Der wüste Keller oder die sogenannte Goldmünze in der Burg Stargard.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 4
Autor: Von F. C. W. Jacoby zu Neubrandenburg, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Burg Stargard,
In einem Keller der alten Burg bei Stargard herrschte früher ein eigentümliches Leben und Treiben. Viele vernahmen es, aber Keiner wagte es hineinzugehen.

Allgemein glaubte man, es wäre dort eine Münzwerkstätte, allein die Arbeiter trieben ihr Wesen heimlich und wehe dem, der es wagen würde, sich ihnen zu nahen, sie zu belauschen, oder sie in ihrem Treiben zu hindern.

Aber mit dem Geheimnisvollen wuchs auch die Neugierde, und endlich bewog man einen zum Tode verurteilten Verbrecher hineinzugehen, um sich zu überzeugen, was dort passiere. Käme er lebendig wieder heraus und gebe er Kunde von dem Treiben da unten, so solle ihm das Leben geschenkt sein.

Er wagt den schweren Gang und findet drei Männer an einem Tische sitzen, worauf lauter Schreibgerätschaften liegen. Sie fragen, was er will? und er berichtet offen den Zweck seines Kommens.

Sie sagen ihm, er könne wieder seiner Wege gehen; da bittet er aber, dass man ihm ein Zeichen mitgebe, woran die da oben erkennen könnten, dass er wirklich unten bei ihnen gewesen sei.

Hierauf machen sie ihm drei Kreuze auf die Hand und sagen, er sei nun gezeichnet genug. Damit steigt er wieder ans Tageslicht hervor und er wird, obwohl er von dem geheimnisvollen Treiben da unten keine Kunde bringt, doch begnadigt.

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Der Sage nach soll der Eingang zu den unterirdischen Gängen der Burg Stargard im Schlossgarten sich befinden. Der Burgturm soll ebenso tief in die Erde hineingehen, als er darüber hinausragt; in der Tiefe seien überall in dem Mauerwerk schneidende Messer angebracht und die Verbrecher, welche in alter Zeit von oben hinabgestürzt wurden, mussten unten jämmerlich zerstückelt ankommen. Ein Drost von Schack hat bei der Restauration des Turmes allen Schutt und viele Erde hineinschütten lassen, aber der unterirdische Raum ist noch lange nicht ausgefüllt.