Eine Uferpredigt.*)

Aus: Bilder von Rügen und Rügens Sagen
Autor: Kübler, Ludwig (?-?) Heimatschriftsteller, Erscheinungsjahr: 1868

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sagen und Märchen, Stralsund, Rügen, Putbus, Vilmnitz, Thiessow, Mönchgut, Granitz, Binz, Schmachter See, Hagenschen Berge, Schanzenberg, Prora, lenzberg, Saßnitz, Wissower Klinken, Brismitzer Bach, Jasmunder Bodden, Fahrenberg, Brismitzer Bach, Kolliker ost, Stubbenkammer, Stubbnitz, Herthasee, Königstuhl, Quoltitz, Sagard, Bobbin, Schabe, Arkona, Ralswieck, Pulitz, Rugard, Schoritz, Altenkirchen, Stubbenkammer, Hochhilgord. Nordpeerd. Vilm, Hiddensöe, Hünengräber, Rakswiek, Karenza, Goore, Banzelwitzer Berge, Ralow, Prora,
Es spricht zum gläub'gen Fischervolke
Am Meeresstrand des Priesters Mund,
Und aus des Himmels Wetterwolke
Gibt sich des Gottes Nähe kund.
Die Menge lauscht in tiefem Schweigen
Dem Worte, das sie trösten soll.
Vom Sturm erprobte Häupter neigen
Sich aus den Busen andachtsvoll.

Zur Kanzel wird der Stein erhoben,
Hier ziemt nicht Prunk und stolze Pracht,
Wo Wellen laut den Schöpfer loben
Und hell das Himmelsauge lacht.
Die Kuppel ist des Himmels Bogen,
Arkonas Ufer ist die Wand,
Und statt der Orgel brausen Wegen
Den Hochgesang umher am Strand.

Wie heil'ge Opferflammen, glühen
Die Strahlen um Arkonas Höh',
Indes die Wasser schäumend sprühen,
Und rauschend wogt die weite See.
Jetzt preist die andachtsvolle Menge
Den Herrn der Welt mit frommer Glut.
Des Liedes feierliche Klänge
Verwehen aus der dunkeln Flut.

Am Ufer harren schon die Nachen
Der Betenden in langen Reih’n.
In saurer Arbeit und im Wachen
Kann nur des Armen Fleiß gedeih’n.
Nicht rasten darf, nicht lange säumen
Die krafterprobte Fischerschar,
Und ob die Fluten donnernd schäumen,
Ihr Los ist Mühe und Gefahr.

Ernst steh’n die bräunlichen Gestalten,
Die Wind und Wetter oft durchweht,
Und ihre schwieligen Hände falten
Sich still zum brünstigen Gebet;
Und nach des Amens Klange schreiten
Sie zu den Nachen fromm erquickt.
Das ist ein Bild aus alten Zeiten,
Wie's oft Marias Sohn erblickt.

*) Die ärmeren Bewohner des nördlichen Wittows finden ihren Lebensunterhalt großenteils in dem Heringsfang. Während der Dauer desselben bleibt ihnen nicht so viel Zeit, nach dem entfernten „Altenkirchen“ zur Kirche zu gehen. Daher kommt jede Woche der Prediger von diesem Dorfe nach dem Strande und hält die Predigt bei guter Witterung unter freiem Himmel, bei schlechtem Wetter in einer kleinen dicht am Ufer befindlichen Kapelle. Diese Uferpredigten waren unter Kosegarten, welcher Pfarrer in Altenkirchen gewesen und mit großer Begeisterung sprach, sehr berühmt, es gewährt dem Reisenden einen rührenden und zugleich erhebenden Anblick, wenn er so glücklich ist, Zeuge einer solchen in einer großartigen Natur stattfindenden Predigt unter dem einfachen kräftigen Volke in der malerischen Fischertracht sein zu können.

Rügischer Fischer

Rügischer Fischer

Rügen Wasserträgerin

Rügen Wasserträgerin

Rügen Volkstyp

Rügen Volkstyp

Rügen Hofbesitzer

Rügen Hofbesitzer

Rügen, Frau in Abendmahlkleidung

Rügen, Frau in Abendmahlkleidung