Die Oderburg bei Stettin

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern, Stettin, Oderburg
In dem Jahre 1573 verstarb der Herzog Barnim IX. auf der Oderburg vor Stettin. Er war 72 Jahre alt geworden und hatte 50 Jahre lang das Land regiert; er war ein so milder und gottseliger Herr gewesen, dass man ihn den Vater des Vaterlandes nennen sollte. Die Oderburg, in welcher er verstarb, hatte er auf das zierlichste und festeste erbauen lassen, also dass man nachher, wie die Stadt zur Festung eingerichtet wurde, mehrere Jahre nötig hatte, bevor man sie ganz niederreißen konnte. Bei seinem Tode geschah das seltsame Wunder, dass in der Nacht, da er starb, die vielen goldene Wetterhähne und Knöpfe, mit denen die Burg verzieret war, alle zusammen urplötzlich ganz schwarz geworden waren, und doch war in der Nacht weder ein Gewitter noch sonst Regen gewesen. Es war nicht anders, als ob das Gebäude, das dem Herzoge sein Entstehen verdankte, also seine Trauer über das Abscheiden seines Herrn hätte anzeigen wollen.

Micrälius, Altes Pommerland, I. S. 369.
Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. III. S. 192.

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller