Die Beschaffenheit der Witterung in Danzig, vom Jahre 1722 bis 1769 beobachtet, nach ihren Veränderungen und Ursachen erwogen, und mit dem Wetter an anderen Orten verglichen.

Autor: Reyger, Gottfried (1704-1788) deutscher Botaniker, Naturforscher, Meteorologe, Ornithologe und Astronom, Erscheinungsjahr: 1770

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Wetterbeobachtungen, Meteorologie, Naturforschung, Klima, Umwelt, Wetter, Jahreszeiten, Danzig, Witterung,
Da ich bereits seit dem Jahr 1722 auf die Beschaffenheit der Witterung in Danzig Acht gehabt, insonderheit aber von 1730 bis 1769, und also vierzig Jahre nach einander ihre tägliche Veränderungen genau bemerkt und aufgezeichnet, so hat eine so lange fortgesetzte Beobachtung das gewöhnliche Verhalten derselben in jeder Jahreszeit, und wie eine Veränderung aus der anderen gefolgt, und mit derselben abgewechselt, immer gewisser und richtiger zu erkennen gegeben, woraus denn eine kurze Nachricht von der Beschaffenheit des Wetters in jedem Monat geflossen, von welcher ich bereits verschiedenes in dem zweiten Bande der Versuch und Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft bekannt gemacht, wie meine Bemerkungen sich nur erst auf zwanzig Jahre erstreckten. Nach diesem haben die folgenden zwanzig Jahre die daselbst gegebene Sätze nicht nur erläutert und bestätiget, sondern noch viel andere Anmerkungen an die Hand gegeben, dass ich also eine viel umständlichere und auf eine längere Erfahrung gegründete Nachricht von der Beschaffenheit der Witterung in Danzig durch gegenwärtige Schrift liefern können.

Es ist selbige in sechs Abschnitte verteilt, von welchen der erste eine allgemeine Nachricht vom Wetter und dessen Beobachtungen enthält, worin die Veränderungen der Witterung betrachtet werden, wie sie teils von der Sonne, teils von der Erde und ihren Ausdünstungen, und von dem verschiedenen Zustande der Luft herrühren, auch wie die Wetterbeobachtungen bisher angestellt worden.

Weil auch das Barometer von so allgemeinem Gebrauch geworden, dass es von vielen, denen die Ursache seines Steigens und Fallens nicht bekannt ist, als ein Mittel an die bevorstehende Witterung mit Gewissheit zu erkennen, welches doch nicht immer zutrifft, so ist im zweiten Abschnitt eine umständliche Nachricht zu finden, sowohl von den Ursachen seiner Veränderungen, als auch wie weit man daraus auf die Veränderungen des Wetters schließen könne oder nicht, welches letzte auch durch die angeführte barometrische Bemerkungen eines Monates und deren Vergleichung mit dem Wetter selbst erläutert ist.

Im dritten Abschnitt folgen die 48jährige Beobachtungen der Witterung in Danzig vom Jahr 1722 bis 1769, welche in einem Auszug aus den täglich verzeichneten Nachrichten die Folgen des Wetters in ihrem Zusammenhang für jedes Jahr vor Augen legen. Einige besondere Witterungen werden umständlicher beschrieben, und zugleich hinzugefügt, wie sie sich an anderen Orten geäußert, auch oft die Wirkungen derselben durch das Gefrieren oder Auftauen der Flüsse, Erfrierung der Gewächse, Ausschlagen der Bäume und ersten Frühlingsblumen, Überschwemmungen und Dergleichen angezeigt. Die Bemerkungen aber mit dem Barometer und Thermometer, die sonst bei dergleichen Wetterbeobachtungen geliefert werden, sind hier weggelassen, weil man selbige bereits seit dem Jahr 1739 durch die gelehrte Feder des Hrn. Professor Hanow, nebst vielen andern Anmerkungen von der Witterung all hier, in den Danziger Erfahrungen, Nachrichten und Anzeigen aufgezeichnet findet.

Im vierten Abschnitt wird die Witterung in Danzig mit der zu gleicher Zeit in Berlin, Wittenberg, Halle, Frankfurt am Main, Paris und Upsala bemerkten verglichen, und ihre Übereinstimmung oder Verschiedenheit gezeigt.

Der fünfte Abschnitt liefert die eigentliche Beschaffenheit der Witterung in Danzig, wie sie aus den vorhin angeführten Beobachtungen gezogen worden. Dabei zuerst von der Wärme und Kälte der Luft und ihren Ursachen, im gleichen von den mit dem Thermometer anzustellenden Bemerkungen Nachricht gegeben, ferner von den Winden, ihren Ursachen und Eigenschaften, insonderheit denen, welche sie in den verschiedenen Jahreszeiten bei uns äußern, gehandelt wird, worauf die Beschreibung des Wetters, sowohl in jeder Jahreszeit überhaupt, als auch in jedem Monat insbesondere folget; wobei das gewöhnlichste Verhalten desselben aus dem, was am meisten beobachtet worden, geschlossen wird, auch von vielen Veränderungen die wahrscheinliche Ursachen angezeigt werden, und zuletzt noch der Nutzen der Wetterbeobachtungen und die Vorzeichen der Veränderungen des Wetters mit wenigen berühret werden.

Endlich enthält der sechste Abschnitt noch einige Anmerkungen über andere mit dem Wetter verknüpfte Luftbegebenheiten, als Regenbogen, Höfe um die Sonne, Nebensonnen, Nordlichte u. d. g. dass also alles, was in dieser Schrift zusammen enthalten ist, einen ziemlich vollständigen Begriff von der Beschaffenheit unseres Himmelstriches geben kann, welche sich auch zum Teil schon aus der Zeit des Aufblühens unserer einheimischen Pflanzen erkennen lässt, wie ich solche meiner Deutschen Flora beigefügt.

Bei dieser Gelegenheit habe ich noch einige Zusätze zu derselben, oder Beobachtungen, die mir nachher vorgekommen, anzuführen. In der dritten Klasse habe ich bei der Gattung des Lolium nur eine Art beschrieben, und die andere, oder das Lolium temulentum, Taumellulch, welches Ölhafe gefunden, nur kürzlich angezeigt, weil ich es noch nicht selbst gesehen hatte. Ich habe es aber nach diesem etliche mal in unseren Kornfeldern angetroffen. Es unterscheidet sich von der ersten Art dadurch, dass jede äußere Spelze sich in eine ziemlich lange Granne endiget, das Bälglein aber des Kelches ist nur spitzig ohne Granne. In der 13. Klasse sind bei der 6. Art des Ranunculus oder dem Hahnenfuß mit runder Wurzel die ganz zurückgezogene Kelchblätter als ein Kennzeichen dieser Art angegeben, wie selbiges auch Herr von Linné in seiner Benennung dieser Pflanze mit anführet. Ich habe aber nach diesem auch bei der 7. oder 8. Art zuweilen die Kelchblätter zurückgebogen gefunden, dass also dieses Kennzeichen allein zum Unterschied nicht hinreichend ist, sondern die übrigen zugleich damit verbunden werden müssen. Aus der 19. Klasse habe ich den Senecio Jacobæa oder das Jakobskraut bei unserem Westertief in ganz sandigem Boden von so großen Blumen und Blättern auch so hoch und ausgebreitet angetroffen, das es wie eine ganz andere Pflanze geschienen. Eben daselbst habe ich auch an etlichen derselben bemerkt, dass die geschweiften Blümchen gänzlich fehlten, und lauter röhrichte vorhanden waren, welches man also füglich als eine besondere Art ansehen könnte; allein der Herr von Linné hält dieses nur für eine Spielart, und berichtet dabei, dass man sie in Holland auf den Sanddünen sehr häufig solchergestalt antreffe, da sie übrigens mit dem gemeinen Jakobskraut gänzlich übereinkomme. Bei der folgenden Art oder dem Senecio paludofux, Wasserwundkraut, habe ich die geschweiften Blümchen niemals anders als weiß gesehen, und so sind sie auch gemeiniglich nach dem Bericht der Kräuterkenner beschaffen. Indessen hat sie doch bereits Thalius in seiner Sylva Hercynia mit ganz gelben Blumen beschrieben, und in der Flora Danica sind sie mit eben diese Farbe vorgestellt; woraus man sieht, dass die Farben niemals entscheidende Kennzeichen dieser oder jener Art abgeben ob sie gleich bei den meisten wilden Pflanzen viel beständiger sind als bei den Blumen, die man in den Gärten zieht; wie denn in eben dieser Klasse an der Artemisia campestris oder Stabwurz die Blumen bald gelb, bald mehr rötlich, an dem Chenopodium rurum oder roten Gänsefuß aus der 5. Klasse die Blüten oft nur grün, und hingegen an anderen Arten desselben rötlich sind. An dem Geranium pratense oder blauen Storchschnabel aus der 16. Klasse sind die Blumen oft mehr rot als Blau, und dergleichen Abweichungen mehr, welche einem fleißigen Kenner der Kräuter oft vorkommen werden.

Da im währendem Abdruck dieser Schrift der Winter des 1770sten Jahres bereits verflossen ist, so will ich die Witterung desselben hier noch beifügen.

In den ersten sieben Tagen des Januar fiel sehr viel Schnee, darauf kam starker Frost, der aber bald wieder abnahm, und den 14. und 15. ganz nachließ; vom 16. bis den 18. gab es wieder viel Schnee, worauf noch härterer Frost folgte; allein vom 21. bis zu Ende war es meist gelinde mit Westwind und Regen.

Am Anfang des Februars erhob sich ein gewaltiger Sturm aus Westen, der drei Tage und Nächte anhielt, und mit so gelinder Luft begleitet war, dass das Eis aus den Flüssen, welche nur erst im Januar völlig gefroren, wieder abging, und das hohe Wasser zugleich alle niedrigen Gegenden überschwemmte. Darauf folgte Regen, und vom 8. bis den 12. Frost, worauf es wieder bei Westwind ganz gelinde ward mit Regen und Schlacken, doch vom 23. bis zum Monats-Ende fror und schneite es wieder.

Im März gab es in den ersten 9 Tagen viel Regen und Schnee durcheinander, oft auch starken Frost, es folgten zwar 4 gelinde Tage, davon auch der 13. Angenehme Frühlingsluft hatte; allein den 14. kam der Winter stärker als vorhin wieder, der bis zum Ende des Monats währte, und nicht nur eine große Menge Schnee, sondern auch sehr strengen Frost mit sich führte, der dem vom Januar fast gleich war, so dass es nicht nur von neuem Schlittbahnen gab, sondern auch die Wasser wieder zufroren, doch blieb die Weichsel offen, dahingegen in der See viel Eis entstand. Es war merkwürdig, dass dieser tiefe Schnee und harte Frost nicht nur längst den Küsten der Ostsee und bis nach Dänemark, sondern auch sehr weit im Süden bis nach Wien sich erstreckte.

So blieb auch der halbe April noch immer sehr kalt und rau, und dabei häufiger Regen und Schnee, der den ganze Tage anhielt, dass also auf einen unbeständigen und langen Winter ein später Frühling folgte.

Von den Druckfehlern, welche in solchen Schriften, deren Verfasser von dem Ort des Druckes entfernt leben, gewöhnlich sind, habe ich nur diejenigen angezeigt, wodurch der Sinn der Worte selbst verändert, und ihnen ein ganz unrechter Verstand beigelegt wird. Die anderen geringeren, insonderheit die vielen bald weggelassenen, bald hinzu gesetzten oder veränderten, auch zum Teil unrecht geschriebenen Wörter, als Krais für Kreis, weitläuftig für weitläufig, würden das Verzeichnis allzu groß gemacht haben. Die meisten lassen sich auch aus dem Zusammenhang leicht erkennen und verbessern.

                              Inhalt

I. Vom Wetter und dessen Beobachtungen
II. Von der Übereinstimmung der Veränderungen des Barometers und der Witterung
III. Wetterbeobachtungen in Danzig vom Jahr 1722 bis 1769
IV. Vergleichung der Witterungen in Danzig und anderen Orten

      Witterung von 1727 vom Januar bis Mai in Danzig und Halle
      Witterung des kalten Winters von 1729 in Danzig und Paris
      Witterung von 1751 in Danzig und Berlin
      Witterung des Winters von 1755 in Danzig und Frankfurt
      Witterung von 1757 in Danzig und Upsala
      Witterung von 1768 in Danzig und Wittenberg
V. Beschaffenheit der Witterungen in Danzig
      Von der Wärme und Kälte der Luft
      Vom Thermometer
      Von den Winden
      Vom Winter
      Vom Januar
      Vom Februar
      Vom März
      Vom Frühling
      Vom April
      Vom Mai
      Vom Juni
      Vom Sommer
      Vom Juli
      Vom August
      Vom September
      Vom Herbst
      Vom Oktober
      Vom November
      Vom Dezember
      Vom Nutzen der Wetterbeobachtungen
VI. Von einigen anderen Luftbegebenheiten
      Von den Nordlichtern
      Von der Menge des Regens in Danzig

Zukünftiges Wetter aus dem Mondschein zu erkennen

Zukünftiges Wetter aus dem Mondschein zu erkennen

Figur die Wind erkennen zu lernen

Figur die Wind erkennen zu lernen

Vom Aderlassen

Vom Aderlassen

Sonne

Sonne

Jupiter

Jupiter

Mars

Mars

Mond

Mond

Planet Mercur

Planet Mercur

Planet Venus

Planet Venus

Saturn

Saturn