Der schwarze See bei Grimmen

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern, Grimmen,
Die Stadt Grimmen hat früher an einer anderen Stelle gestanden, als jetzt, nämlich da, wo heutiges Tages der sogenannte schwarze See ist. Die Stadt ist allda versunken, mit Allem, was darinnen war. Wann und wie dies geschehen ist, weiß man nicht mehr, denn es ist schon viele hundert Jahre her. Aber dass es wahr ist, beweist der schwarze See, den man an ihrer Stelle findet. Derselbe liegt ungefähr eine Achtelmeile von der jetzigen Stadt Grimmen, links am Wege nach Grellenberg. Er ist länglich-rund, ungefähr siebenzig Schritte lang, wo er am längsten ist, und sechzig Schritte breit. Wie tief er ist, das weiß kein Mensch: denn er soll gar keinen Grund haben. Er ist rund umher mit kleinen Anhöhen und einem Elfenbusche umgeben. Der Boden dieses Busches ist so feucht und morastig, dass man nur in ganz trocknen Sommern bis an die Ufer des Sees gelangen kann. Das Wasser in diesem ist ganz schwarz und bitter. Es verändert sich niemals. Der Wind mag leise wehen, oder auch noch so viel stürmen, der See bleibt immer ruhig, und es hat noch Keiner gesehen, dass das Wasser darin sich auch nur ein einziges Mal gekräuselt hätte. Das soll davon kommen, dass der See, wie die Leute sagen, auf der versunkenen Stadt ruht. Es lebt auch kein Fisch in diesem Wasser, und das kommt davon her, dass eine geweihte Kirche darunter versunken ist. Die Glocken der Kirche kann man noch oft hören. Mündlich, und vgl.

Greifswalder wöchentlicher Anzeiger für 1819, Nro. 52,

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller