Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert - Die Burgen.

Über das Leben und Treiben der Bürger im ausgehenden Mittelalter
Autor: Schultz, Alwin Dr. (1838-1909) Kunst- und Kulturhistoriker, Professor der Kunstgeschichte an der Deutschen Karl Ferdinands-Universität in Prag, Publizist, Erscheinungsjahr: 1892
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mittelalter, Deutschland, Sittenbilder, Sittengeschichte, Architektur, Burgen, Städte, Dörfer, Kirchen, Rathäuser, Pranger, Henker, Räuber, Liebschaften, Ritter, Kostümgeschichte, Badereisen, Ärzte, Apotheker,
Wenn uns die kaiserlichen und fürstlichen Schlösser, die im XII. und XIII. Jahrhundert in Deutschland erbaut wurden, die Paläste von Eger, Gelnhausen, Wimpfen a. B., Münzenberg in der Wetterau, vor allem die Wartburg bei Eisenach, den Beweis liefern, dass der hohe Aufschwung, den die Architektur gerade in jenen Zeiten genommen, auch den Profanbauten zugute kam, so dürfen wir doch nicht außeracht lassen, immer uns zu erinnern, dass die Mehrzahl der Burgen, in denen der deutsche Adel jener Zeit hauste, keineswegs sehr prächtig eingerichtet und ausgeschmückt war, dass vielmehr dieselben meist dürftig und schlicht, mehr für die Sicherheit als für die Behaglichkeit der Bewohner bestimmt, nur aus fest aufgetürmten Mauermaßen bestanden. Feldsteine, die unbehauen zu mächtigen starken Mauern gefügt waren, lieferten das Material für die meisten dieser Burgen, und selten hat der Steinmetz seine Kunst zur Verschönerung dieser trotzigen, aber keineswegs schönen Bauten verwendet. Und diesen Charakter tragen die meisten der noch im XIV. und XV. Jahrhundert erbauten Burgen an sich. Bei dem Mangel alles ornamentalen Schmuckes ist es deshalb überaus schwer genau die Zeit zu ermitteln, in welcher sie errichtet wurden. Diese zyklopischen Mauerreste, die uns in den meisten Burgruinen entgegentreten, können ebenso gut dem frühesten wie dem spätesten Mittelalter angehören. Dürftigkeit ist der gemeinsame Charakter, der allen diesen Burgbauten, gar wenige abgerechnet, aufgeprägt ist. Der deutsche Adel ist durchschnittlich nicht reich begütert; die Anforderungen an standesgemäßen Luxus waren seit der Staufenzeit bedeutend gewachsen; die Einkünfte, welche die Landwirtschaft gewährte, erschienen gering gegen die Summen, welche der Kaufmann für schöne Kleider, Waffen, Rüstungen etc. verlangte; man musste sich aufs äußerste einschränken, wollte man standesgemäß leben, oder seine Einkünfte zu vermehren trachten, und auf Verschönern ihrer Wohnsitze scheinen die Herren am allerwenigsten ihre Einkünfte verwendet zu haben, lieber auf prächtige Kleider, auf wüste Schmausereien und Trinkgelage.

Viele Ritter halfen ihrer bedrängten Lage, wie das schon früher geschehen war, durch Wegelagerei auf. Dass indessen dem gefangenen Raubritter und Heckenreiter der Tod gewiss war, wenn er in die Hände der Städter fiel, schreckte die Mehrzahl dieser vornehmen Strauchdiebe nicht ab; es kam eben nur darauf an, dass er sich nicht fangen ließ, und um dies zu erreichen, musste er sich in seiner Burg möglichst sicher verstecken können. Trotzte diese Burg dem Ansturm der erbitterten Städter, so war für einige Zeit die Gefahr abgewendet. Aber zahllose Raubnester wurden schon seit der Regierung Rudolfs von Habsburg gestürmt und gebrochen, selten von den Kaisern oder den Landesfürsten, am häufigsten von den schwer geschädigten Städten; alle Städtechroniken berichten von solchen Zügen; aber damit wurde das Übel nicht ausgerottet, es wurde höchstens der zu großen Konkurrenz gesteuert. Noch bis tief ins XVI. Jahrhundert hinein bleibt die alte Landplage der Raubritter bestehen. Dass diese rohen, ungeschlachten Gesellen, die mit den Rittern der höfischen Gesellschaft des XII. — XIII. Jahrhunderts gar nicht verglichen werden können, auf die Ausschmückung ihrer Raubnester kein Gewicht legten, ist ja natürlich; hätten sie wirklich einigen Schönheitssinn gehabt, dann würden ihnen die Mittel gefehlt haben, denselben zu betätigen. So ist nur das Notwendige geboten; dass man auf schöne Formen sieht, das ist eine sehr seltene Ausnahme.

