Die Bedeutung der Juden für Erhaltung und Wiederbelebung der Wissenschaft im Mittelalter

Autor: Schleiden, Matthias Jacob Dr. jur. (1804-1881) Jurist, Naturwissenschaftler, Mitbegründer der Zelltheorie und Publizist, Erscheinungsjahr: 1877
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Unrecht, Wiedergutmachung, Leistung in der Wissenschaft, allgemein Bildung
                            Vorwort

Der vorliegende Aufsatz hat zu meiner Freude in Kreisen, von denen ich eine solche Anerkennung für meinen noch unvollkommenen Versuch am wenigsten erwarten konnte, eine gewisse Aufmerksamkeit erregt. Vielleicht hat dazu beigetragen, dass man fühlte, welcher Gedanke mir die Feder in die Hand gegeben, nämlich der Wunsch, wenigstens den Anfang zu machen, um einen Teil des unsäglichen Unrechts welches die Christen an den Juden begangen haben, wieder gut zu machen. Zur Vollendung meiner Arbeit gehörte eigentlich noch ein historischer Überblick über „die Romantik des Martyriums bei den Juden“. Ich glaube aber kaum, dass mir das Schicksal dazu noch Zeit und Kraft vergönnen wird. Aber auch ohne mich wird das Judentum bestehen und sich fortentwickeln.

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Wer, der sich überhaupt um allgemeine Bildung bemüht hat, kenne nicht die Reihe von bedeutenden Geistern, die von Maimonides durch Spinoza, Moses Mendelssohn, Salomon Maimon und so viele andere das glänzende Mittelalter der Juden mit ihrem neuen geistigen Aufschwung in der Gegenwart verbindet, bei dem die Juden in England (Deutsch u. s. w.) in Frankreich (Salvador, Munk, und ähnliche), in Deutschland (von denen ich nur Männer der Breslauer Schule, einen Frankel, Grätz, und andere zu nennen brauche) und endlich die vielen Männer anderer Länder sich glänzend betätigt haben. In dem wüsten Chaos der Völkerwanderung sagte ein geistreicher alter Jude: "Völker kommen und vergehen, aber Israel währt ewig", und bis jetzt wenigstens hat die Geschichte diesem Worte noch nicht widersprochen.

Ich habe im Vorliegenden nicht nur zahlreiche Druckfehler des ersten Abdrucks (Folgen meines geringen Korrekturtalents) ausgemerzt, sondern auch sonst manche Verbesserung nachgetragen. Von vielen Seiten bin ich bei dieser Arbeit von wohlwollenden Forschern unterstützt worden. Vor allen muss ich aber hier zweien, dem Professor Grätz und dem Dr. Rosin in Breslau, für ihre liebenswürdige Beihilfe öffentlich meinen aufrichtigen und herzlichen Dank aussprechen.

Wiesbaden, im Dezember 1876. M. J. Schleiden Dr.

Schleiden, Matthias Jacob Dr. jur. (1804-1881) Jurist, Naturwissenschaftler, Mitbegründer der Zelltheorie und Publizist

Schleiden, Matthias Jacob Dr. jur. (1804-1881) Jurist, Naturwissenschaftler, Mitbegründer der Zelltheorie und Publizist