Die vom Teufel zu Tode getanzte Braut aus einem Dorfe bei Feldberg

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 4
Autor: Gesammelt und herausgegeben von M. Dr. A. Niederhöffer, Erscheinungsjahr: 1860

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Feldberg, Schäferknecht
Johann war ein redlicher, braver Bursche und seiner langjährigen Braut von Herzen immer gut und treu gewesen. Ob diese jedoch letzteres auch immer gegen ihn gewesen, darüber waren sich die Leute nicht recht einig; hingegen munkelte man, dass sie etwas leichtsinnig sei und während ihrer Brautschaft mit Johann öfter Diesen oder Jenen noch heimlich zum Liebhaber gehabt habe.

Als Johann nun nach langem, treuem Dienen sich ein nettes Sümmchen zusammengespart, dachte er ernstlich daran, in seinem heimatlichen Dorfe, *) nahe bei Feldberg, einen eigenen Hausstand zu gründen und sein Lieb heimzuführen.

Schon war der Tag seiner Hochzeit festgesetzt. Einige Zeit vor derselben, als das Brautpaar wieder des Abends zwischen den duftenden Kornfeldern des Dorfes lustwandelte, fragte plötzlich Johann, dem etwas davon, was die Leute Nachteiliges über den Lebenswandel seiner Braut redeten, zu Ohren gekommen war, diese aufs Gewissen: ob sie ihm denn auch wirklich wohl immer so recht treu gewesen?

Die Braut versicherte es wiederholt.

Da aber der Bräutigam noch immer zu zweifeln schien und immer mehr in sie drang, ihm doch die reine Wahrheit zu sagen, da schwur sie es ihm mit frecher Stirne auf das Heiligste zu und rief endlich: „Der Teufel soll mich holen, wenn ich gelogen!"

*) Den Namen des Dorfes konnte ich nicht bestimmt erfahren.

Johann glaubte ihr jetzt; er war nun völlig beruhigt und fest von der Treue seiner Braut überzeugt.

Der ersehnte Hochzeitstag war endlich da. Viele Gäste waren versammelt; schon war die Trauung und das Festmahl vorüber und der Tanz bereits im besten Gange, als plötzlich ein fremder, sehr reich und vornehm aussehender Herr unter die frohen Tänzer trat, sich mit größter Freundlichkeit vor der jungen Frau verneigte und sie um die Ehre eines Tanzes bat. Dieser wurde natürlich sofort bereitwilligst zugesagt, und bald drehte sich das Paar in rasender Eile in der Stube umher.

Aber immer wilder und schneller wurde der Tanz; dann ging’s plötzlich wie im Wirbelwinde hinaus, durch die offenstehende Haustür ins Freie und, o Wunder, in sausender Hast immer weiter und weiter fort, hoch in die Lüfte hinein.

Versteinert vor Überraschung und Schrecken standen Alle da und starrten der seltsamen Erscheinung nach, die bald ihren Augen in der Abenddämmerung entschwunden war.

Dem armen, erstarrten Bräutigam wurde nun Alles klar. Nachdem er sich etwas gesammelt, erzählte er den hochaufhorchenden Hochzeitsgästen das Begebnis jenes Abends, wo ihm seine Braut mit den heiligsten Eiden ihre stete Treue gegen ihn versichert; wie schändlich sie ihn aber belogen und hintergangen, und wie mm der Teufel, dem sie sich selbst verschrieben, die Unwürdige geholt usw.

Traurig und verstört schied hiernach die Gesellschaft von einander.

Am andern Morgen fand man die grässlich entstellte Leiche der Braut bei einem Schafhürden auf dem benachbarten Dorffelde liegen. Der Kopf war umgedreht; die Eingeweide lagen teils zerstreut auf dem Boden umher, teils waren sie um die Hürdenpfähle geschlungen und hingen also zur Erde hernieder.

Der Schäferknecht aber — der, wie die böse Welt sagt, einer ihrer heimlichen Liebhaber gewesen sein sollte — erzählte schaudernd, dass er, ruhig diese Nacht in der Hütte bei seiner Herde schlafend, plötzlich um die Mitternachtsstunde durch ein entsetzliches Angstgeschrei erweckt worden. Er habe sich hiernach aufgerichtet und nun beim hellen Mondschein gesehen, wie der leibhaftige Teufel mit Johanns Braut oder jungen Frau in wirbelndem Fluge seinen Hürden umtanzt; wie der Böse dabei, trotz Heulens und um Erbarmen Schreiens des armen Weibsbildes, immer mit ihr gegen die Pfähle und Recke gefahren sei, so dass ihre Eingeweide bald sämtlich aus dem Leibe herausgerissen und allenthalben am Hürden sitzen geblieben wären. Als der Teufel sie also zu Tode getanzt, habe er den entseelten Körper zur Erde geworfen und sei dann hohnlachend durch die Lüfte wieder davon geeilt.

Schäfermeister

Schäfermeister

Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg

Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg