Das bolivianische Hochland.
Der pazifische Krieg nahm Bolivien sein Litoral, wüst an der Oberfläche, jedoch ungeheure Reichtümer in seinen Salpeterlagern bergend. Bolivien ist heute reines Binnenland ohne Küste. Der Hafen Antofagasta ist jetzt chilenisch und der von dort kommende Reisende erreicht erst nach 1 1/2 tägiger Eisenbahnfahrt die bolivianische Grenze in der Westkette der Kordilleren in einer Höhe von bereits 3.600 m am Fuß 6.000 m hoher Berge. Diese Westkette der Kordillere bildet die Grenze mit Chile. Über 200 km weiter östlich streicht die Ostkette der Kordillere fast parallel mit der ersteren, beide als Fortsetzung der argentinischen Kordillere, im Norden des Titicacasees als peruanische Kordillere von Carabaya sich fortsetzend. Beide Kordillerenketten schließen eine große Hochebene ein, den Boden eines ehemaligen Meeres, dessen Überreste der Titicacasee 3.800 m hoch, der Lago Poopo und die großen Salare von Uyuni bilden. Dieser Komplex, Kordilleren und Hochebene, bilden den klimatisch und wirtschaftlich gesonderten westlichen Teil Boliviens, wohl den dritten Teil des Landes einnehmend, welches bei 1.500.000 qkm Oberfläche etwa 2 Millionen Bewohner zählt.
Die Höhenlage bringt es mit sich, dass die Produkte des Pflanzen- und Tierreiches in dieser immensen Region nur spärliche sind. Die Tage sind heiß auch im Winter, der meist sonnig ist, die Nächte sind kalt. Das Thermometer sinkt in Uyuni auf 15 ja 20° Minus. Die dünne Höhenluft verschärft diese Gegensätze und erschwert dem Fußgänger körperliche Bewegung. Nur der Indianer arbeitet und überschreitet die steilsten und höchsten Berge mit gleicher Leichtigkeit, von Zeit zu Zeit durch das Kauen von Koka die Nerven in unschädlicher Weise neu belebend. Was er zu seiner Existenz braucht, geben ihm seine Felder, die man bis 14.000 Fuß Höhe an den Bergen hinauf kultiviert sieht. Quinoa (Inderhirse), Kartoffeln, Chuño, (Stärke von Kartoffeln) durch Ausfrieren gewonnen, Gerste halbreif geschnitten und als Futter an die Minen verkauft, bilden die Produktion. Die Schafe geben ihm Wolle für selbstgewebte Kleider, die Llamawolle dient zu Stricken, Säcken, Decken. Die Tiere selbst tragen ihren eigenen gesammelten Guano als Brennmaterial nach den zahlreichen Minen und transportieren von diesen das gewonnene Metall, die Barilla, nach den Stationen der Bahn. Diese indianische Bevölkerung, schon von den Spaniern domestizierte Ackerbauer, sei von vornherein erwähnt, weil sie stets den Hauptstamm der Bevölkerung bilden wird und namentlich das Hauptkontingent der Arbeiter für die Minen liefert, dem sich bolivianische Cholos (Mestizen), Chilenen und Peruaner anschließen. Der Sommer bringt die Regen meist mit Gewittern, in denen sich die hohe elektrische Spannung dieser Region fast täglich mehrmals entladet. Hagel fällt häufig. November bis März sind in der Regel frei von Nachtfrösten. Der Boden der „Alto planicie“ ist vielfach sehr gut. Am Fuße der Berge, wo Quellen zutage treten, und in den Tälern sind zahlreiche Indianeransiedlungen, indes tritt Wassermangel ein, falls die Regen nicht in gewünschter Menge fallen; Hagel, Fröste und vor allem der große Unterschied von Tag- und Nachttemperatur machen die Hochebene für einen Ackerbau in europäischem bzw. argentinischem Sinne nicht geeignet — Wintergetreide zu bauen ist ausgeschlossen, das Reifen irgendwelchen Sommergetreides überhaupt zweifelhaft. Es ist dies umso mehr zu bedauern, als der Absatz an die Minen bei unglaublich hohen Preisen eine hohe Rentabilität garantiert. In vielen Tälern und geschützten Lagen säen viele Fincas (Estancias) auch Luzerne, und es sind mir Fincas bekannt, die 100% Verzinsung auf den Kaufpreis geben. Doch ist das nicht die Regel. Dass Verbesserungen an einzelnen Stellen durch Bewässerung, Aussaat von Klee und Gräsern, durch bessere Ackerung eingeführt werden können, dadurch Haltung von mehr und besserem Vieh an Stelle der jetzigen degenerierten einheimischen Rassen, halte ich nicht nur — natürlich an geeigneten Plätzen — für möglich, sondern für leicht durchführbar und dann mit hohem Nutzen verbunden, wie ich weiter unten ausführen werde.
Die Höhenlage bringt es mit sich, dass die Produkte des Pflanzen- und Tierreiches in dieser immensen Region nur spärliche sind. Die Tage sind heiß auch im Winter, der meist sonnig ist, die Nächte sind kalt. Das Thermometer sinkt in Uyuni auf 15 ja 20° Minus. Die dünne Höhenluft verschärft diese Gegensätze und erschwert dem Fußgänger körperliche Bewegung. Nur der Indianer arbeitet und überschreitet die steilsten und höchsten Berge mit gleicher Leichtigkeit, von Zeit zu Zeit durch das Kauen von Koka die Nerven in unschädlicher Weise neu belebend. Was er zu seiner Existenz braucht, geben ihm seine Felder, die man bis 14.000 Fuß Höhe an den Bergen hinauf kultiviert sieht. Quinoa (Inderhirse), Kartoffeln, Chuño, (Stärke von Kartoffeln) durch Ausfrieren gewonnen, Gerste halbreif geschnitten und als Futter an die Minen verkauft, bilden die Produktion. Die Schafe geben ihm Wolle für selbstgewebte Kleider, die Llamawolle dient zu Stricken, Säcken, Decken. Die Tiere selbst tragen ihren eigenen gesammelten Guano als Brennmaterial nach den zahlreichen Minen und transportieren von diesen das gewonnene Metall, die Barilla, nach den Stationen der Bahn. Diese indianische Bevölkerung, schon von den Spaniern domestizierte Ackerbauer, sei von vornherein erwähnt, weil sie stets den Hauptstamm der Bevölkerung bilden wird und namentlich das Hauptkontingent der Arbeiter für die Minen liefert, dem sich bolivianische Cholos (Mestizen), Chilenen und Peruaner anschließen. Der Sommer bringt die Regen meist mit Gewittern, in denen sich die hohe elektrische Spannung dieser Region fast täglich mehrmals entladet. Hagel fällt häufig. November bis März sind in der Regel frei von Nachtfrösten. Der Boden der „Alto planicie“ ist vielfach sehr gut. Am Fuße der Berge, wo Quellen zutage treten, und in den Tälern sind zahlreiche Indianeransiedlungen, indes tritt Wassermangel ein, falls die Regen nicht in gewünschter Menge fallen; Hagel, Fröste und vor allem der große Unterschied von Tag- und Nachttemperatur machen die Hochebene für einen Ackerbau in europäischem bzw. argentinischem Sinne nicht geeignet — Wintergetreide zu bauen ist ausgeschlossen, das Reifen irgendwelchen Sommergetreides überhaupt zweifelhaft. Es ist dies umso mehr zu bedauern, als der Absatz an die Minen bei unglaublich hohen Preisen eine hohe Rentabilität garantiert. In vielen Tälern und geschützten Lagen säen viele Fincas (Estancias) auch Luzerne, und es sind mir Fincas bekannt, die 100% Verzinsung auf den Kaufpreis geben. Doch ist das nicht die Regel. Dass Verbesserungen an einzelnen Stellen durch Bewässerung, Aussaat von Klee und Gräsern, durch bessere Ackerung eingeführt werden können, dadurch Haltung von mehr und besserem Vieh an Stelle der jetzigen degenerierten einheimischen Rassen, halte ich nicht nur — natürlich an geeigneten Plätzen — für möglich, sondern für leicht durchführbar und dann mit hohem Nutzen verbunden, wie ich weiter unten ausführen werde.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Deutschen Interessen in Argentinien, Chile, Bolivien und Peru.