Geschichte der Stadt Greifswald - 06. Der Mecklenburgische Krieg, von 1326—1328.

Aus der Landesgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns
Autor: Hahn, J. C. (? - ?) Gymnasiallehrer, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Pommern, Sitten und Gebräuche,
Von der Machtfülle und dem Mut, welcher zu dieser Zeit die Bürger von Greifswald, so wie überhaupt die städtischen Kommunen beseelte, gibt uns der Mecklenburger Krieg ein anschauliches Beispiel. Dieser Krieg ward dadurch veranlasst, dass im Jahre 1325 das Haus der Fürsten zu Rügen ausstarb. Es entstand dadurch die Frage, wem künftig ihr Fürstentum, welches Dänisches Lehn war, gehören sollte. Die Rügischen Stände betrachteten als rechtmäßigen Erben den Herzog Wartislav IV. von Pommern, eines Schwestersohn des letzten Rügischen Fürsten Witzlav IV. Der damalige König von Dänemark Christoph belehnte diesen auch wirklich damit im Juni 1326 auf dem Kirchhofe zu Barth öffentlich und feierlich, aber am 1. August starb schon Wartislav und hinterließ seine Witwe Elisabeth mit zwei unmündigen Söhnen. Darauf belehnte der aus seinem Lande vertriebene König in Rostock den Herzog Heinrich von Mecklenburg, bei dem er Schutz und Aufnahme gefunden hatte, mit dem Fürstentum Rügen. Das missfiel den Vorpommerschen Städten, und Greifswald, Stralsund, Anklam und Demmin schlossen einen Bund zur Behauptung des erwähnten Fürstentums für die jungen Herzöge. Schon zu Ende Augusts rückte Herzog Heinrich in den auf dem festen Lande gelegenen Teil des ihm verliehenen Fürstentums ein und bemächtigte sich der Städte Barth, Grimmen, Tribsees und Loitz; nur die Burg der letzteren Stadt behauptete der unerschrockene Befehlshaber Reinfried von Pentz und wies alle von den Mecklenburgern gemachten Anträge ab.

Die Greifswalder sagen in ihrem Kriegsbericht: Da begannen wir unverzagt und im Namen Gottes den Krieg gegen die Herren von Mecklenburg und ihre Beiständer, und haben für die Verteidigung des Landes und des Rechtes unserer Herren von Pommern getan, soviel und so gut wir es vermochten, denn wir wollen nicht unter die Herrschaft der Mecklenburger kommen.

Die Ratsmänner und wohlhabenden Bürger rüsteten ein jeder die ihm anbefohlenen Pferde und Reiter aus. Außerdem nahm Greifswald von den pommerschen Rittern 80 geharnischte und 250 leichte Reiter in Sold, welche in kurzer Zeit 2.870 Mark Pfennige an Besoldung kosteten, nach jetzigem Gelde 8.610 Thaler. Bei Neuendorf, unweit Kemnitz, bauten die Greifswalder ein Kastell, dessen Unterhaltung während des Krieges 516 Mark Pfennige kostete. Dem Reinfried von Pentz in Loitz schickten sie fortwährend Lebensmittel, welches 530 Mark Pfennige kostete. Die verwitwete Herzogin Elisabeth ließen sie mit ihren Kindern nach Greifswald holen und wiesen ihr daselbst Wohnung und Unterhalt an, das gegen 1.000 Mark Pfennige erforderte. In dieser Weise dauerten nun die Ausgaben fast drei Jahre fort. Im März 1327 nahmen die Greifswalder den Mecklenburgern
die Stadt Loitz wieder ab. Im Juli d. J. rückte ein neues Mecklenburgisches Heer gegen Greifswald vor und verbrannte die Dörfer und Kornfelder ringsum. Am 16. August erschien es vor der Stadt, wo der Rat die ganze Bürgerschaft unter die Waffen rief. Als der Feind ernstliche Gegenwehr sah, zog er sengend und brennend über die Ziese und verwüstete den ganzen Wusterhuser Winkel bis Wolgast. Zu Anfang des Oktobers erschienen die Mecklenburger von Grimmen her vor Greifswald. Die Greifswalder zogen, 600 Mann stark, hinaus und trieben den Feind bis Griebenow zurück, wo er sich setzte, aber nach einem blutigen Gefecht unterlag. Er verlor 28 Gefangene und eine Fahne. Im April 1328 erlitten die Mecklenburger eine noch schwerere Niederlage bei Völschow, unweit Loitz, durch die Demminer, Treptower und den Grafen von Gützkow. Endlich wurde der Krieg durch den Frieden zu Brödersdorf bei Demmin am 27. Juni 1328 beendigt. Die Mecklenburger entsagten dem Fürstentum Rügen gegen eine ihnen von den pommerschen Herzogen zu zahlende Abfindungssumme von 31.000 Mark Silbers, ungefähr 430.000 Thaler. Es entstanden hierüber später noch wiederholte Kriege, doch behaupteten die Pommern ihren Erwerb.

Aus dem Rechnungsbericht über die Kosten des Krieges entnehmen wir Folgendes:
Zuerst werden die Beiträge der 26 Ratsmänner in Mark Pfennigen aufgeführt, die Mark = 3 Thaler jetzigen Geldes. Es 9.005 Mark

Dann folgen die Beiträge einzelner Kaufleute und Bürger, unter denen auch Frauen und Witwen sind. Sie fallen von 400 Mark bis auf 5 Mark. Zuletzt kommen die Beiträge der Gewerkt, die in Mark reinen Silbers angegeben sind. Den höchsten Beitrag zahlten
die Gerber mit 416 Mark
die Krämer und Sattler 230 Mark
die Goldschmiede 80 Mark
die Bäcker 318 Mark
die Schlächter 315 Mark
die Schmiede 60 Mark
die Böttcher 300 Mark
die Schneider 80 Mark
die Schlösser 46 Mark
die Tuchmacher 80 Mark
die Kürschner 60 Mark
die Schuhmacher 80 Mark
die Höcker 70 Mark
die Fischer 50 Mark

Solche Kriegskosten kamen öfter vor, besonders wegen der Seekriege, welche die Hanseaten gegen die nordischen Reiche führten.

044 Kriegsrat vor belagerter Stadt

044 Kriegsrat vor belagerter Stadt

043 Landsknechtslager

043 Landsknechtslager

045 Bauernkrieg

045 Bauernkrieg

026 Schuhmacherwerkstatt

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024 Belagerung einer Burg

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023 Burginneres

023 Burginneres

001 Goldschmiedewerkstatt

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003 Steinmetzen

003 Steinmetzen

004 Glockengießer

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019 Ritter-Turnier

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Mittelalterliche Burganlage

Mittelalterliche Burganlage

Angriff auf eine Burg

Angriff auf eine Burg