Einige Bemerkungen für Nichtärzte über den Gebrauch des Seebades

Im Dezember 1826. Baderegeln
Autor: Bornemann, Sanitätsrat, Erscheinungsjahr: 1826
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Seebad Doberan, Heilanstalt, Wasserkur, Badekur, Gottlieb Samuel Vogel, Universität Rostock, Badearzt, Badekur, allgemeine Baderegeln
Es kann nicht meine Absicht sein, in diesen Zeilen etwas neues sagen zu wollen, da der hochgefeierte Veteran der medizinischen Wissenschaft, der Hr. Geh. Medizinalrat Vogel, mit der umfassendsten Gründlichkeit alles erschöpft hat, was sich über den Nutzen und Gebrauch des Seebades sagen lässt; nur die Dankbarkeit gegen dies herrliche Heilmittel, das Seebad, und einige Winke, die ich der Aufmerksamkeit aller derer recht angelegentlichst empfehlen möchte, welche mit Nutzen das Seebad gebrauchen wollen, bestimmen mich zur Mitteilung dieser wenigen Zeilen.

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Eine Nervenkrankheit führte mich zum Gebrauch des Seebades im verflossenen Sommer nach Doberan. Während meines vierwöchentlichen Aufenthalts hatte ich Gelegenheit dort viele Beobachtungen zu machen, wie so manche Kranke durch unrichtigen Gebrauch des Seebades den Nutzen desselben für sich vereitelten. So wie ich in jedem Jahre bei dem hiesigen Bade die Erfahrung mache, dass manche Kranke, jeden ärztlichen Rat nicht achtend, entweder aus Laune, oder eigenem falschen Ermessen, oder durch Zureden nie fehlender vorlauter Ratgeber das Bad den erfahrungsmäßigen Regeln widersprechend gebrauchen, ebenso war dies in Doberan der Fall. Bei warmen Bädern lässt sich in der Regel die Zeit des Aufenthalts im Bade nach der Uhr bestimmen, nicht so bei dem kalten Seebade. Hier gilt ein anderer Maßstab und zwar folgender. In dem Moment, in welchem der Kranke die See mit den Füßen berührt, muss er auch den ganzen Körper untertauchen, und dies mehrere Male hintereinander wiederholen. In den ersten Augenblicken des Untertauchens überfällt den ganzen Körper ein lebhafter Nervenschauer, dieser Schauer lässt allmählich nach, und es tritt nun ein Gefühl von Wärme ein, das äußerst behaglich ist und die Idee erweckt, in diesem angenehmen Zustande möglichst lange zu verweilen. Dies ist aber der kritische Moment, der von vielen leider unbeachtet bleibt, denn grade in diesem Zustande muss man schnell die See verlassen. Dieses äußerst behagliche Gefühl der Warme verliert sich bald bei längerem Aufenthalt in der See, und es tritt nun ein zweiter kalter Schauer ein, der längere Zeit anhält und nachteilig wirkt. Wer bis zum Eintreten dieses kalten Schauers im Bade verweilt, hebt die gute Wirkung des Bades sofort auf. Es ist nicht zu leugnen, dass jedes behagliche Gefühl der Wärme leicht zum längeren Aufenthalt im Bade verführt, dieser Anreizung darf aber nicht Genüge geleistet werden, denn vielleicht für den ganzen Tag und länger ist Kopfschmerz und verschiedenartiges Übelbefinden die Folge davon, der Nutzen der Kur geht überdies bestimmt verloren. Nach der täglich wiederholten Beobachtung schien bei mir jener angenehme Zustand nach einem Aufenthalte von höchstens drei Minuten seine Höhe erreicht zu haben, wenigstens bin ich nie länger als diese Zeit im Bade gewesen. Diese Zeit erleidet aber gewiss bei den verschiedenen Krankheitsformen und Individuen mancherlei Modifikationen. Vielleicht wird manchen Ungläubigen der angegebene Zeitraum zu kurz scheinen, ich kann hierauf die Versicherung geben, dass diese Art des Gebrauchs mir den ausgezeichneten Nutzen gewahrt hat.

Bei der Anwendung eines jeden Heilmittels kommt es am wenigsten auf die Masse, die Quantität an, so bei den Bädern nicht allein auf die längere Zeit der Einwirkung, sondern auf die Art der Einwirkung. Dass hier aber doch gewisse Regeln feststehen, welche aus der Erfahrung geschöpft sind, dass diese Regeln doch bestimmt nur den guten Erfolg bedingen, sollten wenigstens alle Patienten glauben, und den Vorschriften der Ärzte eher folgen, als ihren eigenen Ansichten.

Bei dieser Gelegenheit kann ich eine andere unrichtige Ansicht nicht unberührt lassen, welche insbesondere sich auf Doberan bezieht. Man hört sehr häufig die Meinung äußern: der Gebrauch des Seebades in Doberan sei mehr für Gesunde als Kranke. Was man hiermit sagen will, brauche ich nicht näher zu entwickeln. Es gibt viele Redensarten, welche nachgesprochen werden, ohne dass der Redende dabei etwas denkt, in diese Kategorie gehören auch jene Worte. Jeder Vernünftige muss zugeben, dass das Entferntsein aus mancherlei Verhältnissen für einige Zeit, dass das sorgenfreie Leben bei einer Brunnen- oder Badekur, dass die mancherlei Zerstreuungen und viele solcher Einflüsse einen Teil der Heilsamkeit der genannten Kuren bedingen. Ist dies nicht zu leugnen, so ist besonders für Kranke, welche noch eines heitern Lebensgenusses fähig sind, der Aufenthalt an solchen Orten vorzüglich zu empfehlen, welche jene Bedingungen enthalten und gewahren. Und hier behauptet Doberan unstreitig den ersten Platz unter allen Brunnen- und Badeorten Deutschlands, vielleicht der Welt. Mag in einigen Bädern Böhmens und des Rheins die Natur vielleicht in größere Formen dastehen, in der Kunst und Harmonie des Ganzen steht Doberan oben an. Sehen wir auf die inneren so verschiedenartigen Einrichtungen, so finden wir hier eine Ordnung, Zweckmäßigkeit und Sorgfalt, wie sie in keinem andern Bade existiert. Welche gerechten Klagen werden z.B. über Ems, Wiesbaden und Karlsbad geführt, Orte, welche so viele Kranke jährlich aufnehmen, und wo die ersten Bedingungen solcher Anstalten mangeln. Welchen Verein von Heilmitteln bietet jetzt Doberan dar, wie sehr wird dadurch der Vorzug desselben vor allen Brunnen- und Badeörtern im allgemeinen erhöht. — Es war hier nur meine Absicht auf obige Redensart aufmerksam gemacht zu haben. — Im Dezember 1826.
Sanitätsrat Bornemann.

Der Kamp mit dem Herzoglichen Palais.

Der Kamp mit dem Herzoglichen Palais.

Der Kamp in Doberan.

Der Kamp in Doberan.

Das Stahlbad zu Doberan.

Das Stahlbad zu Doberan.

Die Kapelle in Althof.

Die Kapelle in Althof.

Der Heilige Damm und die Ostsee.

Der Heilige Damm und die Ostsee.

Das Salon- und das Badehaus in Heiligendamm.

Das Salon- und das Badehaus in Heiligendamm.

Der Neue Markt in Doberan.

Der Neue Markt in Doberan.

Die Großherzoglichen Logierhäuser in Heiligendamm.

Die Großherzoglichen Logierhäuser in Heiligendamm.

Das Sommerhaus der Alexandriene.

Das Sommerhaus der Alexandriene.

Die Kirche - Das Doberaner Münster.

Die Kirche - Das Doberaner Münster.

Das Großherzogliche Palais in Doberan.

Das Großherzogliche Palais in Doberan.

Der Kamp nach Osten.

Der Kamp nach Osten.

Das Innere der Kirche zu Doberan.

Das Innere der Kirche zu Doberan.

Blick auf den Buchenberg zu Doberan.

Blick auf den Buchenberg zu Doberan.