Die Frauen und Jungfrauen in Stolpe.

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern,
Zu einer Zeit waren die Herzöge in Pommern in großer Geldnot, und sie mussten von dem Hochmeister in Preußen eine ansehnliche Summe entlehnen. Dafür ließ der Deutsche Orden sich die Stadt Stolpe zum Pfande verschreiben, mit der Bedingung, dass sie ihm für immer verfallen sein solle, wenn sie nicht binnen Jahr und Tag eingelöst werde. Dieser Termin kam denn nun heran, und die Herzöge konnten nicht bezahlen, und waren in großer Sorge deshalb. Da traten die Stolper zusammen, die bei ihren angestammten Herzögen bleiben und nicht den Deutschen Herren gehören wollten, und brachten freudig Alles dar, was sie an barem Golde und Silber besaßen. Wie aber das noch nicht ausreichte, da kamen auch die Frauen und Jungfrauen der Stadt Stolpe, und trugen alle ihre Kleinode und ihren Schmuck, und legten dies zu dem Haufen, dass die Summe voll wurde und die Stadt ausgelöst war. Also wollten die braven Stolper lieber alle arm werden, denn unter einen fremden Herrn geraten.

Carl Lappe, Pommerbuch, S. 21.

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller