Die drei vom Teufel gestörten Spieler zu Stargard.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 3
Autor: Von F. C. W. Jacoby zu Neu-Brandenburg, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssagen, Stargard, Glücksspiel, Teufel,
Bei dem Gastwirt K. in Stargard war eine rechte Spielhölle. Nicht bloß, dass Bürger und Landleute sich dort zum Kartenspiel einfanden und an einem Abend oft das in mehreren Tagen sauer Erworbene verspielten, auch einzelne Geistliche waren von der allgemeinen Spielwut angesteckt und konnten Lust und Begierde nicht beherrschen, dem Spielteufel zu frönen.

So saßen auch einmal drei Pastoren beim Wirt K. und spielten Hazard; große Haufen Geldes lagen auf dem Tische und obwohl es schon tief in der Nacht war und die Pferde schon lange angespannt vor der Tür hielten, so konnten sie doch nimmer ein Ende finden.

Dem Kutscher des Einen wird vor der Tür die Zeit lang, und er schleicht sich leise in die Stube und nimmt nicht weit von der Tür Platz. Nicht lange nach ihm tritt ein anderer Mann in einem grünen Rock in die Stube und lässt sich, von den Spielern unbemerkt, nicht weit von ihm auf einen Stuhl nieder.

Da entfällt einem der Pastoren eine Karte, und als er sie aufheben will, gewahrt er den Fremden und bemerkt gleichzeitig, dass er einen Pferdefuß hat. Er schreit laut auf, die Andern werden ebenfalls des Fremden mit dem Pferdefuße ansichtig und alle fliehen entsetzt aus dem Zimmer. Der Fremde folgt ihnen auf dem Fuße.

Schnell geht da der Kutscher an den Spieltisch, rafft das Geld zusammen und eilt nach seinem Wagen. Als er hinaus kommt, sitzt der Fremde bei seinem Herrn in der Kutsche. Er schwingt sich auf seinen Sitz und die Pferde laufen von selber in gestrecktem Lauf von dannen.

In der Kutsche hört der Kutscher ein lautes, heftiges Gespräch; die Pferde sind gar nicht zu halten, sie laufen wie toll durch Dick und Dünn, und erst als sie den Grund und Boden ihrer Pfarre erreicht haben, da springt der Fremde aus dem Wagen, und zu seinem großen Schreck bemerkt der Kutscher, dass seine braunen Pferde wie in Schweiß gebadet und mit Schaum bedeckt sind, so dass sie einem Paar Schimmel gleichen.

Der Prediger steigt still und zitternd aus dem Wagen, und der Kutscher hat auch nicht den Mut, seinen Herrn des Näheren zu fragen.

Nach längerer Zeit fängt der Pastor einmal mit dem Kutscher hierüber zu sprechen an und fragt ihn, ob er nichts von dem Gelde wisse, das sie auf dem Spieltische zurückgelassen hätten. Da plagt diesen das Gewissen und er gesteht, dass er sich es angeeignet habe. Der Pastor verlangt keine Herausgabe, sondern sagt ihm, er solle es nur behalten, es würde ihm Keiner abverlangen; aber ob er wohl wisse, wer der Fremde gewesen sei?

Als dieser es verneinte, sagte er, der Teufel, der leibhaftige Gottseibeiuns sei es gewesen und er habe doch wohl gehört, was für ein heftiges Gespräch sie mit einander geführt hätten. Doch nur damit habe er ihn geschlagen, dass er auf seine Frage aus dem Liede: Nun ruhen alle Wälder u. s. w. „Wo bleibt denn Leib' und Seel?" geantwortet habe: „Nimm sie zu Deinen Gnaden, sei gut vor allem Schaden, Du Aug' und Wächter Israel!" Als dies der Teufel gehört, sei er aus dem Wagen gesprungen.