Geschichte der Stadt Greifswald - 20. Greifswalds Wiederaufschwung in der segensreichen Friedensperiode zwischen dem siebenjährigen Kriege und der französischen Revolution.

Aus der Landesgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns
Autor: Hahn, J. C. (? - ?) Gymnasiallehrer, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Pommern, Sitten und Gebräuche,
Die Segnungen des Friedens wurden in unserer Stadt und Provinz bald sichtbar. Gegen andere deutsche Lande war Schwedisch-Pommern sowohl durch die Landesväterlichkeit seiner Regierung, als durch seine günstige Stellung in der Handelswelt in großem Vorteil. Seitdem die deutsche Reichsflagge von den Meeren verschwunden war und die hanseatische nach dem Verfall des Bundes ihr Ansehen verloren hatte, waren die deutschen Schiffe von dem einträglichen Handel nach dem Mittelmeer ausgeschlossen, ja sie konnten es kaum wagen, die portugiesischen Häfen zu besuchen, weil die Raubschiffe der Barbareskenstaaten auf der Nordküste von Afrika ihnen auch dort nachstellten. Die schwedische Flagge dagegen deckte Schiff und Gut und gab unserm Handel einen viel größeren Umfang, als ihn die übrigen deutschen Seestädte hatten. Daher überholten die Seestädte unter schwedischer Hoheit sehr weit ihre Nachbaren, und Stralsund wurde auf längere Zeit viel bedeutender, als Stettin und Rostock.

Im Jahre 1771 hatte Gustav III. den schwedischen Thron bestiegen. Er entledigte sich schon im folgenden Jahre ohne Blutvergießen der Beschränkungen, welche der Königlichen Gewalt nach dem nordischen Kriege auferlegt waren, und strebte ernstlich darnach, dem schwedischen Reiche den Rang wieder zu erwerben, zu welchem es Gustav Adolph der Große erhoben hatte. Unsere Provinz stellte er mit großer Macht vollkommen unter die Verwaltung des Fürsten von Hessenstein, unter welchem Stralsund den Glanz einer fürstlichen Residenz erlangte und fast eben wieder so blühend wurde, als es in den besten Zeiten der Hanse gewesen war.

In diese Zeit fällt die ergiebigste Periode des neuvorpommerschen Seehandels. Er war während des nordamerikanischen Krieges am gewinnreichsten. Die neutralen Flaggen, also auch die unsrige, machten die enormsten Geschäfte. Das kleine, kaum aus seiner Asche wiedererstandene Wolgast hatte großartigen Schiffbau. In einem einzigen Jahre standen dort 18 Seeschiffe zugleich auf dem Stapel. Auch Greifswald bekam einen Anteil an dem gemachten Gewinn, und wenn derselbe geringer war, als der von Stralsund und Wolgast, so lag das darin, dass es erst seinen versandeten Ryck wieder schiffbar machen, und seinen Vorhafen zu Wyck wieder herstellen musste, bevor es an dem See-Handel Teil nehmen konnte. Darüber vergingen aber die ergiebigsten Jahre dieser Handelsperiode.

Das Salzwerk war zwar schon 1745 wieder hergestellt worden, hatte aber im 7 jährigen Kriege eine neue Unterbrechung seiner Tätigkeit erlitten. Nach demselben kam es in Flor und wurde eine ergiebige Quelle städtischer Wohlhabenheit.

In der Stadt fing man wieder an, solide zu bauen, und die französischen Mansarden fanden vielen Beifall. Die meisten Häuser, die damit überdacht sind, stammen aus dieser und der nächstfolgenden Zeit her. Eine solide und geschmackvolle Bauart zeigt sich überall in den öffentlichen und Privatgebäuden, welche in dem letzten Dezennium des vorigen und in den beiden ersten dieses Jahrhunderts in unserer Stadt und auf dem Lande von dem akademischen Zeichenmeister und Architekten Gottfried Quistorp erbaut sind. Dieser Mann hat einen wesentlichen Einfluss auf einen guten Geschmack in den Bauten unserer Stadt geübt und in seinem Schüler, dem Maler und Architekten Giese, 5inen noch größeren Nachfolger hinterlassen, dem wir den vortrefflichen Ausbau unserer Kirchen verdanken, der an anderen Orten, z. B. in Stralsund in der Marienkirche, nachgeahmt ist.

Die Universität wetteiferte mit der Stadt in Verbesserungen und neuen Anlagen. Der Professor Heinrich Röhl errichtete in einem Turm der Stadtmauer eine Sternwarte, die wieder eingegangen ist, und Gustav Wilke, ein Schwede und Schüler des berühmten Linné, legte den botanischen Garten an, der schon vor dem siebenjährigen Kriege beabsichtigt war. Um denselben erwarb sich der berühmte Professor und Archiator Weigel große Verdienste, dessen erfolgreiche Tätigkeit sich von 1773 bis hoch in unser Jahrhundert hinauf erstreckte. Zu seinen vornehmsten Schülern gehört Dr. Creplin, dessen stille aber unermüdliche Tätigkeit vom In- und Auslande anerkannt und von der höchsten Behörde richtig gewürdigt wird.

Der Umfang dieser Schrift erlaubt es nicht, alle hochverdienten Männer jener Zeit namhaft zu machen, aber wir dürfen Johann Karl Dähnert doch nicht unerwähnt lassen, dessen Urkundensammlung u. a. Schriften zu den vorzüglichsten Quellen der pommerschen Geschichte gehören. Als Bibliothekar vermehrte er die Universitätsbibliothek auf das Fünffache und hat darüber einen genauen gedruckten Katalog verfasst.

Die algerische Flotte

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Gustav III. (1746-1792) König von Schweden

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Gustav III. (1746-1792) König von Schweden 1777

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Schlacht bei Svensksund 9. Juli 1790

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