Die verbrannte Hexe zu Hohendorf.

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern, Hohendorf, Hexen, Hexenprozesse, Aberglauben, Feuertod
In dem Dorfe Hohendorf im Kreise Greifswald lebte einmal eine Küsterfrau, die eine Hexe war. Sie wusste sich zwar sehr fromm und gottesfürchtig zu stellen, so dass sie die Bibel auswendig wusste und dass der Pfarrer von ihr sagte, sie sei eine seiner andächtigsten Zuhörerinnen. Aber ihre Teufelsstreiche kamen zuletzt doch an das Tageslicht, und sie wurde nun zum Feuertode verurteilt. Da nahm der Prediger, der noch immer an ihre Schuld nicht glauben wollte, mit ihr die Abrede, dass sie nach ihrer Hinrichtung ihm erscheinen solle, wenn sie unschuldig sei als eine Taube, sonst aber als ein Rabe. Nachdem sie nun aber hingerichtet war, da erschien auf einmal dem Prediger ein schwarzer Rabe, der schrie deutlich: Coax, Coax, Gott einmal verschworen, derselbe ewig verloren! Darauf erkannte der Prediger, dass er sich doch geirrt habe, und dass Kirchengehen und Bibellesen allein es nicht tuen.

Mündlich.

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller