Der spukende Stallmeister G. zu Steinbeck bei Neustadt

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 2
Autor: Gesammelt und herausgegeben von M. Dr. A. Niederhöffer, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Steinbeck, Neustadt, Ludwigslust, Aberglauben
Der Hof Steinbeck bei Neustadt gehörte früher einem Stallmeister G... . Dieser, ein ebenso strenger und geiziger, als gottloser und schlechter Mann, wohnte nicht auf seinem Gute, sondern hielt sich gewöhnlich in Ludwigslust auf. Häufig aber kam er, und zwar immer unerwartet, auf seinem Schimmel im schnellsten Galopp nach Steinbeck gesprengt, um seine Leute zu überraschen, und fand er dann nur irgend eine kleine Unordnung, so züchtigte er den Schuldigen mit der größten Härte und Strenge.

Da der Stallmeister selbst weder an Gott dachte, noch an Ihn glaubte, sondern nur für irdische Güter sorgte und lebte, so litt er auch nie, dass seine Leute zur Kirche gehen durften; hatte es aber dennoch Jemand gewagt, dies Gebot zu übertreten, so wurde er dafür auf das Unbarmherzigste ausgepeitscht.

Nun aber wurde dieser gottlose Mann plötzlich sehr krank. Sein Gewissen rührte sich fürchterlich, als er auf dem Totenbette lag; mit Zittern und Zagen sah er feiner baldigen Auflösung entgegen, und zu spät bereute er seinen schlechten Lebenswandel. Er schickte jetzt in seiner Herzensangst und Noch nach Steinbeck zu seinen Tagelöhnern und ließ sie alle flehentlich bitten, doch in die Kirche zu gehen und dort für ihn zu beten.

Und die guten, mitleidigen Landleute erbarmten sich ihres sonstigen Peinigers und Bedrückers, sie gingen sämtlich am nächsten Sonntage in die Kirche und beteten auch für ihn zum Höchsten. Bald darauf starb er denn auch, aber ohne den ewigen Seelenfrieden erlangt zu haben; denn ruhelos musste er auch noch nach seinem Tode umherirren.

Noch heute behaupten die Leute zu Steinbeck, den bösen Stallmeister G.... häufig auf seinem weißen Rosse daherreiten zu sehen.