Deutsche Volkstrachten - Mecklenburg

Original-Zeichnungen mit erklärendem Text
Autor: Kretschmer, Albert (1825-1891) deutscher Professor, Maler, Kostümkundler, Erscheinungsjahr: um 1870

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Heimat, Volkstracht, Sitten und Bräuche


Mecklenburg, hat in seinen Volkstrachten nur noch wenige Zeichen von Originalität aufzuweisen. Am entschiedensten ist diese bei den Frauen des Fürstentums Ratzeburg geblieben. Ihre dickwollenen, fast zottigen Röcke von schwarzer Farbe, welche in gewöhnlicher Länge bis zum Knöchel reichen, sind sowohl am unteren Saum, sowie auch an dem Brust und Rücken umschließenden Mieder mit einer Borte von Goldstoff und bunter Zeichnung besetzt. Das Busentuch von rotbuntem Kattun ist in einem Maße mit Goldflittern in Mustern bedeckt, dass von dem blumigen Untergrund kaum noch etwas sichtbar bleibt, und das Tuch erlangt dadurch eine Steifheit in der Form, die jede Falte unmöglich macht. Oberhalb des Brusttuches tritt eine aufrechtstehende Fraise ein gestickter, flachanliegender Kragen getragen. Die weiten langen Hemdärmel endigen am Handgelenk entweder offen mit einem Besatz von weißen Kanten oder sind durch eine Prise (Bündchen, Manschette) geschlossen. Ein Kamisol von schwarzer Wolle kommt außerhalb des Hauses zur Anwendung und ist durch denselben Besatz geziert wie das Mieder. Die Schürze ist von schwarzer Seide, oft mit eingewebten Atlasstreifen, häufig am Saum farbig eingefasst und meistens so lang wie der Rock; sie wird entweder mit zwei seidenen Schnüren gebunden, die in Quasten endigend an der linken Seite herabhängen, oder durch buntverzierte Knöpfe am Rücken geschlossen. Die Hauben sind ebenfalls zweifacher Art. So sah ich hochrote Damasthauben mit lang herabhängenden Bänder derselben Farbe, auf einem Mützchen von reicher Weißstickerei, welches im vorderen Teil den Scheitel gewölbt umschloss, so dass das Haar dadurch völlig bedeckt, nur am Nacken sichtbar wurde, wo es chignonartig vom Wirbel herabhing. Andere trugen wieder Goldstoffdeckel mit weißem Kantenbesatz, hier war das gescheitelte Haar bis zur Hälfte des Oberkopfes unbedeckt. Beide Arten von Hauben wurden am Kinn mit buntgemustertem Seidenband gebunden. Zu dieser Festtracht gehören schließlich noch weiße Strümpfe und niedrige schwarze Lederschuhe.

Die Gegend um Schwerin zeigt noch die älteren Männer in kurzen Lederkniehosen mit farbigen Strümpfen, in Kattunweste, Flanelljacke und Tuchrock übereinander, das Haupt mit dem schwarzen Zylinderhut bedeckt; die Frauen in streifigen Röcken von Wolle und bunten Kattunjacken, mehr oder weniger modern in der Form.

Um Rostock tragen die Männer den niedrigen Filzhut von schwarzer Farbe mit Schnüren und Troddeln besetzt, eine kurze Jacke von dunklem Tuch oder streifigem Drillich mit zwei Reihen blanker, halbkugelförmiger Knöpfe oder auch den langen blauen Tuchrock mit modernem Kragen. Ein schwarzes oder dunkelfarbiges dickes Tuch umschließt den Hals, ein Kamisol von schwarzer Wolle mit violettem Besatz und Knöpfen den Oberkörper unter der Jacke; schwarzlederne, sehr weite Beinkleider mit ledernen oder violetten Kniebändern schließen sich an dieses an, und endlich weiße Strümpfe, welche nur eine Hand breit sichtbar, im übrigen von den Stiefeln bedeckt werden.

Die Frauen bedienen sich noch der bunten Haube mit vielen schwarzen Bändern, welche, am Kinn geschlossen, auf Brust und Rücken bis zum Gürtel herabhängen; ein kleines Hütchen von gelblichem Stroh mit schwarzem Bande von äußerst zierlicher Form bedeckt den Scheitel, ein dunkelgemusterte Kattun- oder schwarze Tuchjacke den Oberkörper, und wird diese durch ein buntgemustertes Brusttuch, welches in der Mitte des Rückens gebunden wird, großenteils wieder verhüllt. Die bis zu den Füßen reichenden Röcke sind entweder auch von schwarzer Wolle mit buntem Besatz, wie er um Ratzeburg gebräuchlich ist, oder sie sind von buntstreifiger Wolle mit schwarzem Sammet in Streifen verziert. Die Schürzen von schwarzen Merinos oder buntstreifigem Kattun, weiße Strümpfe, Halbstiefeln oder niedrige Schuhe von Leder sind durchgängig beliebt.

Deutsche Volkstrachten Titelblatt

Deutsche Volkstrachten Titelblatt

Mecklenburger Trachten

Mecklenburger Trachten