Die Nixe in der Elde bei Slate, unweit Parchim.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 3
Autor: Von J. Mussäus, weiland Pastor zu Hansdorf, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sagen, Volkssagen, Slate, Elde,
Bei Slate fließt ein Wasser, und das Wasser ist tief.
Einst in der Kühlung des Abends wanderte des Dorfes Prediger am Flusse nieder, durch die hohen Eichen. Schon waren die langen Schatten verschwunden und die Dämmerung war eingetreten, als aus dem Bette der Elde eine dumpfe Stimme sich vernehmen ließ: „De Stunn is doa, äwa de Knaw noch nich!"**)

*) Aus den Jahrbüchern des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Fünfter Jahrgang. 1840.
**) „Die Stunde ist da, aber der Knabe noch nicht!"


Bedenklich wendete er seine Schritte zum nahen Dorfe. Er hatte bereits den Gartenzaun erreicht, als ein hübscher Knabe daher gelaufen kam.

„Wohin, mein Sohn, wohin so eilig?"

„Zum Bache”, erwiderte dreist der Knabe, „Schnecken will ich sammeln und bunte Muscheln!"

„Nicht doch!" versetzte der bedachtsame Geistliche, „hier einen Schilling, mein Kind, geh' hin und hole mir, — ja hole meine Bibel".

Der Knabe lief hin.

Als nun der Prediger beim Kruge vorüber ging, kam jener schon zurück mit dem Buche und eilte straks zum Wasser.

„Nicht doch!" sprach der Geistliche, „bist durstig, bist schnell gelaufen, sollst erst trinken. — Lieber Wirt, ein Glas Bier dem Knaben!"

Er trank und fiel tot nieder.
Die Stunde war da und der Knabe auch.

Bauernjunge

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