Doberan - ein Marktflecken im Großherzogtume Mecklenburg - Schwerin

Balneographisches statistisch-historisches Hand und Wörterbuch
Autor: Zedlitz-Neukirch, Ernst Leopold Freiherr von (1792-1864) deutscher Schriftsteller, Statistiker und Historiker, Erscheinungsjahr: 1834
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Seebad, Ostseebad Heiligendamm, Doberan, Badearzt, Kurbad, Seebadeanstalt, Logierhaus, Gottlieb Samuel Vogel, Gesundheit,
Die Heilquellen und Gesundbrunnen Deutschlands, der Schweiz, Ungarns, Kroatiens, Slavoniens und Siebenbürgens, Frankreichs, der Niederlande und die Seebäder an den Küsten der Nord- und Ostsee
Doberan, ein Marktflecken im Großherzogtume Mecklenburg - Schwerin. An dem 1/2 Meile von hier entferntem Strande der Ostsee auf dem sogenannten heiligen Damme und in der Nähe des Bollhagener Holzes, liegt das älteste und besuchte Seebad Deutschlands, welches 1793 durch Dr. Gottlieb Samuel Vogel eingerichtet, aber mit dem neuen Jahrhunderte erst recht ins Leben trat und das berühmteste an dem genannten Binnenmeere geworden ist. Die Seebadeanstalt selbst, welche mit dem Marktflecken durch eine schöne, am Bollhagener Forste hinführende Straße in Verbindung steht, hat mehrere schöne, zum Teil prachtvolle Gebäude, wie das neue und ältere Badehaus, das Säulengebäude, das kleine Badehaus mit kalten-, Regen-, Douche-, Schwitz- und Tropfbädern, auch ein Armenbad mit 6 Zimmern für Kranke. In Doberan selbst befindet sich ein großherzogl. Schloss mit schönen Gartenanlagen umgeben, ein großes Gesellschaftshaus in Form eines chinesischen Pavillons mit Ball- und Konzertsälen, ein anderer Pavillon, der den großen Speisesaal und viele andere Gesellschaftszimmer enthält, ein großes Logierhaus, in dem man ruhig, gut und billig wohnt, ein neues Gebäude zu demselben Zwecke mit Kaufläden, Zuckerbäckerei, Lesebibliothek, ein schönes Schauspielhaus, viele angesehene und wohleingerichtete, zur Aufnahme von Gästen bereitstehende Privathäuser u. s. w. Als Gegenstück zu diesen Anstalten des Vergnügens und irdischen Wohllebens zeigt sich uns eine schöne gotische Kirche mit den Grabmälern der Herzöge von Mecklenburg und manchen sonderbaren Antiquitäten. — Ist der mit großer Liebe und Sorgfalt die Anstalt schützende und pflegende Großherzog anwesend, so wehen seine Flaggen vom Schlosse und Pavillon. Derselbe speist an der großen Tafel mit den Kurgästen, erhöht durch seine Teilnahme den Genuss an den geselligen Freuden und trägt durch seine Anwesenheit viel zur Erhaltung der Ordnung und zur Güte der Speisen und Getränke, die unter seinen Augen gereicht werden, bei. Im Mai 1833 ernannte Höchstderselbe den Leibmedicus Geh. Medicinal Rath Dr. Becker zum 2ten Badearzt des Kurortes. Viele Fremde wählen auch den Tisch im Posthause, oder bei Lorenz und die weniger bemittelten und Domestiquen beköstigen sich im Landkruge. Der Park mit seinem Wasserspiegel, vielfachen Spaziergängen und Anlagen, die Musik auf der Promenade und auf dem Krug, die nahen Partien, der Jungfernberg, der Buchenberg, die Bademühle, die Alt-Höfermühle, auch die entfernten Orte Dietrichhagen und Warnemünde, der Hafen von Rostock bieten Abwechselungen dar. Im Monat August gewährt die interessante Schwanenjagd manchem Kurgast ein seltenes Vergnügen, die oft bei Musik auf dem Coventer Landsee statt findet. Kehren wir noch einmal auf den Seebadeplatz zurück, so waren bisher die auf 4 Räder stehenden Badekarren für Frauen, die kleine Gemächer enthalten, deren Rückwand auf und mit einem beweglichen in die See hinein gehenden Schirme bespannt ist, vorhanden. Stege führen vom Ufer in die Karren und eine kleine Treppe führt bis zu dem erwähnten Schirme. Im Jahre 1832 aber ist ein sehr elegant eingerichtetes neues Badehaus an der See eröffnet worden. Es hat 12 wohl garnierte Kabinette und ein Versammlungszimmer. Aus jedem Kabinette führt ein mit Leinwand überzogener Steg bis an die See und von diesem steigt man auf kleinen Treppen ins Wasser hinab. Wohl befestigte Taue dienen zum Festhalten und Untertauchen. Auf diese Weise können die Frauen bei jedem Stande der See baden. Bretterne Wände und Marquisen von Leinwand entziehen die Anstalt den Bücken der Neugierigen. Die Herrn ziehen es schon lange vor in einem ähnlichen, aber sehr einfachen Gebäude, dem sogenannten Schilderhause zu baden, von welchem sie noch eine Strecke von 30 — 40 Schritte in die See haben. Ein Matrose ist zur Hilfe und Aufsicht in der Nähe. Wenn die See stürmisch ist, ziehen sich die Kurgäste in die Badehäuser zurück, wo die Temperatur -Tabellen aufgehängt sind. Man beginnt die Kur mit 90° Fahrenheit und täglich 2° herabgesteigert kommt man bis zum Stande der See. Im Jahre 1821 fand man auch 3 mineralische Quellen, eine Schwefelquelle und einen Stahlbrunnen zum Trinken und Baden, und eine dritte hat eine Art Bitterwasser. Natürlich fehlt es bei der großen Frequenz nicht an Einrichtungen zur Bequemlichkeit und an dienstbaren Personen jeder Art, eben so wenig an Fuhrwerken zu Lande und an Fahrzeugen zu Wasserpartien. Die Wirkung der Seebäder ist mehr oder minder stark, nach Maasgabe des Wellenschlages überall gleich. Wir haben sie, um nicht zu wiederholen, im Allgemeinen bei dem in dieser Statist. Encyclopädie zuerst vorkommenden Seebade Cuxhaven angegeben. Die Analyse des Wassers der Ostsee an der Stelle des Strandes, wo diese Anstalt liegt, folgt unten. Zugleich geben wir hier die Literatur des vielbesuchten Kurortes an. Der Gründer der Anstalt Dr. S. Vogel eröffnete sie im Jahre 1794 mit der Schrift „über den Nutzen der Seebäder, mit besonderer Beziehung auf Doberan.“

Bad Doberan - Der Kamp

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Bad Doberan - Der Neue Markt

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Ostseebad Heiligendamm - Logierhäuser

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Bad Doberan - Großherzogliches Palais von der Gartenseite

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Bad Doberan - Der Jungfernberg

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Bad Doberan - Der Kampf mit Großherzoglichem Palais

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Bad Doberan - Der Buchenberg

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Ostseebad Heiligendamm - Bade- und Logierhaus

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Bad Doberan - Das Münster

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