Der dumme Teufel und der schlaue Küster zu Eldena bei Grabow

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 2
Autor: Von Fl. Günther, Pastor zu Groß-Methling, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Eldena, Butterfass
Die Küsterfrau zu Eldena war einmal zur Abendzeit mit Buttern beschäftiget. Da fragte die kleine Tochter ihrer Nachbarin: „Weshalb hängst Du denn nicht die drei Knebel über das Butterfass, wie doch die Mutter stets zu tun pflegt?"

Die Küsterfrau verstand zwar nicht so recht, was hinter der Frage stecken möge; aber neugierig, wie Evens Töchter alle, überredete sie die Kleine, die drei Knebel herbeizuholen und hängte sie über das Butterfass. Und kaum, dass sie den Butterstab ein Dutzend Mal hatte auf- und niedergehen lassen, so war er so schwer geworden in ihrer Hand, dass sie ihn fast nicht mehr zu handhaben vermochte. Sie hob den Deckel ab, um nachzusehen, was vorgegangen sei und — wunderbar! — das ganze Fass war beinahe von Grund auf voll der schönsten, gelben Butter geworden. Wie groß der Reichtum sei, das sah sie erst recht, als die Butter ausgehoben und zusammengeknetet war. Da schlug sie voll freudigen Erstaunens die Hände zusammen über die schöne, große Butterschlage und konnte sich gar nicht satt daran sehen, in der herrlichen Aussicht, wie fett sie nun den Kohl kochen, und den Pfannkuchen backen und das Eirühr schmoren und die Fische braten und das Brot bestreichen könne.

Während die gute Frau aber noch so dastand in ihrer Herzensfreude, kam ihr plötzlich ein grinsend freundliches Mannsgesicht vor Augen, das unter einem großen, mit einer Hahnenfeder gezierten, dreieckigen Hute zur Tür einsah.

„Es freut mich”, sprach der Fremde, „Euch einen kleinen Dienst erwiesen zu haben! So guten Frauen gefällig zu sein, wie Ihr deren eine seid, ist mir allemal eine wahre Selenlust. Gerne will ich Euch auch ferner zu Gefallen sein; schreibt nur Euren Namen in dies Buch, damit ich Euer nicht vergesse!" und dabei hielt er ihr ein großes schwarzes Buch zur Eintragung ihres Namens hin.

Man sieht's, der Mann verstand den Fuchsschwanz gut zu streichen, und wer weiß, was die Küsterfrau getan haben würde, wenn nicht glücklicher Weise in diesem Augenblick ihr Mann herzugetreten wäre. Der hatte von ferne des Fremden Worte mit angehört und fragte nun: „Was ist es denn, womit Ihr meiner Frau gedient haben wollt?"

„Dies Geschenk hier”, erwiderte der Fremde, auf die drei Knebel hinweisend, „das ich Eurer Nachbarin gegeben habe, hat Eure Frau sich angeeignet. Butter bringt's Euch, soviel Ihr haben wollt und in Eurem Willen steht's, wollt Ihr's behalten, oder nicht!"

Hier schob ein leiser Luftzug den einen Zipfel vom Mantel des Fremden so weit zurück, dass es gerade genug war, unter dem langen Kleidungsstücke einen Pferdefuß dem Küster sichtbar zu machen. Dies war dem erfahrenen und mutigen Manne genug; statt aller Antwort griff er flugs nach den drei Knebeln hin und schleuderte sie mit solcher Gewalt dem Bösen ins Angesicht, dass dieser rücklings der ganzen Länge nach zu Boden fiel.

Das war nun aber dem Bösen außer allem Spaß und er sah nun wohl, dass hier ihm sein Weizen nicht blühen werde. „Ist's so gemeint”, sprach er sich aufraffend, „so nehme ich Alles als mein Eigentum zurück, und damit tat er, zum großen Schrecken der Küsterfrau, als guter Frankfurter einen kühnen Griff in die Butter.

Allein so flink ging's nicht, mit dem Küster fix und fertig zu werden. Der war ein Mann von altem Schrot und Korn, der nicht zum schlimmen Spiel eine gute Miene machte. „Gemach, gemach, Herr Urian”, sprach er, „Ihr seid zu eilig bei der Sache! die Butter gehört nicht Euch allein, sondern mir und Euch. Sie ist aus meiner Milch und Euren Knebeln. Wollt Ihr, so will ich sie teilen zwischen uns! Nur so sind wir geschiedene Leute!"

Das Pulver hat der Teufel nicht erfunden und fand auch nicht, was gegen den Vorschlag einzuwenden war. „So teilet denn!" war die kurze, verdrossene Antwort, die er murrend von sich gab.

Da teilte der Küster; aber er teilte so, dass er das Meiste behielt. Und nichts war dagegen auszurichten, wie knurrig auch der dumme Teufel sich gebärden mochte.

Der Einfaltspinsel hatte ja nur Teilung sich bedungen; aber nicht eine Teilung in gleiche Hälften. So ward er denn übers Ohr gehauen und musste mit langer Nase davonziehen; denn wie der Mann ist, wird ihm die Wurst gebraten.