Wie für die alten Burgen der früheren Zeit suchte man einen steilen Bergkegel, eine isolierte Bergklippe, einen von Wasser oder Morast umgebenen Platz, der, schon von Natur schwer zugänglich, sich leicht verteidigen ließ. Ein Graben erschwert die Annäherung an die eigentliche Burg; erst wenn die Zugbrücke niedergelassen ist, kann man durch das noch mit Fallgattern bewehrte Tor in den Burghof eintreten. Wenn es der Raum erlaubte, war das eigentliche Kernwerk der Burg von der Vorburg durch weitere Befestigungen geschieden. In der Vorburg sind nun innerhalb der Ringmauern die Pferde- und Viehstallungen untergebracht; es sieht da sehr ländlich aus: große Hühnermengen beleben den Raum; ein reicherer, vornehmerer Herr hält sich wohl auch Pfauen, nicht bloß des schönen Anblicks wegen, sondern weil dieselben einen als Leckerbissen hochgeschätzten Braten lieferten. Die Gebäude sind meist aus Holz oder aus Bindwerk errichtet, mit Stroh- oder Schindeldächern gedeckt, und das erklärt, warum wir in den Burgruinen keine Spuren mehr von ihnen vorfinden. Die aus Feldsteinen zyklopisch gefügten Mauermaßen haben der Zeit mehr Widerstand geleistet. Im Innern der Burg, wo der Herr selbst seine Behausung hatte, sah es wohl ein wenig behaglicher aus; die Mauern waren dann wenigstens mit Mörtel abgeputzt und geweißt, aber beschränkt waren die Räume jedenfalls und die Einrichtung derselben mehr als dürftig. Ja selbst die Schlösser, auf denen von Zeit zu Zeit Kaiser ihren Aufenthalt nahmen, hatten eine ärmliche Ausstattung und mussten immer erst erforderlichen Falles in Stand gesetzt werden. Die Nürnberger Chroniken berichten uns häufig, wie man die Burg für den bevorstehenden kaiserlichen Besuch vorübergehend einigermaßen wohnlich machte. Einzelne Schlossherren hatten nun allerdings für die künstlerische Ausstattung ihrer Schlösser mehr Sinn und Verständnis; sie ließen z. B. ihre Säle mit Wandgemälden schmücken. So finden sich in dem böhmischen Schloss Neuhaus bedeutende Überreste von Wandmalereien aus dem Anfange des XIV. Jahrhunderts. Szenen aus der Legende des h. Georg darstellend, im Schloss Lichtenberg in Tirol solche aus dem Anfange des XV. Jahrhunderts. (Fig. 2.) Andere Malereien sind in dem Schloss Klingenberg in Böhmen erhalten. Sie stammen etwa aus dem Ende des XV. Jahrhunderts; ein Hochzeitszug ist noch ziemlich gut zu erkennen, während die Bilder der deutschen Kurfürsten schon mehr zerstört sind. Ein Schlachtbild und die Darstellung eines Turniers nebst Bildnissen von Fürsten etc., aus dem Jahre 1476 herrührend, finden sich im Saale der königlichen Burg zu Pisek in Böhmen. Das bekannteste Beispiel einer so reich gezierten Burg ist Runkelstein, bei Bozen im Talfertal gelegen. Da sind um 1400 die Säle mit Malereien aus den Epen von Tristan und Isolde und Garel vom blühenden Tal geziert, ja selbst die eine äußere Wand ist bemalt, und das Badezimmer hat einen reichen Schmuck von Wandgemälden erhalten. Aber der damalige Besitzer des Schlosses, Nicolaus von Vintler, war auch ein kunstgebildeter Mann, selbst Dichter und Freund der Dichtkunst: zudem möchte die Nähe Italiens auch diese Erscheinung mehr erklären. In der Regel aber begnügte man sich, wenn überhaupt die Kunst zur Ausschmückung der Burg in Anspruch genommen wurde, die Kapelle ausmalen zu lassen, und von diesen Malereien sind auch heute noch ziemlich viele, bald gut im Stande, bald mehr oder weniger zerstört, übrig geblieben.

Die Mehrzahl der Burgen ist nur noch in mehr oder weniger bedeutenden Ruinen erhalten; teils sind sie im Kriege zerstört worden, teils gingen sie, von ihren Bewohnern verlassen und infolge dessen vernachlässigt, zugrunde. Wurden in der Nähe neue Gebäude aufgeführt, und war der Transport nicht gar zu beschwerlich, dann benutzte man die Ruine geradezu als Steinbruch, schleppte alle gut behauenen Quadersteine fort und ließ nur die rohen Feldsteingemäuer unberührt. Daher sind überaus wenige gut konservierte Burgen des Mittelalters auf unsere Zeit gekommen. Unter diesen ist besonders hervorzuheben das malerische Schloss Eltz. in der Nähe der Mosel bei Münstermaifeld gelegen, von dem hier einige Abbildungen gegeben werden. (Fig. 3 — 8.) Von einem kleinen befestigten Landhause, das nicht weit von Breslau liegt und 1513 erbaut wurde, habe ich eine flüchtige Skizze hier mitgeteilt. (Fig. 9.) Auch die festen Häuser von Marburg und Dietz können als Beispiele dienen (Fig. 10 und 11), dann die schöne Federzeichnung im mittelalterlichen Hausbuche, das der Fürst Waldburg-Wolfegg besitzt. (Fig. 12.) Die Ansichten von Burgen in Zeillers Topographien, von Matthäus Merian gezeichnet und gestochen, geben uns allein eine Vorstellung von dem Aussehen gut erhaltener fester Schlösser und Häuser. (Fig. 13.)

Aber auch bei diesen so interessanten Abbildungen bemerken wir schon, dass die meisten Burgen nicht mehr in ihrer rein mittelalterlichen Gestalt erscheinen, dass im Laufe des XVI. Jahrhunderts mannigfache Anbauten und Umbauten ihre Form verändert haben. Die Stiche und Zeichnungen von Dürer geben uns daher oft ein besseres, unverfälschteres Bild. Besonders wichtig aber erscheinen die Miniaturen, die 1405 für das Werk des Eichstätter Kriegsbaumeisters Konrad Kieser, das Buch „Bellifortis", gemalt wurden. Aus diesem interessanten Werke, dessen schönstes Exemplar in der Universitätsbibliothek zu Göttingen bewahrt wird, teile ich die Abbildungen Fig. 14 und 15 mit.

Eine andere Abbildung einer wohl erhaltenen Burg bietet die Miniatur der Breslauer Froissarthandschrift vom Jahre 1468 und 1469. (Fig. 16.) Eine mehr dorfmäßige Befestigung zeigt der Holzschnitt aus Hartmann Schedels Weltchronik. (Fig. 17.)

Als gegen das Jahr 1500 der Ritter Wilwolt von Schaumburg sein Stammschloss wiedersah, fand er alles verfallen. ,,Aber es was vast wiest, nit mer dan mit zweien altn kematen, sonder mauer und graben, der berg besetzt. Den understunt sich her Wilwolt von stunt zu bevestigen, mit gueten mauern, turnen, gefiertn graben, schietten (Palissaden) und basteien zu umblegen, die behausung mit neuen kematen und gueten herlichn gemachen und einer schönen löblichen capellen zu pauen.''

Über die innere Einrichtung einer Burg geben uns Inventare der Burg Badenweiler von 1422 und 1424 eine Vorstellung. Es werden außer dem Keller und dem Kornhause ,,sechzehn Räumlichkeiten aufgezählt: die Herrenkammer mit einem Stüblein daneben, die Kapelle, Ritterkammer, Ritterstube, Küche und Pfisterei (Backhaus). Ferner Kammern für den Schreiber, Schaffner, Keller und Kellerin". In jeder Stube außer in der Ritterstube und in der Speisekammer stehen Betten. Dieselben sind mit Strohsäcken, Federkissen und Decken ausgestattet. Weißzeug wird in Kisten und Laden bewahrt. Bedeutend ist die Menge des Küchengerätes und der vorhandenen Waffen. Aus dem Jahre i523 rührt das Inventar des Schlosses Pocksberg her. Als Probe teile ich mit, was über die Einrichtung der Wohnzimmer des Burgherrn vermerkt wird. „Item in Thoman von Rosenberg gemach: In sein stuben 1 tisch mit Schubladen, daryn allerlay brief. In sein kamer 1 spanbett (Bett mit Strippen, zugleich Sopha) mit 1 himel, daryn 1 federbet. Mer 1 spanbett, daryn 1 federbett, 1 bolster und 1 degk. In ein annder kamer 1 spanbett, 1 bolster, 1 deckbett. Mer 1 spanbett, 1 federbett, 1 deckbett. 1 spanbett, 1 federbett, 1 bolster, 1 kusse. 2 gross druhen. 3 klaine truchlen."

Was die Wohnlichkeit einer Burg anbelangt, so halten wir hier das Zeugnis des Ulrich von Hutten, der sich in einem Briefe vom 25. Oktober 1518 gegen Pirkhaimer folgendermaßen über das Leben auf dem Steckelberg bei Fulda, seiner Stammburg, äußert: „Man lebt auf dem Felde, in Wäldern und in jenen Bergwarten. Die Leute, die uns erhalten, sind äußerst dürftige Bauern, denen wir unsere Äcker, Weingärten, Wiesen und Wälder verpachten. Der Ertrag daraus ist im Verhältnis zur aufgewendeten Mühe gering, aber man gibt sich viel Mühe, dass er groß und reichlich werde, denn wir müssen sehr fleißige Haushälter sein. Dann stehen wir notwendigerweise in einem Dienstverhältnis zu einem Fürsten, von dem wir Schutz hoffen dürfen; wäre ich dies nicht, so würden sich alle alles gegen mich erlauben; und wenn ich es auch wäre, so ist doch diese Hoffnung mit Gefahr und täglicher Besorgnis verbunden, denn wenn ich aus dem Hause hinausgehe, ist zu befürchten, dass ich denen in die Hände falle, mit denen der Fürst in Händel und Fehde ist: an seiner Stelle fallen sie mich an und schleppen mich fort. Wenn das Unglück es will, kann ich mein halbes Vermögen auf das Lösegeld verwenden; so treffe ich, wo ich auf Schutz gehofft, vielmehr auf Angriff. Doch dazu halten wir Pferde und schaffen Waffen an, sind von zahlreichem Gefolge umgeben mit großen und in allem schweren Kosten, dass wir nicht fünfhundert Schritt weit ohne Waffen und Rüstung spazieren gehen dürfen. Kein Dorf kann man unbewaffnet besuchen, nicht auf die Jagd, zum Fischen anders als gerüstet gehen. Dann gibt es häufig Streit zwischen unseren und fremden Bauern; es vergeht nicht ein Tag, wo uns nicht von irgend einem Hader berichtet wird, den wir sehr vorsichtig schlichten. Denn wenn ich zu keck mich der Meinigen annehme und ihnen angetanes Unrecht verfolge, so entsteht ein Krieg; wenn ich zu geduldig nachgebe und von meinem Rechte nachlasse, stelle ich mich den Unbilden von allen Seiten bloß; denn was einem zugestanden worden ist, das würden die andern auch für sich bewilligt sehen wollen, eine Belohnung für ihr eigenes Unrecht. Doch zwischen welchen Leuten kommt so etwas vor? Nicht unter Fremden, mein Freund, sondern zwischen Verwandten, Angehörigen, Verschwägerten, ja auch unter Brüdern ereignet sich das. Das sind die Annehmlichkeiten unseres Landlebens, das die Ruhe und Ungestörtheit. Ob die Burg auf einem Berge oder in einer Ebene liegt, immer ist sie nicht zur Behaglichkeit, sondern zur Befestigung erbaut, von Gräben und Wall umgeben, innen eng, mit Vieh- und Pferdeställen zusammengedrängt, da sind nahebei dunkle Kammern mit Kanonen, mit Pech und Schwefel, und was sonst zur Kriegsrüstung gehört, vollgefüllt. Überall riecht man den Gestank des Schießpulvers, dann die Hunde und ihren Unrat — auch ein schöner Duft, wie ich meine. Es kommen und gehen Reiter, unter ihnen Räuber, Diebe und Wegelagerer, denn gewöhnlich stehen unsere Häuser offen, und wir wissen nicht, wer ein jeder ist oder kümmern uns nicht zu sehr darum. Man hört das Blöken der Schafe, das Brüllen der Ochsen, das Bellen der Hunde, das Geschrei der Leute, die auf dem Felde arbeiten, der Karren und Wagen Knarren und Gerassel, ja in unserer Heimat auch der Wölfe Geheul, da die Wälder nahe sind. Alle Tage sorgt man und kümmert man sich um den morgigen Tag, es gibt beständige Bewegung, beständige Stürme: die Felder müssen geackert und umgegraben werden, in den Weinbergen ist Arbeit, es sind Bäume zu pflanzen. Wiesen zu bewässern; da ist zu behacken, zu säen, zu düngen, zu ernten, zu dreschen; es kommt die Ernte, es kommt die Weinlese. Wenn dann in einem Jahre schlechtes Ergebnis, wie dies bei jener Unfruchtbarkeit meist geschieht, eintritt, dann entsteht eine wunderbare Not, eine wunderbare Armut, etc."

Etwas reicher und schöner waren die Schlösser der Fürsten ausgestattet. Zu den vorzüglichsten Bauten dieser Art gehört das von Karl IV. 1348 errichtete Schloss Karlstein; aber auch in diesem Gebäude ist der künstlerische Schmuck einzig und allein den Kapellen zugute gekommen; die übrigen Räume, selbst die, welche der Kaiser ehedem zu Zeiten bewohnte, sind ganz schmucklos, waren aber vielleicht früher bei festlichen Gelegenheiten mit Wandteppichen dekoriert. Nur in einem Saale sollen noch im XVI. Jahrhundert Bilder der böhmischen Fürsten, der Vorgänger Karls, sichtbar gewesen sein.

Von dem österreichischen Herzoge Albrecht mit dem Zopfe (†1395) erzählt der Chronist Thomas Ebendorfer, er habe aus der verfallenden Burg Kahlenberg marmorne Statuen in sein Schloss Laxenburg bringen lassen.

Von dem Hochmeisterschloss zu Marienburg in Preußen, erbaut im Laufe des XIV. Jahrhunderts, gibt Fig. 18 eine leidliche Abbildung. Das alte Wiener Herzogsschloss hat L. ]Iontoyer und Th. G. v. Karajan in dem sechsten Bande der Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereins zu Wien (i863) geschildert. Aus dem Ende des XV. Jahrhunderts rührt der Bau der Feste Koburg her (Fig. 19), von dem noch schöne Proben erhalten sind. Ebenso ist auf der Feste Höhen-Salzburg noch eine Reihe von Zimmern vorhanden, die 1487 — 1504 erbaut, eingerichtet und ausgeschmückt worden sind. Eine der interessantesten Schlossbauten des ausgehenden Mittelalters ist die Albrechtsburg zu Meissen (Fig. 20), errichtet seit 1471. Über dieses schöne wohlerhaltene Monument spätgotischer Architektur besitzen wir eine vortreffliche Monographie von Cornelius Gurlitt (Dresden 1881), der die hier mitgeteilten Abbildungen (Fig. 21 — 23) entlehnt sind. Auch von dem böhmischen Königsschlosse auf dem Hradschin zu Prag sind einige geringe Überreste, unter ihnen der von König Wladislaw erbaute Festsaal (1493) übrig geblieben.

Selbst bei diesen fürstlichen Schlössern ist Bequemlichkeit der Bewohner nur in zweiter Linie in Betracht gekommen; die Rücksichten auf die Sicherheit gegen alle Angriffe waren vor allem maßgebend. Allein es finden sich hier doch größere Festsäle vor, die in den kleineren Burgen meist fehlen, und die Kunst des Steinmetzen, des Malers ist in den meisten Fällen in Anspruch genommen worden, so dass auch diese Monumente ähnlich wie die in den Städten errichteten Baudenkmäler einen wirklich künstlerischen Charakter an sich tragen.

Den vervollkommneten Feuerwaffen konnten die Burgen und die Schlösser nicht widerstehen. „Was vor hundert jaren fest gewesen ist", heißt es in Joh. Agricola's Sprüchwörtern (Nr. 711), „das ist jetzt unfest, wie mann weyß von den alten stetten und schlössern." Und wieder an einer andern Stelle (Nr. 186) sagt derselbe Autor: „Die gröste feste war vor aller gewalt: die bergschloß, mauren und steinern thürne. Da warden büchsen und grewlich geschoß erdacht, damit man die grossen festen ernieder würfft und zerbricht, und das geschoß thut grössern schaden, weil es mauern und stein sein, dann so es ein blosse were. Bey unsern zeiten trachtet man wider das geschoß und bereitet zur gegenwehr bolwerck, graben, welle, darin die büchsen bestecken, und können nicht schaden thun. Es wirt bald auch ein kunst kommen, damit man auch die welle und bolwerck umbreisset, das das sprüchwort war sey: Was menschen hende machen, das können menschen hende auch widerumb zubrechen."

Haben die Burgenbauten dadurch zu leiden gehabt, dass man sie zerstörte, oder auch nur verließ und dem Verfalle preisgab, so wurde den Schlössern verhängnisvoll, dass auch in Deutschland seit dem Beginne des XVL Jahrhunderts die italienischen Bauformen der Renaissance Eingang fanden. Bei der großartigen Bautätigkeit des XVI. Jahrhunderts entstanden zahllose Neubauten von Schlössern, und dem neuen Geschmack zuliebe mussten die alten gotischen Gemäuer abgetragen werden. Diesem Schicksal sind, wie gesagt, nur sehr wenige Monumente entgangen.

Fig. 2. Wandmalerei im Schloss Lichtenberg (Tirol).
(Nach Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission.)
Fig. 3 Burg Eltz.
(Nach einer Photographie von A. Schmitz in Köln.)
Fig. 4. Grundriss der Burg Eltz.
(Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalter)
Fig. 5. Burg Eltz, Ansicht der Südwestseite.
(Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)
Fig. 6. Burg Eltz, nordwestliche Seite.
(Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)
Fig. 7. Hof von Burg Eltz.
(Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)
Fig. 8. Burg Eltz, der Fahnensaal.
(Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)
Fig. 9. Schloss Wohnwitz bei Breslau (1513).
Fig. 10. Teil der Marburg.
(Nach Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission.)
Fig. 11. Dietz im Lahntal.
(Nach Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission.)
Fig. 12. Festes Haus.
(Aus dem Mittelalterlichen Hausbuche.)
Fig. 13. Kronenburg in der Eifel.
(Nach Matth. Merian.)
Fig. 14. Burg (1405)
(Nach der Miniatur in der Göttinger Handschrift von Konrad Kieser’s Bellifortis.)
Fig. 15. Burg (1405)
(Nach der Miniatur in der Göttinger Handschrift von Konrad Kieser’s Bellifortis.)
Fig. 16. Belagerung einer Burg (1469).
(Miniatur aus der Handschrift des Froissart der Stadtbibliothek zu Breslau.)
Fig. 17. Befestigung (1493)
(Nach H. Schedels Chronik.)
Fig. 18. Marienburg.
(Photographie von Fademrecht in Marienburg)
Fig. 19. Feste Koburg
(Nach einer Photographie von Suphus Williams in Berlin.)
Fig. 20. Meissen mit der Albrechtsburg.
Fig. 21. Grundriss des Schlosses zu Meissen (erste Etage).
(Nach Gurlitt.)
Fig. 22. Grundriss des Schlosses zu Meissen (zweite Etage).
(Nach Gurlitt.)

002 Wandmalerei im Schloss Lichtenberg (Tirol)

002 Wandmalerei im Schloss Lichtenberg (Tirol)

003 Burg Eltz

003 Burg Eltz

004 Grundriss der Burg Eltz

004 Grundriss der Burg Eltz

005 Burg Eltz, Ansicht der Südwestseite

005 Burg Eltz, Ansicht der Südwestseite

006 Burg Eltz, nordwestliche Seite

006 Burg Eltz, nordwestliche Seite

007 Hof von Burg Eltz

007 Hof von Burg Eltz

008 Burg Eltz, der Fahnensaal

008 Burg Eltz, der Fahnensaal

009 Schloss Wohnwitz bei Breslau (1513)

009 Schloss Wohnwitz bei Breslau (1513)

010 Teil der Marburg

010 Teil der Marburg

011 Dietz im Lahntal

011 Dietz im Lahntal

012 Festes Haus

012 Festes Haus

013 Kronenburg in der Eifel

013 Kronenburg in der Eifel

014 Burg (1405)

014 Burg (1405)

015 Burg (1405)

015 Burg (1405)

016 Belagerung einer Burg (1469)

016 Belagerung einer Burg (1469)

017 Befestigung (1493)

017 Befestigung (1493)

018 Die Marienburg

018 Die Marienburg

019 Feste Koburg

019 Feste Koburg

020 Meissen mit der Albrechtsburg

020 Meissen mit der Albrechtsburg

021 Grundriss des Schlosses zu Meissen (erste Etage)

021 Grundriss des Schlosses zu Meissen (erste Etage)

022 Grundriss des Schlosses zu Meissen (zweite Etage)

022 Grundriss des Schlosses zu Meissen (zweite Etage)

023 Schloss zu Meissen

023 Schloss zu Meissen