Die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz.

Aus: Handbuch des Wissenswürdigsten aus der Natur und Geschichte der Erde und ihrer Bewohner. Zum Gebrauch beim Unterricht in Schulen und Familien, vorzüglich für Hauslehrer auf dem Lande, so wie zum Selbstunterricht.
Autor: Blanc, Ludwig Gottfried (1781-1866) deutscher Philologe und Domprediger, Erscheinungsjahr: 1868
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Meklenburg-Vorpommern, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Landesbeschreibung
Beide in mancher Beziehung eng verbundene Länder liegen, an einander grenzend, zwischen Pommern, Brandenburg, Hannover, Holstein und der Ostsee; sie umfassen zusammen 264 Quadrat-Meilen, mit 586.000 Einwohnern, wovon 228 Quadrat-Meilen und 500.000 Einwohner auf Mecklenburg-Schwerin, 36 Quadrat-Meilen und 86.000 Einw. auf Mecklenburg-Strelitz kommen. Beide haben einen durchaus ebenen, mehr sandigen als fetten, im Ganzen aber doch ergiebigen Boden, welcher durch viele kleine Flüsse und unzählige Seen vortrefflich bewässert ist: die größten Seen sind der Schwerinsche, der Plauer-, der Müritz-, der Tollense-See und an den Grenzen östlich der Kummerower und westlich der Ratzeburger See.

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Die Elbe berührt nur eben die Grenze und nimmt bei Dömitz die jetzt schiffbar gemachte Elde auf; außerdem ist der einzige, aber auch nur bei seinem Ausfluss, wo er sich zu einem Meerbusen erweitert, schiffbare Fluss, die Warnow. Die Peene und die Havel entstehen zwar in Mecklenburg, verlassen es aber bald. Das Klima ist nebelig und rau, daher hier nur wenig Obst, das Getreide aber und der Flachs desto besser gedeihen; diese so wie Wolle, Holz und Fische sind daher auch die einzigen Ausfuhrartikel. Die Rindvieh- und Schafzucht ist bedeutend. Die Mecklenburger Pferde gehören zu den besten in Deutschland, das Hauptgestüt ist im Dorfe Redefin an der Sude; berühmter aber noch ist das Ivenacker, welches Privateigentum ist. Die Landwirtschaft ist die Hauptnahrungsquelle; Fabriken sind so gut als gar nicht vorhanden. Die Einwohner, ursprünglich Wenden, von dem Stamme der Obotriten, sind ganz verdeutscht und reden die plattdeutsche Sprache; die herrschende Religion ist die lutherische. Die ehemals hier sehr harte Leibeigenschaft der Bauern war in neueren Zeiten schon sehr gemildert und ist 1820 ganz aufgehoben worden.

Die regierenden Familien stammen in gerader Linie von Pribislaw II., letztem König der Obotriten und erstem Herzog von Mecklenburg ab, welcher 1167 sich zum Christentum bekannte. Unter seinen Nachfolgern ward das Land verschiedentlich geteilt; bis 1695 gab es eine Schwerin’sche und eine Güstrow’sche Linie, und seit 1701 entstand die noch jetzt bestehende Teilung, in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Beide Länder sind durch gemeinsame Landstände, welche bei der Gesetzgebung und Besteuerung befragt werden müssen, innig verbunden, und kommen nach dem Erbvertrage von 1442, im Fall des Aussterbens der regierenden Familien, an das Haus Preußen.

In Mecklenburg-Schwerin sind zu bemerken: Schwerin mit 14.000 Einwohner, die Haupt- und Residenzstadt; sie liegt teils auf einer Insel im gleichnamigen See, teils an seinen Ufern. In dem fürstlichen Schloss befindet sich eine Gemäldesammlung, vor der Stadt aber eine 1829 in einem schönen Gebäude angelegte Irrenanstalt, Sachsenberg genannt. Die gewöhnliche Residenz des letzten Großherzogs war der Ort Ludwigslust, mit 5.400 Einwohner und einem Schullehrer- Seminar. Er liegt zwischen Wäldern, welche mit den schönen Gartenanlagen eine anmutige Umgebung bilden. Auch hier ist im Schloss eine Gemälde- und Altertumssammlung. Unweit Ludwigslust liegt das Dorf Wöblin, mit dem Grabmal Theodor Körners, welcher hier am 26. August 1813 fiel.

Rostock, an der Warnow, welche sich hier zu einem Meerbusen erweitert, mit 18.000 Einwohnern. Sie ist die bedeutendste und betriebsamste Stadt des Landes und der Mittelpunkt seines Handels; daher hier Schiffbau und mancherlei Gewerbe, besonders Bier- und Branntweinbrennereien, Zuckersiedereien u. s. w. Ihr Hafen ist Warnemünde, an der Mündung der Warnow. Rostock ist der Geburtsort Blüchers, dessen eherne 1819 aufgestellte Statue den Blücherplatz ziert. In der Marienkirche liegt Hugo Grotius begraben. Die hiesige Universität ward 1419 gestiftet und 1760 mit der von Bützow vereinigt.

Wismar, an einem Busen der Ostsee, welcher der Wallfisch genannt wird, mit dem zweiten Hafen des Landes und über 10.000 Einwohner. Auch sie treibt ansehnlichen Handel. Im Westfälischen Frieden ward Wismar an die Schweden abgetreten und kam 1803 durch Kauf an den Großherzog zurück.

Parchim, an der Elde, mit über 5.000 Einwohnern ist seit 1818 der Sitz des beiden Großherzogtümern gemeinschaftlichen Oberappellationsgerichts.

Bei dem Flecken Doberan, eine Stunde von der See, erstreckt sich der sogenannte heilige Damm, ½ Meile lang, 100 Fuß breit, 12—16 Fuß hoch, eine Art Düne von losen abgeschliffenen Geschieben, im Meere, das Ufer entlang. Hier ist ein in der neuesten Zeit vielbesuchtes Seebad, das erste in Deutschland, 1793 angelegt worden. In der Badezeit werden hier berühmte Pferderennen gehalten.

Bei dem Orte Sülze befindet sich eine Saline, welche aber zum Bedarf des Landes nicht zureicht, sie liefert nur 16.000 Zentner jährlich, kürzlich ist dabei eine Soolbadeanstalt eingerichtet worden.

Auf einer Insel der Elde liegt die kleine Festung Dömitz, mit einem Zuchthaus- und bedeutendem Elbzoll.

In Mecklenburg-Strelitz sind zu bemerken: Neustrelitz, die Haupt- und Residenzstadt, mit 6.000 Einwohnern. Sie ist erst 1733 angelegt und so, dass alle acht Hauptstraßen vom Marktplatze aus sternförmig auslaufen. Das schöne fürstliche Schloss hat einige interessante Kunst- und Altertümersammlungen. Der Zierkersee, an welchem die Stadt liegt, macht ihre Umgebungen angenehm. In der Nähe das Lustschloss Belvedere.

Auf dem fürstlichen Schloss Hohenzieritz, im Dorfe gleiches Namens, unweit des Tollense-Sees, starb am 19. Juli 1810 die Königin Louise von Preußen, eine geborene Prinzessin von Strelitz. Abgesondert von dem übrigen Lande liegt an den Grenzen von Lauenburg das Fürstentum Ratzeburg, welches dem Großherzog von Strelitz gehört; und als solcher besitzt er auch einige Teile, den Domhof und Palmberg der dänischen Stadt Ratzeburg, im See gleiches Namens.

Schwerin, Denkmal des Großherzogs Friedrich Franz II.

Schwerin, Denkmal des Großherzogs Friedrich Franz II.

Schwerin, Theater

Schwerin, Theater

Wismar, Alter Schwede

Wismar, Alter Schwede

Wismar, Marktplatz

Wismar, Marktplatz

Wismar, Wassertor

Wismar, Wassertor

Neubrandenburg, Dangel-Turm

Neubrandenburg, Dangel-Turm

Neubrandenburg, Stargarder-Tor

Neubrandenburg, Stargarder-Tor

Loitz, mittelalterliches Stadttor

Loitz, mittelalterliches Stadttor

Rostock, Kröpeliner Tor

Rostock, Kröpeliner Tor

Rostock, Universität

Rostock, Universität

Rostock, Giebelhäuser bei der Nikolaikirche

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