Die Stadt Schwaan - Die Kirche.

Aus: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin. IV. Band
Autor: Schlie, Friedrich Dr. (1839-1902) Professor, Archäologe, Kunsthistoriker, Museumsdirektor und Hofrat, Erscheinungsjahr: 1901
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Amtsgerichtsbezirk Schwaan, Hansestadt, Denkmäler, Bauten, Architektur, Kirchen, Kirchenmobiliar, Renaissance, Barock, Rokoko, Klassizismus, Denkmalsschutz, Geschichte, Geschichtsdenkmäler, Regionalgeschichte, Landesgeschichte, Stadtgeschichte, Kirchengeschichte
Baubeschreibung. Die beigegebenen Pläne und Zeichnungen weisen aus, das die Kirche ein charakteristischer Bau aus der Zeit des Überganges vom romanischen zum gotischen Stil im Anfange des XIII. Jahrhunderts ist. Man sehe den platten Abschluss des Chors, die älteren romanischen Schlitzfenster und Lisenen, den Rundbogenfries auf der Südseite des Chors, den nachfolgenden frühgotischen Kleeblattbogenfries auf dessen Nordseite, auch die entsprechenden Unterschiede in den aufsteigenden Friesen der beiden Ostgiebel. in dem des Chors den romanischen Rundbogen, in dem des Landhauses den abgetreppten gotischen Zickzackfries mit ihm parallel gelegten abgetreppten Kanten, sowie endlich die achtteiligen steilen Kuppelgewölbe des Schiffes mit Rundstabrippen, *) die im Scheitel des Gewölbes von einer kreisförmigen Schlussrippe aufgefangen werden, und denen gegenüber die einfacheren Kreuzgewölbe des Chors mit zugespitzten Rippen weniger ursprünglich erscheinen. Als jüngere Zutat ist ein neu gotischer Anbau auf der Südseite des Langhauses zu erkennen, der im Jahre 1830 mit Hilfe alten Baumaterials errichtet wurde, das man teils aus dem Durchbruch der Südmauer, teils aus dem Abbruch zweier Anbauten auf der Nordseite gewann, die dafür zwei schwächlich gestaltete Pfeiler erhielt. Im Westen ein massiger Turm, dessen Giebel und Helm unter der Einwirkung des klassizierenden Stils, dem auch das Portal auf der Nordseite zu verdanken ist, vor ungefähr sechzig Jahren zu leiden gehabt haben. Wie der der Schwaaner Kirche zukommende alte Turm des XIII. Jahrhunderts einst aussah, lässt sich am besten an dem in der westlichen Nachbarschaft der Stadt gelegenen wohlerhaltenen mächtigen Turm in Neukirchen gewahr werden.

*) In einem dieser Gewölbe sind die kleineren Mittelrippen zwischen den Diagonalrippen in je zwei einander entgegengestellte Kreuze aufgelöst.

Schwaan 009 Kirche zu Schwaan
Schwaan 009 Grundriss der Kirche
Schwaan 010 Ostseite der Kirche
Schwaan 010 Inneres der Kirche
Schwaan 011 Taufbecken-Behälter (2x)
Schwaan 012 Alter Orgel-Prospekt

Von der inneren Einrichtung der Kirche ist außer der Triumphbogen-Gruppe, die, wie man an der Abbildung sieht, nicht die Stelle einnimmt, welche ihr von Rechtswegen zukommt, nur der sechsseitige Taufbecken-Behälter aus grauem Sandstein nennenswert. In den Feldern sechs vergoldete Relief-Figuren: der segnende Christus mit der Weltkugel, Johannes der Täufer und die vier Evangelisten. Die Inschrift lautet:
WOL DAR GELOVET VNDE GEDOFT WERT DE WERT SALICH WERDEN • MARCI 16.
Ein Deckel ist nicht mehr vorhanden.

Über diesen Taufstein findet sich in einem alten „Kirchenbuch“ aus dem Ende des XVII. Jahrhunderts folgender Eintrag: „Der Taufstein samt der Dekke und Galerie ist ano 1589, wie er jetzo noch im Stande ist, gebaut worden und hat gekostet laut Register de Anno 1588 biß 1589 36 f. 21 ßl. Dazu hat das ganze Kirchspiell geleget 10 f. 20 ßl. Der Taufstein an sich ist gehauen aus grauem Stein und mit eisernen Klammern zusammengefüget. Di Deckel aber ist von Holz.“ Dazu eine Randbemerkung von späterer Hand: Anno 1710 ist der Taufstein, so unten in der Kirchen stand gehoben und vorn Altar gesetzet. Di Gegitter, so zum Theil untüchtig ist weggethan und zur Kirchen nutzen verbrauchet.“

Vom Prospekt der alten Orgel Orgel, hat sich eine Zeichnung erhalten, welche zeigt, dass er von einem tüchtigen und geschmackvollen Meister der Renaissance am Ende des XVI. oder Anfang des XVII. Jahrhunderts entworfen war.

An dem südlichen Pfeiler des Sandstein-Triumphbogens, an welchem ehemals die Kanzel stand (jetzt steht sie an der Nordseite), sieht man eine Sandsteintafel eingemauert, deren Relief einen vor dem Kreuz des Erlösers knienden alten Mann zeigt. Oberhalb seines Hauptes ein Täfelchen mit den Siglen G S M S G und der Erklärung: GOTT SEI MIR SÜNDER GNÄDIG. ANO 1598 HABE ICH SIMAN HASE DISEN PREDIGSTOL ZV GOT EHREN GEBEN. *)

*) Dieser Simon Hase ist fürstlicher Gärtner gewesen.

Kleinkunstwerke. 1. 2. Silbervergoldeter gotischer Kelch auf sechspassigem Fuß. Am Knauf der Name .... Als Signaculum am Fußwerke, die aufgelötete Figur der hl. Maria mit dem Leichnam des Herrn auf dem Schoss. Dahinter zwei gekreuzte Schwerter. Der hl. Maria gegenüber als Tartschenschild eingraviert eine von einem Pfeil durchbohrte Traube. Auf den übrigen fünf Blättern des Fußes eingraviert die Inschrift: D : I : PIL : ME : FIERI : FECIT : AD + MISSÄ : CÖPASCI * VIR : MARIE X ANNO 1520. Dazu eine silbervergoldete Patene. Keine Stempel.

Von diesem Kelch berichtet das Kirchenbuch: „Da denn zu merken, dass dieser Kelch anno 1585 von Claus, Peter und Jacob Pielen halb der Kirchen zu Schwaan und halb der Kirchen zu Sterneberg ist verehret worden, und die Kirche zu Schwaan der Kirche zu Sterneberg herausgegeben 10 f., wie es die obgedachten Piele verordnet haben. Ist also selbiger Kelch bei hiesigen Schwanischen Kirchen verblieben laut Kirchen-Register von anno 1585 biß 1586. „

3. 4. Großer silberner Renaissance-Kelch auf rundem Fuß, der mit sechs getriebenen Buckeln versehen ist. Am Knauf statt des Jesus Namens sechs Engelsköpfe. Dazu eine einfache Patene Rostocker Zeichen: (Claus Floris). — 5. 6. Großer silberner Kelch. Am Fuß die Inschrift: Ao 1745 TEMPORE PASTORIS ENGEL HIC CALIX SVANENSIS IN ALIAM ET MELIOREM FORMAM TRANSFUSUS. Kelch und Patene mit den Zeichen des Rostocker Daniel Halbeck. — 7. 8. Silbervergoldeter kleiner Kelch auf fünfseitigem Fuß, mit bogenförmig eingezogenen Seiten gotischen Stils, aber im faltenförmig gestalteten Knauf mit romanischen Anklängen. Am Knauf fünfmal der Buchstabe K. Auf dem Fuß das Brustbild des segnenden Heilandes und das Wappen der Familie VON BARNEKOW. Ein wertvolles Stück aus dem Anfange des XIV. Jahrhunderts. Die dazu gehörige silberne Patene ist in der Mitte mit einem Agnus Dei geschmückt. Keine Werkzeichen. — 9. 10. Zwei silbervergoldete Oblatenschachteln; die größere von länglicher Form hat auf dem Deckel über der Jahreszahl 1736 ein verschlungenes Monogramm G. J. B. mit einer Krone darüber und die Werkzeichen des Güstrower Lenhard Mestlin; die kleinere ein eingraviertes Agnus Dei und die Jahreszahl 1836, dazu den Meisterstempel (COHN). — 11. Neues Ciborium, gestiftet von L. KRUSE SENIOR SCHWAAN, 26. JUNI 1888. | BEHRENS| . — 12. Neue Taufschale von Giese-Schwerin. Der Name des Judas Ischarioth, der ursprünglich daraufstand, ist 1896 in den des St. Matthias umgeändert worden. — 13. Neue Weinkanne, gestiftet von E. BAHLMANN. Berliner Fabrikat von Dr. C ERNST) . — 14. Im Langhause hängt ein Kronleuchter aus Messingguss mit Gravierungen, gestiftet von dem Ehepaar KASTEN KREMPIN und ANNA LACHMUNDS ANO 1670. — 15. Im Chor noch ein Kronleuchter. — 16—19. Vier Armleuchter aus Messing.

Schlie, Friedrich Dr. (1839-1902) Professor, Archäologe und Kunsthistoriker, Direktor der Großherzoglich-Schwerinschen Kunstsammlungen

Schlie, Friedrich Dr. (1839-1902) Professor, Archäologe und Kunsthistoriker, Direktor der Großherzoglich-Schwerinschen Kunstsammlungen

Schwaan, St. Paulus

Schwaan, St. Paulus

Schwaan 009 Grundriss der Kirche

Schwaan 009 Grundriss der Kirche

Schwaan 010 Inneres der Kirche zu Schwaan

Schwaan 010 Inneres der Kirche zu Schwaan

Schwaan 010 Ostseite der Kirche

Schwaan 010 Ostseite der Kirche

Schwaan 011 Taufbecken-Behälter (2)

Schwaan 011 Taufbecken-Behälter (2)

Schwaan 011 Taufbecken-Behälter.JPG

Schwaan 011 Taufbecken-Behälter.JPG

Schwaan 012 Alter Orgel-Prospekt

Schwaan 012 Alter Orgel-Prospekt

Schwaan 014 Kelch (1)

Schwaan 014 Kelch (1)

Schwaan 014 Kelch (3)

Schwaan 014 Kelch (3)

Schwaan 014 Kelch (7)

Schwaan 014 Kelch (7)

Schwaan, Kunstmuseum in der Wassermühle

Schwaan, Kunstmuseum in der Wassermühle

Schwaan, St. Joseph

Schwaan, St. Joseph