Die Schönheit des modernen Seeschiffes

Die Kunst – Band 40
Autor: Voigt, Christian (?), Erscheinungsjahr: 1919
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Seeschiffe, Linienschiffe, Kreuzer, Turbinen.Schnelldampfer, Schulschiff, Dampferriesen, Seeleute, Segelyacht
Die reizvolle Erscheinung des die kristallene Flut beherrschenden Seeschiffes hat von jeher die darstellende Kunst in ihren Bann gezogen und ihre Jünger zu schönen Leistungen begeistert. Es muss wohl im Charakter des Schiffes und seines Wirkungsbereiches, der so manche Geheimnisse der Tiefe birgt, begründet sein, warum das schwimmende Fahrzeug sich dem Künstler als Gegenstand der Wiedergabe geradezu aufdrängt, eine Erscheinung, die mit dem Wesen des Schiffes als Gegenstand reiner Zweckmäßigkeit eigentlich im Widerspruch steht. Aber abgesehen davon liegt dem Schiff noch die Erfüllung weiterer Aufgaben im ethischen Sinne ob. Eine Welt für sich, nicht an Ort und Stelle gebunden wie das Haus an Land, eilt es über die Meere und trägt seine Insassen fremden Zonen zu, wirkt es im Dienste von Handel und Wissenschaft und vertritt vaterländische Interessen. Verbindet sich mit solchen Zielen eine bauliche Vollkommenheit und technische Vollendung, die nicht allein berechtigten Ansprüchen genügt, sondern auch künstlerischen Anforderungen gerecht wird, so befähigen diese Eigenschaften es zur Aufnahme in den Bereich der Kunst, so dass der Gedanke nahe liegt, den Begriff der Kunst auf das Schiff allgemein zu übertragen.

Wenn die Entwicklung des germanischen Schiffbaus im Gotischen zu erblicken und das Wesen der gotischen Kunst damit zu erklären ist, dass sich in ihr alles der Konstruktion unterordnet, um das Zweckmäßige zum künstlerischen Ausdruck zu bringen, so gilt von ihr, dass in der Zweckmäßigkeit die Schönheit gesucht werden müsse. Und in der Tat ist ja auch die Zweckmäßigkeit die Grundbedingung für ein so heikles Gebäude, wie es das Schiff ist, bei dem Daseinsbedingungen vorliegen, die im Gegensatz zur Landarchitektur auf widerstandsschwachem Material beruhen. Diese Art technischer Schönheit ist kennzeichnend für unsere Gegenwart. Man denke nur an die Entwicklung des Eisenbahnwagens aus der Postkutsche seligen Angedenkens heraus zum D-Zugwagen oder des Automobils zu seiner heutigen sachgemäßen Form.

Auch beim Schiffbau lohnt es, einen Blick in die Vergangenheit zu tun. Schon in jenen entlegenen Zeiten, wo die Geschichte sich mit dem Schiffbau zu beschäftigen beginnt, begegnen wir dem Bestreben, das schwimmende Gebäude künstlerischen Grundsätzen anzupassen.

Bereits die Schiffe Ägyptens, von Hellas und Rom, nicht minder als das germanische Nydamboot und ausgegrabene Wikingerboote zeigen einen kunstvollen Verlauf der Linien, der noch heute nicht übertroffen ist.

Die Galeeren des Mittelalters wetteifern an Eleganz erfolgreich mit den Ruderschiffen der Alten. Unter dem bestimmenden Einfluss des Wassers schwingt sich der Rumpf zu harmonisch ausgezogenem Verlauf empor. Bugform und Heckzierrat zeugen von einem über das Zimmerlich-Handwerksmäßige hinausgehenden Stilgefühl. Überhaupt liebt es das Mittelalter, den Rumpf mit hohen Aufbauten auszustatten, die, in wunderbarer Symmetrie verlaufend, dem Schiffskörper zu monumentaler Gestaltung verhelfen. Die sich daran schließende Barockzeit schafft uns ein Gebäude, das in strafferer Linienführung dem Eindruck des praktisch Seemäßigen sich nähert. Außen begleiten die Berghölzer in sanften Kurven den Sprung des Oberdecke. Aus dem Bug tritt das Gallion wirkungsvoll heraus, und Heck und Spiegel schmücken sich überreich mit Schnitzwerk.

Mit dem Übergang zum Rokoko steigert sich die kunstgemäße Ausschmückung noch weiter, so dass sie den ästhetischen Eindruck der Gesamterscheinung zu erhöhen vermag. Trägt solche Anhäufung auch nach unseren Begriffen den Charakter des Überschwänglichen, so ist sie doch im Wesen jener dekorativen Stilperiode begründet, in der die schrankenlose Prunksucht des Absolutismus zu repräsentativer Absichtlichkeit sich bekennt. Wie eigenartig wirkt et da, konventionelle Motive von französischen Prunkbauten am Heck der Schiffe auftauchen zu sehen, ohne dass dabei die konstruktive Durchführung in den Hintergrund tritt. Im ganzen wird die Bauweise seemäßiger, sachlicher, weil sich die hohen Aufbauten verflachen.

Lehnte sich beim Barockschiff das Bildschnitzwerk eng an die konstruktive Form an. so belebt das Rokoko das Achterschiff durch herumlaufende Galerien mit zierlichen Balustraden, die in die vorherrschende Senkrechte der Bemastung Abwechslung bringen.

Moderneren Anschauungen nähert sich das Linienschiff der Nelsonzeit. Die Aufbauten machen einer allgemeinen Erhöhung des Rumpfes Platz. Aus den erst gelb, dann weiß abgesetzten Batteriegängen heben sich die dunklen Stückpforten mit blinkenden Kanonenläufen malerisch ab.

Mit diesen imposanten Bauten endet die Periode der hölzernen Segelschiffe bei den Marinen. Mit der alten poesievollen Segelschiffsherrlichkeit ist es so gut wie vorbei. Einheitlich in Plan und Ausführung, mit richtiger Gliederung der Bauformen, wie es seiner Bestimmung entspricht, genügt das Segelschiff künstlerischen Anforderungen.

Es kommt die Zeit des Dampfes und des Eisenschiffbaues. Der Weltverkehr nimmt gewaltigen Aufschwung, und die Abmessungen der Schiffe überschreiten, eine Folge der neuen Aufgaben, alles bisher Dagewesene, da Wissenschaft und Technik sich des Schiffbaues bemächtigen. Mit der wachsenden Erkenntnis, dass die großartigen neuen Bauten dem menschlichen Schönheitssinn sich nähern, wendet sich auch die Raumkunst dem Schiff und seinem Studium zu. Welchen Einfluss sie auf die Ausgestaltung des modernen Seeschiffes ausgeübt hat, wollen wir an den Hauptvertretern der Seeschiffstypen, dem Handelsschiff, dem Kriegsschiff, dem Ozeandampfer und der Lustyacht, untersuchen.

Ganz auf seine Zweckbestimmung zugeschnitten ist das Handelsschiff; mit seiner hohen Ladefähigkeit dient es dem Güteraustausch als Segler oder Dampfer. Ersterer entspricht neuzeitlichen Anforderungen durch seinen stählernen Bau und eine Takelage, die dank den Fortschritten der Technik mit geringem Bedienungspersonal fürlieb nimmt. Der Rumpf erscheint hier als Fundament für die hochragende luftige Takelung. Rastloses Vorwärtsstürmen deuten die kühne Kurve des Klipperstevens und die Fülle der stehenden Segel an. Geschwindigkeit ist der Grundgedanke seines Entwurfes. Unter dem Druck der geblähten Schwingen gleitet das Schiff einem Schwane gleich über die bewegte See und wirft in stolzem Flug mit scharfem Buge die Wogen zur Seite — ein Bild von hoher poetischer Kraft (Abb. S. 262).

Weniger treten solche Vorzüge beim Handelsdampfer in die Erscheinung; bei ihm litt, wenigstens in früheren Zeiten der durch die gebotene Sachlichkeit beeinflusste künstlerische Wert unter Geschmacklosigkeiten in Entwurf und Ausführung, die nur aus seiner das Nützliche betonenden Bestimmung zu entschuldigen sind.

Mit dem Fortfall der Segel schrumpft die Takelage erheblich ein, zumal beim Kriegsschiff, wo sie für den Gefechtsfall ihrer Verletzlichkeit wegen entbehrlich wurde und sich heute auf leichte Masten für Funkentelegraphie und optische Signale beschränkt. Der Rumpf ist die Hauptsache; im Innern birgt er die Maschine mit ihrem Heer von Hilfsmaschinen; sie ist das Zentralorgan des Schiffes, dem sie Leben, Bewegung, Wärme und Beleuchtung verleiht. Ihr taktmäßiger Rhythmus prägt sich dem Ohre als Inbegriff der Zweckmäßigkeit ein, und diese scheinbar der Harmonie entbehrenden Klänge künden uns den ehernen Jubelgesang der Technik eines verwegenen Menschentums, eines an die neuen Aufgaben der Seefahrt rastlos herangehenden neuen Geschlechtes.

Der Begriff der Zweckmäßigkeit ist beim Kriegsschiff überhaupt aufs höchste gesteigert. Da ist alles dem Hauptzweck, der Gefechtskraft, untergeordnet. Das zeigt sich schon in der äußeren Erscheinung des Schiffes, in dem, um geringe Zielfläche zu bieten, niedrig gehaltenen Rumpf, an dem neuere taktische Anschauungen die als unpraktische Granatenfänger erkannten hohen Aufbauten beseitigt haben.

Das dem Wogenprall vorzugsweise ausgesetzte Vorschiff ragt höher aus dem Wasser als das Hinterschiff; bei jenem häufen sich die Kampfmittel im vorderen Schornstein, im Kommandoturm und Fockmast zur Maßigkeit. Dadurch dass das Schwergewicht nach vorn gerückt ist, wird der Begriff des Voranstürmens, des „Ran an den Feind“ hineingelegt, während hinten das Gewicht der Baumassen abflaut, ohne dass das ästhetische Gleichgewicht gestört wird, so dass ein starker künstlerischer Eindruck verbleibt. Eine wahre Freude ist es, wie kraftvoll und doch elegant das gewaltige Schiff auf dem Wasser liegt (Abb. S. 260 u. 261).

So bleibt beim Kriegsschiff vermöge der klaren, bewussten Gliederung und Einheitlichkeit in Entwurf und Baumaterial der Eindruck des Künstlerischen in uns haften.

Friedlicheren Zwecken dient der Passagierdampfer oder Ozeanrenner. Eine Stadt für sich stellt das Riesenschiff dar. Vielen Hunderten, ja Tausenden gibt es Unterkunft und Verpflegung. Alle Nationen, Stände und Geschlechter sind in ihm vertreten und finden ein Heim, wie es manchem von ihnen sonst vielleicht im Leben nicht geboten wird. Auch beim Passagierdampfer ist alles folgerichtig auf die Zweckmäßigkeit zugeschnitten, wenn auch in einem anderen Sinn als beim Kriegsschiff. Gerade unser deutscher Schiffbau leistet, seit er dank seiner bestvorgebildeten Ingenieure es verstanden hat, sich vom Ausland freizumachen, darin ganz Hervorragendes, im Gegensatz zu französischen und italienischen Entwürfen, denen oftmals der Fehler der Schwerfälligkeit und mangelnden Eleganz anhaftet. Im Verein mit dem Kunstgewerbe ist es denn auch gelungen, wahre Wunder auf schiffbaulichem Gebiet zu schaffen.

Dem ästhetischen Eindruck, den unsere deutschen Ozeandampfer erwecken, kann sich der Beschauer nicht entziehen.

Der langgestreckte Rumpf mit den hohen Aufbauten des Promenaden und des Bootsdecks, die vorn nach dem Buge zu von dem Gehirn des Schiffes, dem Navigationshause, beherrscht werden, liegt vermöge seiner feinen Linien schlank auf dem Wasser; er trägt seine gut verteilten Schornsteine gefällig im Rahmen der Masten. Schlote und Masten bestärken durch ihren leichten Fall nach hinten den Eindruck des Vorwärtsstürmens und bilden eine willkommene Abwechslung in der oft sich wiederholenden Senkrechten. Hier finden wir wirkliche Kunst, die aus dem innersten Wesen des Schiffes heraus zu höchster Zweckmäßigkeit sich entwickelt hat.

Wenn auch naturgemäß der wagerechten Linie vermöge der gestreckten Bauweise der Vorrang bleiben muss, so kann ihrer leicht zur Eintönigkeit neigenden Führung dennoch nach dem beachtenswerten Vorschlag von Prof. O. Lienau*) durch geeignete Zwischenbauten, als Unterbauten der Schlote abgeholfen werden, die dem Auge einen Ruhepunkt gewähren und damit die etwas kahle Flucht des Promenadendecks ihrer Einförmigkeit entkleiden. Allerdings ist dabei nicht außer acht zu lassen, dass naturgemäß in dem strengen konstruktiven Entwurf die mitfahrenden Personen fehlen, die in Wirklichkeit mit ihrem bunten Leben und Treiben den Eindruck der Leere nicht aufkommen lassen. Immerhin sehen wir, dass es an Gelegenheiten nicht fehlt, wie dem Problem, das äußere Aussehen des Riesendampfers zu künstlerischer Wirkung zu steigern, nähergetreten werden kann.

*) Vgl. „Schiffbau als Kunst“ von Otto Lienau im Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft 1918.

Unser heutiger Kulturzustand gestattet uns ein luxuriöses Wohlleben, und dazu verhelfen uns die ersten Hotels nicht besser als die Überseeischen Schnelldampfer, wo uns das Schöne in jeglicher Gestalt in Farbe und Form, im Rahmen edler Kunst entgegentritt. Mögen solcher Luxusentfaltung auch gewisse Bedenken entgegenstehen, so ist dabei doch zu berücksichtigen, dass bei der Seereise immer nur mit einem vorübergehenden Ausnahmezustand zu rechnen ist, der für manche Entbehrungen des Bordaufenthaltes Ausgleich in gesteigertem Komfort gewährt. Die See ist nun einmal ein vom Menschenvolk in Beschlag genommenes Gebiet, dessen raue, elementare Eigenschaften von seiner Befahrung abschrecken möchten, verstünde es nicht derselbe Mensch, den Gefahren der See mit Tatkraft und Umsicht zu begegnen.

Nicht mit Unrecht vergleicht man den großen Überseedampfer mit einem schwimmenden Gasthaus, das seinen Benutzern alle erdenklichen Bequemlichkeiten bietet. Kabinen und Festsäle mit funkelndem Oberlicht, in dessen Schliff sich elektrische Lichtbündel brechen, in wechselnden Stilarten, mit Holzskulpturen und Gemälden von Künstlerhand geschmückt, blenden das Auge und lassen uns fast vergessen, dass wir uns an Bord eines schwanken Schiffes befinden. In ihrem gewählten Geschmack atmen die Räume die ruhig-vornehme Sphäre verfeinerter Behaglichkeit.

