Eine Panik. Parforcejagd auf Sauen und Füchse

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1903
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Jagd, Jagdvergnügen, Jagdgesellschaft, Jagdherr, Hetzjagd, Pferde, Hunde, Meute,
Die Parforcejagd stammt aus dem Orient, wurde in der Zeit Karls des Großen in Deutschland bekannt, gelangte aber hier erst im 18. Jahrhundert, als für die deutschen Höfe das Hofleben der Könige Frankreichs das Muster war, zu größerer Beliebtheit. Die Veranstaltung gewann damals eine Form, die ihrem Wesen nach ganz undeutsch ist.

**********************************************************
Jetzt wird der Edelhirsch bei uns nicht mehr gehetzt; die Parforcejagd ist in Deutschland auf Sauen beschränkt, in England bilden Füchse das Ziel. Man benutzt bei dieser Jagdweise eine große Anzahl Hunde, oft hundert und mehr, welche die Meute bilden. Zu einer gewöhnlichen Jagdequipage gehören 60 bis 70 Pferde mit einem ganzen Tross von Jagdbedienten, von denen namentlich die vier Piköre erfahrene Jäger, tüchtige Reiter und gute Hornisten sein müssen. Der Oberpikör leitet die ganze Veranstaltung, deren Höhepunkt erreicht ist, wenn die Meute das erschöpfte Wild „stellt“, bis der Jagdherr herankommt und unter dem Halali der Piköre es mit dem Hirschfänger„abfängt.“

Wegen ihrer abenteuerlichen Wechselfälle ist die Hetz- oder Parforcejagd bei vielen Freunden des Reitsports ganz besonders beliebt. Von alters her bietet sie Gelegenheit zur Entfaltung festlichen Glanzes. Dem großen Aufgebot von Pferden und Hunden und dem Ungestüm der Hetzjagd, die der Fährte des flüchtigen Wildes kreuz und quer, durch Wald und Feld, über Stock und Stein, in rasendem Tempo folgt, entspricht aber auch die Beunruhigung, in welche die ganze Gegend im Umkreis der Jagd gerät. Gar mancher Unglücksfall ist schon durch das jähe Heranbrausen der wilden Meute und der Jäger quer über die Straßen, über Brücken und Stege herbeigeführt worden.

Der Zwischenfall, den unser Bild darstellt, nimmt einen harmlosen Verlauf, er ist mehr komischer Natur. Der Steg, auf welchem die Meute an den Marktweibern vorüberjagt, ist ziemlich eng, und rücksichtslos stürmen die Hunde über das eine der entsetzten Bauernmädel, das von den ersten umgerissen wurde, hinweg. Der Korb, den sie auf dem Kopf trug, fällt ins Wasser und wird samt den schönen Äpfeln verloren sein. Im Übrigen aber kommen die von der Jagd überholten Bäuerinnen mit dem Schrecken davon.

Eine Panik. Parforcejagd auf Sauen und Füchse

Eine Panik. Parforcejagd auf Sauen und Füchse