Die Zeiten Heinrichs des Obotriten (1015 - 1126)
So gelangte durch sträflichen Verrat (obwohl er als Vergeltung der seinem Haust angetanen Unbilde geachtet werden mochte) Heinrich als gereifter Mann zum Throne des Landes seiner Väter, das er vor 40 Jahren als Kind fliehend verlassen hatte. Was er als Mensch, als Christ gesündigt, das suchte er durch weise und ruhmvolle Herrschaft zu bedecken, und die Geschichte darf ihm die Anerkennung dieser nicht versagen.
Aber nicht war es ihm vergönnt, ruhig für das Wohl seines Volkes zu wirken, unsicher war im Anfange noch sein Thron; doch sein kräftiger Arm, gepaart mit Milde, Mäßigung und Gerechtigkeit, besiegte alle Hindernisse. Zunächst mit Dänemark in gutem Vernehmen, schloss er mit dem Sachsenherzoge Magnus ein Bündnis, dessen Band durch Abtretung des sächsischen Nordalbingiens (welches nun dem Grafen Adolf von Schauenburg als Grafschaft Holstein verliehen ward), einer ohnehin unsichern Besitzung, fester geknüpft wurde. So hatte er von Außen Ruhe, aber die östlichen Wenden gehorchten ihm erst nach dem Siege, den er über sie bei Smielow im Polabenlande erfocht, auch die Wilzen mussten durchs Schwert zur Anerkennung des neuen Königs gezwungen werden. Nach der Einnahme Havelbergs schloss er mit dem Erzbischofe von Magdeburg einen Vertrag, worin er vor Allem sich die Enthaltung jeglicher unmittelbaren Einwirkung desselben auf seine Untertanen ausbedung. Das Bekehrungswerk wollte er selbst leiten; nicht sollte deutsche Habgier und Ehrsucht den Sieg des Lichtes hemmen. Die empörten Brizaner und Stoderaner wurden gedemütigt, ingleichen die Rügier, die seinen Sohn Waldemar erschlagen, und ihn an seiner Hofburg Liubice (Lübeck) aufzuheben versucht hatten. Über die gefrorene Ostsee ziehend, züchtigte er sie, 1113, und belegte sie mit einer Geldbuße von 4.400 Mark Silbers.
Das bisherige gute Vernehmen mit dem dänischen Hofe ward aber jetzt (1115) leider gestört. Der König Niklot weigerte sich nämlich wiederholt, an Heinrich die Erbgüter seiner Mutter herauszugeben. Endlich brach der Krieg aus; Heinrich rückte in Jütland ein, eroberte Schleswig, indes seine Flotte die dänischen Küsten brandschatzte, und erfocht bei Cutilinburg in einer dreitägigen Schlacht (8 - 40. Aug. 1115) einen entscheidenden Sieg. Doch wandte sich das Kriegsglück, als Niklot das Kommando seinem Brudersohne Kanut Hlawarde, der bisher am Hofe Lothars von Sachsen gebildet war, zugleich mit dem Herzogtume Schleswig übergab. Heinrich zog sich nach Wagrien zurück, aber Hlawarde brach in Slawanien selbst ein, so dass Heinrich in große Bedrängnisse geriet. Doch der Edelmut Hlawardes beschleunigte den Frieden, der 1116 zu Lübeck, der gewöhnlichen Residenz Heinrichs, geschlossen ward, dem zu Folge Heinrich gegen eine Geldsumme allen Ansprüchen entsagte. Heinrich lernte hier den Hlawarde so schätzen, dass er, voll Bewunderung des jungen Helden, ihn zu seinem Nachfolger bestimmte, mit Ausschließung seiner beiden mit der Slawina erzeugten Söhne, die er nicht für fähig erachtete, das schwere Szepter Slawaniens zu führen — indessen erklärte Hlawarde, von dieser Bestimmung nie Gebrauch machen, zu wollen, so lange von Heinrichs Nachkommen jemand lebe.
Nun erst konnte Heinrich ungetrübt seine Länder die Segnungen des Friedens empfinden lassen. Wenige Jahre reichten hin, den gesunkenen Handel neu zu beleben, neue Städte zu gründen, (unter denen besonders Lübeck aufblühte), Ordnung und Wohlstand überall zu verbreiten. Das Christentum machte während seiner Regierung im Stillen große Fortschritte, ohne dass er öffentlich etwas für dasselbe tat. Er selbst war in Wort und Tat eifriger Christ und Schüler des frommen Vicelin, der in Lübeck seine prunklose Gottesverehrung besorgte und, unermüdet im Dienste des Herrn, für die Verbreitung des Christentums sich unsterbliche Verdienste erwarb. Heinrich starb 1126 zu Lübeck mit dem Bewusstsein, seine Kräfte dem Wohle seines Landes gewidmet, und dieses zu einer hohen Stufe von Macht und Wohlstand erhoben zu haben.