Die Universalität seiner Bestimmung bringt es mit sich, dass der Riesendampfer in seiner Kajütenausstattung ein wahres Musterlager aller möglichen Räume birgt. Da gibt es Festräume, Wintergärten, Wiener Cafes, Arbeits-, Kinder- und Turnzimmer usw. Der große Speisesaal gewährt an 600 Gästen Platz, die an kleinen Tischen zwanglos speisen; er erstreckt sich durch 3 bis 4 Stockwerke in die Höhe und soll dank seiner prächtigen Einrichtung den Inbegriff der Schiffskunst vorstellen. Zweckmäßig sind die übrigen Räume ihrer jeweiligen Bestimmung angepasst.

Zu der Schönheit des Raumes tragen, sie erhöhend und ergänzend, Werke der Kleinkunst, Plastiken und Gemälde von Künstlerhand bei. Die breiten Flächen der Speisesäle und Rauchsalons kommen solchem Bedürfnis entgegen, und der ganze Innenzierrat fügt sich sowohl dem jeweiligen Namen des Schiffes wie der Zweckbestimmung der einzelnen Räume sinnreich ein.

Hat man oben an Deck dem Toben der Elemente genugsam zugeschaut und taucht aus Sturm und Nacht in das Lichtermeer da unten, so umfängt um trauliche Behaglichkeit; eine neuartige Poesie hebt den Schleier einer neuen Welt von Reizen, die dem romantischen Zauber der alten Segelschifffahrt um so ferner liegen, als sie modernen Faktoren ihren Ursprung verdanken. Was will gegenüber dem brausend pulsierenden Bordbetrieb Leben und Treiben auch des geräuschvollsten Hotels besagen!

Ähnlich wie beim Landhausbau begegnen wir auch beim Schiffbau dem Bestreben, das schwimmende Haus, auf das seine Benutzer für die Dauer der Reise angewiesen sind und das ihnen Haus und Heim ersetzen muss, künstlerischem Bedürfnis anzupassen und zu anheimelnder Intimität auszugestalten.

In welcher Weise das zu erfolgen hat, zumal bei einem die denkbar mannigfaltigsten Elemente umfassenden Passagierschiff, das ist eine umstrittene Frage, die zu lösen erst unseren Tagen beschieden war. Die wesentlichsten Gesichtspunkte für die Ausstattung der Innenräume sind: einheitliche planmäßige Anordnung und klare Übersichtlichkeit, Kenntlichmachung des Charakters des Schiffes in den Räumen und zweckdienliche Auswahl der Baustoffe.

Die Aufgabe, in dem schwimmenden Riesenfahrzeug die an ein Massenhotel ersten Ranges zu stellenden Anforderungen zu erfüllen, bietet mancherlei Schwierigkeiten. Im Interesse guter Orientierung ist eine Gruppeneinteilung der Passagierräume je nach der Klassenzugehörigkeit geboten, um so mehr als die technischen Einrichtungen des Schiffes den glatten Verlauf der Raumeinteilung und damit die Übersichtlichkeit nicht begünstigen. Die Räume selber verlangen individuelles Verständnis und Anpassung an ihren Zweck. Ungeeignetes Material und schlechtgewählte Raumform können glücklicher Raumbildung schaden.

Wesentlich spricht dabei die Schiffslinienführung mit den niedrigen Decks mit, die den Räumen leicht etwas Gedrücktes geben und den Raumkünstler vor besondere Aufgaben stellen. Vor allem aber sind es unzählige Dinge, die an sich unumgänglich notwendig, die Raumeinteilung stören, z. B. alle möglichen Schiffsteile wie Treppen, Stützen, Masten, Maschinen usw. Aus der Not dieser Dinge eine Tugend zu machen gelingt dadurch, dass dem Gemussten das Mäntelchen des Gewollten umgehängt wird.

