Geschichte der Stadt Greifswald - 13. Die Stadt und Universität unter der Regierung des Herzogs Philipp Julius, von 1592 bis 1625.

Aus der Landesgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns
Autor: Hahn, J. C. (? - ?) Gymnasiallehrer, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Pommern, Sitten und Gebräuche, Universität
Dieser Fürst, der liebenswürdigste und leutseligste unter allen pommerschen Herzögen, geriet dennoch im Laufe seiner Regierung mit der Stadt Greifswald in einen argen Konflikt, welcher das gute Einvernehmen der Stadt zu ihrem Landesfürsten auf längere Zeit störte. Ein Bürger aus Greifswald, Claus Zickermann, hatte einen Mord begangen und bei dem fürstlichen Amtmann zu Eldena Achaz von Roden Schutz gefunden. Der Verbrecher wurde aber von einigen Bürgern der Stadt auf dem Eldenaer Felde ergriffen und in das städtische Vogteihaus des Wyker Hafens gebracht. Aus demselben befreite ihn der Amtmann an der Spitze von Bewaffneten und führte ihn nach Eldena zurück. Auf die Nachricht von dieser Tat zogen die Greifswalder mit 200 Mann am 18. November 1608 gegen Eldena, drangen dort gewaltsam ein und führten den Verbrecher unter Trommelschlag und Trompetenschall in ihre Stadt zur gebührenden Bestrafung. Der Herzog sah hierin eine unerlaubte Selbsthilfe und eine Verachtung seines landesherrlichen Ansehens und lud die Vorsteher der Stadt wegen Bruchs des Landfriedens auf den 20. Februar 1609 vor den Landtag nach Wolgast. Dort wurde die Sache aber nicht zum Austrag gebracht, sondern sie wurde erst gegen das Ende des Jahres 1611 durch eine Kommission vermittelt.

In einem viel besseren Verhältniss stand die Universität mit dem Herzoge. Dieselbe hatte unter Ernst Ludwig den Bau eines neuen Universitätsgebäudes begonnen und es Collegium Ernesto-Ludovicanum genannt. Dasselbe war 1596 soweit gediehen, dass die Zimmer benutzt werden konnten. Das Gebäude hatte drei Stockwerke. Das Erdgeschoss enthielt im östlichen Teile einauditorium juridicum, ein medicum und ein theologicum, einen carcer, einen locus consilii und ein archivum. Im westlichen Teile waren zwei Wohnungen für Professoren der philosophischen Fakultät. Das mittlere Stockwerk enthielt den Bibliotheksaal und auf beiden Seiten des Korridors Studentenwohnungen. Das dritte Stockwerk war damals noch nicht ausgebaut. Auf dem Dache war ein Turm mit einer Glocke, die zu den akademischen Festen und Feierlichkeiten einläutete. Dies Gebäude war im italienischen Stil aufgeführt und soll zu den schönsten Kollegien in Deutschland gehört haben. In den späteren Kriegen war es sehr beschädigt und musste schon 1747 niedergebrochen und durch das jetzige ersetzt werden, das unter der Leitung des Professors Andreas Meyer erbaut ist.

Der Herzog hätte der Universität gerne einen Zuschuss zu ihren Einkünften zugewandt, und machte deshalb Anträge an die Stände, aber sie erklärten sich außer Stande, darauf eingehen zu können (1606). Für die Berufung der Lehrer sorgte Philipp Julius fleißig. Er schenkte 1609 für den Rektor einen neuen Mantel, der noch bei uns aufbewahrt wird und zu der letzten Jubelfeier durch einen ganz ähnlichen ersetzt worden ist. Ein noch wertvolleres Geschenk dieses Herzogs war die Summe von 1.000 Gulden und den nötigen Baumaterialien zur Ausbesserung der der Universität gehörigen Häuser (1621). Die Frequenz der Universität war im erfreulichen Fortschritt. Im Jahre 1624 wurden 160 Studenten aufgenommen.

Philipp Julius (1584-1625) letzter Herzog von Pommern-Wolgast

Philipp Julius (1584-1625) letzter Herzog von Pommern-Wolgast

Greifswald, Eldena, Kirche des Zisterzienser-Klosters (2)

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Greifswald, Eldena, Kirche des Zisterzienser-Klosters

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Greifswald, Universität, Rubenowdenkmal auf dem Rubenowplatz

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