Die Kirche zu Neukalen

Zur Baukunde - 2. Zur Baukunde des christlichen Mittelalters. - Kirchliche Bauwerke
Autor: Lisch, Georg Christian Friedrich (1801 Strelitz - 1883 Schwerin) Prähistoriker, mecklenburgischer Altertumsforscher, Archivar, Konservator, Bibliothekar, Redakteur, Heraldiker und Publizist (Freimaurer), Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Neukalen, Kummerower See,
Die Kirche zu Neukalen ist ein einfacher gotischer Bau, wie es scheint aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts. Die Kirche bildet ein einfaches Oblongum mit dreiseitigem Chorschluss und hat keine Seitenschiffe und außer dem dreiseitigen Chorschluss keinen durch die Architektur sichtbar abgegrenzten Altarraum. Die Kirche ist, nach den vollständig vorhandenen Wandbogen, auf Wölbung angelegt, welche jedoch nicht zur Ausführung gekommen, sondern durch eine Balkendecke ersetzt ist. Die breiteiligen Spitzbogenfenster sind hoch und weit. Die Außenwände haben am Dachgesimse einen Fries von schwarz glasierten Ziegeln.

Der Turm trägt außen rechts an der Turmpforte im Westen eine Bauinschrift, welche mit vertieftem Grunde in die Ziegel eingeschnitten ist. Diese Inschrift besteht jetzt aus Ziegeln und lautet:



Die Inschrift ist offenbar nicht mehr vollständig und in ihrer ursprünglichen Gestalt. Die Ziegel 1, 2 und 7, welche von roter Ziegelmasse sind, scheinen älter und mehr verwittert zu sein; die Ziegel 3, 4, 5 und 6 sind von gelber Ziegelmasse, weniger fest geschnitten und anscheinend jünger, als die 3 andern Ziegel. Die Inschrift ist also gewiss schon einmal restauriert und mag ursprünglich: Anno domini MCCCCXXXIX presens opus turris [consummatum est] gelautet haben. So viel wird aber gewiss sein, dass der Turm im Jahre 1439 vollendet, und hieraus wird hervorgehen, dass die Kirche nicht lange vorher gebaut ist. Der Turm scheint übrigens gelitten zu haben und in jüngeren Zeiten restauriert worden zu sein, da in den oberen Teilen Verhältnisse sichtbar sind, welche offenbar der Renaissance- oder einer jüngeren Zeit angehören. Vielleicht ist die Kirche im 16. Jahrhundert ausgebrannt und bei der Gelegenheit das Gewölbe und die Turmspitze eingestürzt. Jedenfalls stammen Kirche und Turm nicht aus der Zeit der Erbauung der Stadt, welche im Jahre 1281 durch Verlegung der Stadt Alt-Kalen in das Dorf Buggelmast, welches jetzt Neukalen genannt ward, gegründet worden ist (vgl. Jahrb. XII, S. 459 flgd.).

Dicht über der Inschrift sind 6 Ziegel eingemauert, in deren jeden 3 Verzierungen von hübschen gotischen Rosetten und verschiedenen Blattformen eingedrückt sind, in der Mitte eine runde Rosette, zu beiden Seiten 2 schildförmige Blätter.

Die Kirche besitzt noch einen sehr großen, fast die ganze Breite und Höhe der Kirche füllenden, sehr reich und fleißig geschnitzten Altar im Renaissancestil mit der Jahreszahl 1610, wie so gute im Lande selten sind, welcher freilich nicht zum Bau stimmt.
G. C. F. Lisch.

Lisch, Georg Christian Friedrich (1801-1883) mecklenburgischer, Archivar, Altertumsforscher, Bibliothekar, Redakteur, Publizist

Lisch, Georg Christian Friedrich (1801-1883) mecklenburgischer, Archivar, Altertumsforscher, Bibliothekar, Redakteur, Publizist

Neukalen, Pfarrkirche St. Johannes

Neukalen, Pfarrkirche St. Johannes

Neukalen, Rathaus

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