Für Repräsentationsräume von großer Flächenausdehnung empfiehlt sich daher ein Hinein verlegen in mehrere Stockwerke (Decke) mit durchgeführten Säulen, die den Eindruck der Höhe steigern. Immer aber heißt es, die Frage glücklicher Lösung zuzuführen, ob der Raum in seiner Anordnung dem Charakter und der Eigenart des Schiffes entspricht, das in Sturm und Wetter über die Wogen dahineilt und bei aller Anpassung an landgemäße

Unterbringung sein Wesen als schwimmendes Gebäude nicht verleugnet sehen will. Darum wird, um nur ein Beispiel anzuführen, eine feste Wand- und Deckenbeleuchtung schwankenden Kronleuchtern vorzuziehen sein.

Was nun die für die einzelnen Räume zu wählenden Stilarten betrifft, so wäre es eine Versündigung, wollte man das Schiff zu einem Museum buntscheckiger Einrichtungen herabsinken lassen. Von dem anfänglich begangenen Fehler, Material und Formengebung der Landarchitektur schlankweg an Bord zu übernehmen, hat man sich glücklich freigemacht, indem man einen neuen Stil, Bordstil, zu schaffen wusste. Ob dabei eine Anlehnung an historische Stilarten möglich ist, hängt davon ab, ob und inwieweit sie sich den künstlerischen Forderungen der Zweckmäßigkeit und Einheitlichkeit anpassen lassen. Jedenfalls muss der neue Stil, um uns vor Enttäuschungen zu bewahren, sich von jeder Scheinarchitektur fernhalten.

In richtiger Erkenntnis dieser Notwendigkeiten haben unsere großen Dampferlinien, Norddeutscher Lloyd, Hamburg-Amerika-Linie u. a. m. der Pflege der Raumkunst ernste Aufmerksamkeit geschenkt. Und wenn es auch an Missgriffen und Enttäuschungen anfänglich nicht gefehlt hat, weil es manchem doch schwer fiel, der alten, liebgewonnenen Stilschablone zu entsagen, so hat doch die Erkenntnis sich heut Bahn gebrochen, dass nur ein neuer Bordstil mit einer gewissen Strenge der Formen der Eigenart des Schiffes Rechnung tragen kann.

Damit kommen wir schließlich zum Lustfahrzeug, der Yacht. Ihrer Zweckbestimmung entspricht ihr Zuschnitt. Höchster Komfort, je nach den Geldmitteln des Besitzers, ist die Hauptforderung. Alles ist auf das Sportliche, also auf die Ausübung einer Idee im Körperlichen zugeschnitten. Der Kunst sind da insofern gewisse Grenzen gezogen, als die Yacht, nicht für Massentransporte berechnet, nur einer begüterten Minderzahl dient und daher in den Abmessungen hinter dem Ozeandampfer wesentlich zurückbleibt.

Die Kunst des Konstrukteurs feiert in der Segel- und in der Dampfyacht, neuerdings auch in der Motoryacht hohe Triumphe. Während bei letzterer eine aufs höchste gesteigerte Triebkraft die Linien nach rein technischen Erwägungen formt, gefallen Segel- und Dampfyacht sich in fein durchdachter Konstruktion und stellen den Höhepunkt schiffbaulicher Eleganz dar. Bei der Segelyacht ist die Besegelung derart betont, dass sie den Schiffskörper fast erdrückt, so dass er kaum zur Geltung kommt. Anders bei der Dampfyacht, bei der der Rumpf in den zierlichsten Formen — denn die Raumausnutzung ist hier nicht eine conditio sine qua non — den Unterbau für eine einfache Takelung abgibt. Dagegen kann die Inneneinrichtung es mit jedem Rivalen aufnehmen, ja es herrscht auf solch einem erlesenen Fahrzeug größter Luxus.

In innigem Bunde mit der Wissenschaft hat die Raumkunst das Schiff zu einem Wunder der modernen Technik gestaltet. Gerade der Weltkrieg hat darin unsere Überlegenheit über unsere Gegner ins helle Licht gesetzt. Und darum sei heute mit Dank der rastlosen Friedensarbeit gedacht, die unsere Schiffbauer, Ingenieure, Techniker und Kunsthandwerker zu den hervorragenden Leistungen unseres Seewesens befähigt und unseren Seeleuten ein unübertreffliches Material an die Hand gegeben hat.

