Der lange Isaak. Von Julius v. Wickede. Rezensionen

Autor: Prutz, Robert (1816-1872) Literaturkritiker, Dichter, Herausgeber. Gutzkow, Karl (1811-1878) Schriftsteller, Jpurnalist, Erscheinungsjahr: 1863
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Julius von Wickede, Historischer Roman, Befreiungskriege, Juden, Körner, Lützows Freischaren, Patrieotismus
1) Aus: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben. Herausgegeben von Robert Prutz. Dreizehnter Jahrgang. Januar-Juni 1863. Leipzig Brockhaus.

2) Aus: Unterhaltungen am häuslichen Herd. 1. Band 1863, herausgegeben Karl Frenzel, von Karl Gutzkow (1811-1878) Schriftsteller, Journalist

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Der lange Isaak. Historischer Roman aus der Zeit des deutschen Befreiungskrieges von Julius von Wickede (3 Bde. Leipzig, Costenoble).

zu 1) Der Verfasser hat sich früher durch frische, anschauliche Schilderungen aus seinem Soldaten- und Reiseleben vorteilhaft bekannt gemacht. Von dieser Frische und Anschaulichkeit ist in dem vorliegenden Roman jedoch nur wenig zu spüren; die Erfindung ist dürftig und bewegt sich meistenteils in Reminiszenzen, während die Darstellung an großer Farblosigkeit und Weitschweifigkeit leidet. Es ist dies aber um so mehr zu bedauern, als der Stoff, der dem Roman zu Grunde liegt, wohl eine sorgfältigere Behandlung verdient hätte. Derselbe spielt nämlich der Hauptsache nach in der ersten Hälfte des Befreiungskrieges von 1813, von der Erhebung Preußens bis zur Entscheidungsschlacht bei Leipzig. Namentlich werden uns die kriegerischen Ereignisse im Nord-Westen Deutschlands, zwischen Elbe und Nordsee, vorgeführt; die Erstürmung von Lüneburg, dass traurige Schicksal Hamburgs etc. bilden die Hauptpunkte der Erzählung. Als poetischer Mittelpunkt derselben fungiert ein alter jüdischer Trödler, ein schlichter unansehnlicher Mann, dem aber unter dem zerrissenen Rock des Packjuden ein tapferes patriotisches Herz im Busen schlägt. Allein auch diese Figur, in welcher die Fäden der Intrige zusammenlaufen, ist nur eine schwächliche Nachahmung von Coopers „Spion“ und unzähligen ähnlichen Gestalten, welche die moderne Romanliteratur hervorgebracht hat; es fehlt ihr an eigentümlichem inneren Leben und auch die äußern Umrisse sind blass und verschwommen. Dasselbe gilt von den zahlreichen historischen Porträts, welche der Verfasser in seine Geschichte verflochten hat; Vandamme, Davoust, Wallmoden, Tettenborn, Körner etc. werden zwar vorgeführt, doch mangelt es ihnen ebenfalls an individuellem Leben und geschichtlicher Färbung. Auch die Sprache des Romans ist ziemlich vernachlässigt, woran wir zwar schon durch die frühern Schriften des Verfassers, der es sich überhaupt mit seiner Schriftstellerei von jeher etwas zu leicht gemacht hat, gewöhnt sind.

zu 2) Näher als die Erzählungen aus dem frühern Mittelalter, die noch so recht ein Nachklang der Romantik sind, liegt uns der Inhalt eines Soldatenromans von Julius von Wickede: „Der lange Isaak“ (drei Bände, Leipzig, Costenoble, 1863). Er behandelt eine Episode aus dem Befreiungskriege, sein Held hat einige Ähnlichkeit mit Coopers „Spion“. Eine warme patriotische Begeisterung weht aus diesen Blättern, vortrefflich sind die Schilderungen von Lützows Freischaren, von Körners Heldentod. Zuweilen Soldatenderbheit, immer Soldatenmut. Freilich gestaltet sich das Ganze mehr zu einer Reihe von Bildern als zu einem festgeschlossenen Ganzen, doch wirkt jede einzelne Szene anregend und frisch.

Prutz, Robert (1816-1872) Literaturkritiker, Dichter, Prosaiker und Herausgeber

Prutz, Robert (1816-1872) Literaturkritiker, Dichter, Prosaiker und Herausgeber

Gutzkow, Karl (1811-1878) Schriftsteller, Journalist

Gutzkow, Karl (1811-1878) Schriftsteller, Journalist