Ein Stein wird zur Glocke. Buchholz bei Schwaan.

Mecklenburger Sage.
Autor: Volksmund
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Zwei Kinder aus Buchholz bei Schwaan, ein Knabe und ein Mädchen, hüteten die Gänse in der Nähe eines auf dem dortigen Felde befindlichen Berges. Als der Knabe gegen Mittag nach dem Dorfe ging, um zu essen, und das Mädchen allein nach den Gänsen zu sehen hatte, wurde sie plötzlich gewahr, daß auf dem Berge vier ziemlich große Steine standen, welche sie sonst noch nie da gesehen hatte.

Die Neugierde trieb das Mädchen, die Steine näher zu betrachten. Sie setzte sich neben einen derselben, und da der Stein recht hübsch und glatt war, so schlug sie mit ihrem Strickstock daran. Sie war verwundert, als der Stein davon einen leisen, aber hellen Klang von sich gab, und setzte deshalb dieses Anschlagen eine Zeitlang fort. Darüber hatte sie aber die Gänse nicht beachtet, und als sie an diese dachte und sich umsah, gingen sie bereits zu Schaden. Das Kind legte deshalb rasch ihr Strickzeug auf den Stein und trieb die Gänse wieder dahin, wo sie grasen sollten. Dann ging sie wieder auf den Berg nach ihrem Stein. Sie konnte es aber nicht begreifen, daß jetzt nur der eine Stein, worauf ihr Strickzeug lag, vorhanden war. Von den drei andern konnte sie keine Spur gewahr werden.

Als das Mädchen in das Dorf zurückkam, erzählte sie, was sie gesehen und erlebt hatte. Anfangs wollte ihr niemand glauben. Als sie aber dabei beharrte, daß ihre Erzählung wahr sei, entschlossen sich doch einige, dahin zu gehen und den klingenden Stein zu besehen. Wie groß war aber dieser Leute Erstaunen, als sie freilich keinen Stein, wohl aber eine schöne große Glocke vorfanden, welche nun feierlich ins Dorf geholt und der Kirche geweihet wurde.

Von den andern drei Steinen oder Glocken hat man nie wieder etwas gesehen.