IV. Bolivien.
In den alten Kulturstaaten Europas sind jedem Bewohner die Nachbarländer genau bekannt, die Grenzen sind feste, die Interessen der Einwohner im Wesentlichen auf das eigene Land beschränkt. Anders in Südamerika, in den Ländern von größter Ausdehnung mit nur erst teilweise entwickeltem Eisenbahnnetz, dünn bevölkert, voll von mächtigen Gebirgen, wüsten Hochebenen, großen Waldregionen, welche bei geringer Bevölkerung dem wechselseitigen Verkehr große Hindernisse und Erschwerungen bereiten. Hier kennen sich die Nachbarn nicht, und schwer zugängliche Länder, wie es z. B. Bolivien in gewissem Sinne noch heute zum Teil ist, bieten den Nachbarn viel des Unbekannten und Rätselhaften. Letzteres zu lösen ist der lebhafte Wunsch vieler, denn schon ist der Wettstreit zwischen den jungen Nationen lebhaft, ihren Einfluss auszudehnen, ihrem Kapitalüberschuss vorteilhafte Anlage zu verschaffen und ungehobene Schätze auch in Nachbars Land zu erschließen; es liegt dieses im Interesse des kapitalschwachen Nachbarn ebenso wie im eigenen. Es untersteht keinem Zweifel, dass Bolivien trotz der Lage im Innern, entfernt von der Küste und mit einem erst in der Entwicklung begriffenen Eisenbahnnetz infolge seiner großen natürlichen Schätze, ein äußerst geeignetes Feld für Kapitalanlagen bietet. Das Blühen eines angesehenen Großhandels, bisher meist in deutschen Händen, die Gewinne, welche alte solide Minenfirmen sowie die neuerdings eingewanderten ausländischen Banken machen, beweisen dies durch Tatsachen. Jedem, der das Land mit offenen Augen durchreist, wird aber bald klar sein, dass Kapital und Intelligenz hier noch unendlich mehr herausholen können, dass viele mögliche Industrien überhaupt noch nicht vorhanden sind, die vorhandenen in den Kinderschuhen stecken, jedoch die Möglichkeit ihrer denkbar größten Ausdehnung gegeben ist.
Die ungemein großen Verschiedenheiten in Klima, Vegetation, Bodenprodukten, Charakter des Landes, auch der Einwohner, hervorgerufen durch die Lage in der heißen Zone bei maximalen Bodenerhebungen, machen dem Fernstehenden eine Orientierung schwer. Ein Land, bei dessen Durchquerung der Reisende brennende Sandwüsten, eisige Hochsteppen, mit ewigem Schnee bedeckte Hochkordilleren passieren muss, um dann in zwölfstündigem Ritt von den Gletschern durch paradiesische Täler in die Region des Kaffees und Zuckerrohrs zu gelangen und schließlich nach wochenlangem Marsche durch Gummiwaldungen oder tropische Grassavannen die Grenze zu erreichen, ist natürlich für den Fremden nicht leicht übersichtlich. Ebenso verschieden wie das Land sind seine Produkte. Die edelsten Metalle Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Wolfram, Antimon enthalten die Riesenwälle der Kordilleren, deren Fuß auf der Hochebene ruht, die kaum dem genügsamen [Ureinwohner] und seinem Llama Unterhalt gewährt. Weizen, Mais, Gerste, Alfalfa, Tabak, tropische Früchte, Wein, Kaffee, Zuckerrohr, Kakao, Gummi, Koka, eine unendliche Menge wertvollster Hölzer, kurz alles, was ein reicher Boden in allen Zonen produzieren kann, bringt er hier je nach der Höhenlage auf relativ engem Raume hervor. Diese Schätze können schon heute gehoben werden. Das, was fehlt, ist Kapital, Fachkenntnis und wirtschaftliche Energie. Dem wirtschaftlichen Unternehmungsgeiste Orientierung in diesem Lande der Gegensätze zu verschaffen, ist der Zweck der nachstehenden Zeilen.
Die ungemein großen Verschiedenheiten in Klima, Vegetation, Bodenprodukten, Charakter des Landes, auch der Einwohner, hervorgerufen durch die Lage in der heißen Zone bei maximalen Bodenerhebungen, machen dem Fernstehenden eine Orientierung schwer. Ein Land, bei dessen Durchquerung der Reisende brennende Sandwüsten, eisige Hochsteppen, mit ewigem Schnee bedeckte Hochkordilleren passieren muss, um dann in zwölfstündigem Ritt von den Gletschern durch paradiesische Täler in die Region des Kaffees und Zuckerrohrs zu gelangen und schließlich nach wochenlangem Marsche durch Gummiwaldungen oder tropische Grassavannen die Grenze zu erreichen, ist natürlich für den Fremden nicht leicht übersichtlich. Ebenso verschieden wie das Land sind seine Produkte. Die edelsten Metalle Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Wolfram, Antimon enthalten die Riesenwälle der Kordilleren, deren Fuß auf der Hochebene ruht, die kaum dem genügsamen [Ureinwohner] und seinem Llama Unterhalt gewährt. Weizen, Mais, Gerste, Alfalfa, Tabak, tropische Früchte, Wein, Kaffee, Zuckerrohr, Kakao, Gummi, Koka, eine unendliche Menge wertvollster Hölzer, kurz alles, was ein reicher Boden in allen Zonen produzieren kann, bringt er hier je nach der Höhenlage auf relativ engem Raume hervor. Diese Schätze können schon heute gehoben werden. Das, was fehlt, ist Kapital, Fachkenntnis und wirtschaftliche Energie. Dem wirtschaftlichen Unternehmungsgeiste Orientierung in diesem Lande der Gegensätze zu verschaffen, ist der Zweck der nachstehenden Zeilen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Deutschen Interessen in Argentinien, Chile, Bolivien und Peru.