirtschaftskühe sind den Flammen geopfert. Die Holländerei und die Zugpferde wurden gerettet. Wie groß der Vorrat und der Wert des verbrannten Getreides, Futters und sonstigen landwirtschaftlichen Untensilien gewesen, vermag derjenige leicht sich zu denken, der die komplette Einrichtung eines rationellen Landwirts kennt, unter denen der Pächter zu Rüting gewiss mit die ehrenvollste Stelle im Lande behauptet.

So günstig der Wind gegen die weiter verzehrende Flamme wirkte und so die Ursache wurde, dass nicht ganz Rüting, vielleicht gar das unmittelbar anliegende Diedrichshagen, dem Flammenmeere sich zugesellte, so ungünstig und feindlich traten die hier über alle Beschreibung schrecklichen Wege dem Rettungseifer der aus allen Richtungen Herbeieilenden entgegen. Die Stadt Grevismühlen konnte z. B. erst nach vollen 3 Stunden ihre Feuerbeschwörerin, obgleich mit 6 kräftigen Pferden bespannt, heranbringen, und die gewaltige Gegenwirkung des Wassers aus solchem Wunderinstrument augenscheinlich machen. Da hörte ich denn einen Bauer sagen: „Wir werden fast täglich mit Ausgaben über unsre Kräfte angelaufen, sollte nicht längst doch so viel übrig gewesen sein, dass jedes Kirchspiel ein so notwendiges Ding hätte?“ — Er sah sich um, ob es auch der Amtmann gehört, der mit dem Registrator nicht weit davon stand: aber alle meinten, der Mann habe nicht Unrecht. Wie manches Gebäude würde bei solcher Einrichtung gerettet werden und wie schnell würde ein solches Werk sich bezahlt machen. Wunderbar ist es in der Tat, dass die FeuerversicherungsGesellschaft, deren größtes Interesse es ist, nicht längst hierauf Bedacht genommen. Denn so lange wir noch Überall des Mac-Adamschen Straßenbaues ermangeln, kann eine Spritze in meilenweiter Entfernung viel weniger nützen, als ein Irrenhaus unter Menschen, die in der Irre gehen. Der Schaden von mindestens 8.000 Rthlr., binnen einigen Stunden, dem Staate und dem Privaten zugefügt, in einer zwar durchaus nahrungslosen, geldarmen, aber durch den Hang zu kostbaren Anlagen sich auszeichnenden Zeit ist zu groß, als über die Fehler zu schweigen, die den Schaden vergrößern. Vieles ist nützlich, aber noch mehr ist notwendig, und das Notwendige nur gehört für eine Zeit, wie die unsrige. Spritzen sind notwendig; und dann ist es notwendig, auf Einführung besserer polizeilicher Ordnung bei entstehenden Feuersbrünsten auf dem Lande zu denken. Alles eilt zwar zur Rettung herbei, alles aber geht ohne Plan, alles läuft und greift bunt durcheinander, so dass niemand recht weiß, ob er gehorchen oder befehlen soll. Die Behörde ist zwar herbeigeeilt, darf aber nichts wagen, weil die Menge, aus so verschiedenen Dörfern und Herrschaften, höchst keck und aufsätzig ist, und mit Mord und Todtschlag droht. Schmerzlich wurde bei diesem Brande der Mangel an Gendarmerie gefühlt. Dieses so notwendige Institut scheint nicht zahlreich genug, um mindestens alle 14 Tage dieselbe Straße nehmen zu können, daher auch seit einiger Zeit so vieles Gesindel sich hier hat blicken lassen, was zu allem Bösen, auch zu Brandstiftungen besonders aufgelegt ist, um bei der Unordnung, der Bestürzung und dem Tumulte zu stehlen, wie es denn auch hier probiert wurde. Vor des Referenten Tür erschienen sie gestern nicht mehr als 7 Mann hoch. Sollte zur Sicherheit der Straßen und des Landes nicht vielleicht eine Kompagnie reitender Jäger mit angewandt werden können?

          Scheurenbrand zu Grevismühlen.

Am 8ten März 1826, Abends 9 1/2 Uhr, ward die Ruhe der hiesigen Einwohner durch den schrecklichen Klang der Sturmglocke gestört. Das furchtbare Element, das Feuer, zerstörte in einem Zeiträume von noch nicht 2 Stunden 17 Scheuren. Durch die fast stille Luft und durch die Anstrengung der hiesigen Einwohner, der benachbarten Ortschaften und der vielen hier im Orte gerade anwesenden Fremden, ward dem furchtbaren Elemente bald Grenzen gesetzt. Viele Einwohner haben mit dem Verluste ihrer Scheuren auch ihren ganzen Vorrat von Korn und Futter, so wie auch viele instrumenta rustica eingebüßt, und sind dadurch in eine höchst traurige Lage versetzt worden. Schon so häufig haben sich solche Unglücklichen der Hilfe der guten Mecklenburger zu erfreuen gehabt, und wird, da der Verlust sich gegen 10.000 Rthlr. beläuft, auch bei diesen Unglücklichen sich gewiss diesmal die Menschenliebe nicht untätig zeigen. Sehr gern nimmt der Herr Advokat Rudow hierselbst für diese armen Leute milde Gaben entgegen und werden auch selbst die kleinsten dankbar angenommen.