Aber nicht war es ihm vergönnt, ruhig für das Wohl seines Volkes zu wirken, unsicher war im Anfange noch sein Thron; doch sein kräftiger Arm, gepaart mit Milde, Mäßigung und Gerechtigkeit, besiegte alle Hindernisse. Zunächst mit Dänemark in gutem Vernehmen, schloss er mit dem Sachsenherzoge Magnus ein Bündnis, dessen Band durch Abtretung des sächsischen Nordalbingiens (welches nun dem Grafen Adolf von Schauenburg als Grafschaft Holstein verliehen ward), einer ohnehin unsichern Besitzung, fester geknüpft wurde. So hatte er von Außen Ruhe, aber die östlichen Wenden gehorchten ihm erst nach dem Siege, den er über sie bei Smielow im Polabenlande erfocht, auch die Wilzen mussten durchs Schwert zur Anerkennung des neuen Königs gezwungen werden. Nach der Einnahme Havelbergs schloss er mit dem Erzbischofe von Magdeburg einen Vertrag, worin er vor Allem sich die Enthaltung jeglicher unmittelbaren Einwirkung desselben auf seine Untertanen ausbedung. Das Bekehrungswerk wollte er selbst leiten; nicht sollte deutsche Habgier und Ehrsucht den Sieg des Lichtes hemmen. Die empörten Brizaner und Stoderaner wurden gedemütigt, ingleichen die Rügier, die seinen Sohn Waldemar erschlagen, und ihn an seiner Hofburg Liubice (Lübeck) aufzuheben versucht hatten. Über die gefrorene Ostsee ziehend, züchtigte er sie, 1113, und belegte sie mit einer Geldbuße von 4.400 Mark Silbers.
Das bisherige gute Vernehmen mit dem dänischen Hofe ward aber jetzt (1115) leider gestört. Der König Niklot weigerte sich nämlich wiederholt, an Heinrich die Erbgüter seiner Mutter herauszugeben. Endlich brach der Krieg aus; Heinrich rückte in Jütland ein, eroberte Schleswig, indes seine Flotte die dänischen Küsten brandschatzte, und erfocht bei Cutilinburg in einer dreitägigen Schlacht (8 - 40. Aug. 1115) einen entscheidenden Sieg. Doch wandte sich das Kriegsglück, als Niklot das Kommando seinem Brudersohne Kanut Hlawarde, der bisher am Hofe Lothars von Sachsen gebildet war, zugleich mit dem Herzogtume Schleswig übergab. Heinrich zog sich nach Wagrien zurück, aber Hlawarde brach in Slawanien selbst ein, so dass Heinrich in große Bedrängnisse geriet. Doch der Edelmut Hlawardes beschleunigte den Frieden, der 1116 zu Lübeck, der gewöhnlichen Residenz Heinrichs, geschlossen ward, dem zu Folge Heinrich gegen eine Geldsumme allen Ansprüchen entsagte. Heinrich lernte hier den Hlawarde so schätzen, dass er, voll Bewunderung des jungen Helden, ihn zu seinem Nachfolger bestimmte, mit Ausschließung seiner beiden mit der Slawina erzeugten Söhne, die er nicht für fähig erachtete, das schwere Szepter Slawaniens zu führen — indessen erklärte Hlawarde, von dieser Bestimmung nie Gebrauch machen, zu wollen, so lange von Heinrichs Nachkommen jemand lebe.
Nun erst konnte Heinrich ungetrübt seine Länder die Segnungen des Friedens empfinden lassen. Wenige Jahre reichten hin, den gesunkenen Handel neu zu beleben, neue Städte zu gründen, (unter denen besonders Lübeck aufblühte), Ordnung und Wohlstand überall zu verbreiten. Das Christentum machte während seiner Regierung im Stillen große Fortschritte, ohne dass er öffentlich etwas für dasselbe tat. Er selbst war in Wort und Tat eifriger Christ und Schüler des frommen Vicelin, der in Lübeck seine prunklose Gottesverehrung besorgte und, unermüdet im Dienste des Herrn, für die Verbreitung des Christentums sich unsterbliche Verdienste erwarb. Heinrich starb 1126 zu Lübeck mit dem Bewusstsein, seine Kräfte dem Wohle seines Landes gewidmet, und dieses zu einer hohen Stufe von Macht und Wohlstand erhoben zu haben.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Mecklenburger Landes - Band 1