Georg, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1779-1860). Biographie

Allgemeine Deutsche Biographie Bd 8 (1878)
Autor: Fromm, Ludwig (1824-1884) deutscher Historiker, Erscheinungsjahr: 1878
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Georg Friedrich Karl Joseph, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, geboren am 12. August 1779, gestorben am 6. September 1860, war der älteste Sohn des nach dem Tode seines kinderlosen Bruders Adolph Friedrich II. am 2. Juni 1794 zur Regierung gelangten Großherzogs Karl, welchem er am 6. November 1816 succedirte. Er war zu Hannover geboren, wo sein Vater damals als großbritannischer und braunschweig-lüneburgischer Feldmarschall lebte. Seine Mutter, des Vaters erste Gemahlin, war Friederike Caroline Luise, Prinzessin von Hessen-Darmstadt; seine Schwestern waren Charlotte, Gemahlin des Herzogs Friedrich zu Sachsen-Hildburghausen, Therese, Gemahlin des Fürsten Karl Alexander von Thurn und Taxis, Luise, Gemahlin des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen, und Friederike, Gemahlin des Prinzen Ludwig von Preußen, in zweiter Ehe des Prinzen Friedrich Wilhelm von Solms, in dritter des Königs Ernst August von Hannover. Sein Stiefvater war der als Feldherr und Staatsmann hochgeehrte Herzog Karl, geboren am 30. November 1785, gestorben am 21. September 187. Herzog Georg Friedrich Karl Joseph lebte nach einer sorgfältigen Vorbildung mehrere Jahre am Hofe zu Berlin, darauf von 1802–1804 in Italien. 1806 ging er zu Verhandlungen mit dem französischen Cabinet nach Paris und nahm 1814 an den Verhandlungen des Fürstenkongresses zu Wien Teil; später hielt er sich bei seiner Schwester in England auf, bis er durch des Vaters Tod zur Regierung gelangte. Die Regierungshandlungen des Großherzogs mußten sich bei der Kleinheit des Landes auf die Ordnung der inneren Verhältnisse desselben beschränken; nach mancher Richtung hin waren sie jedoch Ausflüsse der eigenen Initiative des Fürsten. Dies ist besonders in Bezug auf daß Schulwesen, das Armen- und Wohltätigkeitswesen und daß Kirchenwesen der Fall. Auch Wissenschaft und Künste, namentlich die Musik und die Baukunst, förderte der hoch- und feingebildete Fürst nach seinem Vermögen auch dadurch, daß er jungen Talenten gern die Mittel zu ihrer Ausbildung reichte. Seine Wohltätigkeit war sprichwörtlich, seine Frömmigkeit ernst und tief; die Kirchen des Landes suchte er zu verschönern und wo erforderlich zu restaurieren. Auf seinen religiösen Ansichten beruhte der Conservativismus in politischen und volkswirtschaftlichen Dingen, welcher ihn u. A. antrieb, sich schon vor der Publikation des später durch den Freienwalder Schiedesspruch aufgehobenen Staatsgrundgesetzes vom 10. Oktober 1849 von den Verhandlungen über die mecklenburgische Verfassungsänderung zurückzuziehen. – Georgs Gemahlin war seit 12. August 1817 Marie, Prinzessin von Hessen-Kassel, geboren am 21. Juli 179ts.