Darum ist auch die Hoffnung berechtigt, dass nach Beendigung der zeitlichen Wirren die weitere Entwicklung unserer Dampferriesen, an deren künstlerischem Entwurf soviel geistige Kräfte dem Arbeiter die Hand reichen, auf der Grundlage wahrer Kunst den Erfolg an unsere Flagge heften wird. Dass dabei auch den nicht immer unberechtigten Wünschen derer, die solche Dampfer ständig benutzen, die Berechtigung nicht abzusprechen ist, wird dem einleuchten, der auch dem Reederei-Unternehmen einen materiellen Erfolg gönnt, weil er in ihm einen gewichtigen volkswirtschaftlichen Faktor erblickt.

Dennoch dürften deutscher Nationalstolz und deutsche Kunst darauf dringen, dass auch das hierin geleistete Eigene an Bord zu Worte kommt. Damit schaffen wir Vorbilder, die weit erhaben sind über die künstlerische Öde fremder Schiffe und der heimischen Kunst wertvolle Dienste leisten, indem sie den Ruf unserer Industrie und Technik weit über die Meere tragen und uns einer verheißungsvollen Zukunft entgegenführen. Chr. Voigt


257 Linienschiff Bayern
258 Kleiner Kreuzer Karlsruhe
259 Kleiner Kreuzer Stralsund
260 Linieschiff König
261 Großer Kreuzer Hindenburg
262 Schulschiff „Prinzess Eitel Friedrich“ des Deutschen Schulschiffvereins, Bremen
263 Linienschiff Kaiser
264 Turbinen-Schnelldampfer „Vaterland“ der Hamburg-Amerika-Linie
265 Turbinen-Schnelldampfer „Imperator“ der Hamburg-Amerika-Linie
267 Turbinen-Schnelldampfer “Georg Washington“ des Norddeutschen Lloyd, Bremen
268 Schnelldampfer George Washington – Blick auf die Kommandobrücke
269 Schnelldampfer „Vaterland“ Promenadendeck I. Klasse
270 Segelyachten auf der Kieler Föhrde
270 Deutsche Schoneryacht
271 Jollen-Wettsegeln
271 Segelyachten auf dem Langen See bei Berlin

Linienschiff Bayern

Linienschiff Bayern

Kleiner Kreuzer Karlsruhe

Kleiner Kreuzer Karlsruhe

Kleiner Kreuzer Stralsund

Kleiner Kreuzer Stralsund

Linieschiff König

Linieschiff König

Großer Kreuzer Hindenburg

Großer Kreuzer Hindenburg

Schulschiff

Schulschiff "Prinzess Eitel Friedrich" des Deutschen Schulschiffvereins, Bremen

Linienschiff Kaiser

Linienschiff Kaiser

Turbinen-Schnelldampfer „Vaterland“ der Hamburg-Amerika-Linie

Turbinen-Schnelldampfer „Vaterland“ der Hamburg-Amerika-Linie

Turbinen-Schnelldampfer „Imperator“ der Hamburg-Amerika-Linie

Turbinen-Schnelldampfer „Imperator“ der Hamburg-Amerika-Linie

Turbinen-Schnelldampfer “Georg Washington“ des Norddeutschen Lloyd, Bremen

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Schnelldampfer George Washington – Blick auf die Kommandobrücke

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Schnelldampfer „Vaterland“ Promenadendeck I. Klasse

Schnelldampfer „Vaterland“ Promenadendeck I. Klasse

Segelyachten auf der Kieler Förde

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Deutsche Schoneryacht

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Jollen-Wettsegeln

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Segelyachten auf dem Langen See bei Berlin

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