Der disputierende Mönch.

Die Volkssagen von Pommern und Rügen.
Autor: Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881), Erscheinungsjahr: 1840

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Heimat, Pommern, Rügen, Mönche, Glauben
Im Jahre 1524 lebte in Pommern ein Mönch, Namens Nicolaus Thomas, gewöhnlich nur der starke Hans genannt, denn er war von solchen Kräften, dass er Bäume aus der Erde zu reißen und Wunden in das Wasser zu schlagen sich vermaß. Derselbe wurde absonderlich viel zu den damaligen Disputationen zwischen den Katholischen und Evangelischen gebraucht; denn durch sein Schreien und Pochen konnte er mehr ausrichten, als jeder seiner Gegner, und er ward dadurch ein gar gefährlicher Widersacher. Solches sein Treiben nahm aber zuletzt kein gutes Ende. Nachdem ihn nämlich einmal der Prior des Klosters zu Stettin dahin verschrieben hatte, dass er durch sein breites Maul die Leute bewegen sollte, bei dem katholischen Glauben zu verharren, er aber dieses ein ganzes Jahr lang, immer mit geringerem Erfolge versucht, und er nun mit dem Schwure nach Rügen abziehen wollte, dass nur seine Lehre recht wäre, und die andere Ketzerei, darauf er Leib und Seele zum Pfande setze; da wurde es klar bewiesen, was für einen Grund und Pfand die Gottlosen ihren Lehren empfangen hätten. Denn er war noch nicht weit von der Stadt gekommen, als ihn die Pferde plötzlich in einen Sumpf zogen, da vorher noch Niemand daran gedacht hatte, dass darin ein Mensch ertrinken könne. Darin fiel der Wagen sonderbarer Weise um, so dass der Pfaff unter ihm zu liegen kam; und wie auch seine Bücher auf ihn fielen, aus denen er bei seinem Disputieren sich geholfen hatte, so musste er elendiglich im Wasser ertrinken.

Stettin, Hansabrücke um 1900

Stettin, Hansabrücke um 1900