Der breite Stein vom Streckelsberg bei Koserow auf Usedom

Aus: Koch; Das Seebad Koserow auf Usedom, seine Natur, seine Eigentümlichkeiten, seine Umgebungen.
Autor: Koch, C. H. F., Erscheinungsjahr: 1867
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Anklam, Koserow, Sagen, Überlieferung, Usedom, Streckelsberg, Berggeister, Aberglauben
Es geht um eine dunkle Sage
Durch’s Usedomerland,
Wohl von der Bernsteinjungfrau
Im breiten Stein gebannt.

Nur alle hundert Jahre
Kommt sie heraus hervor
Und blickt mit feuchtem Auge
Zum Himmelsdom empor.

Dann steigt sie in die Ostsee,
Wohl in das Wasser klar,
Und wäscht mit ihren Händen
Das lange gold’ne Haar.

Dann wäscht sie auch den Nacken
Der ist wie Schnee, so rein,
Und um ihn schlingt sich blitzend
Ein Kranz von Bernenstein.

Jüngst kam zur selben Stunde
Ein schmucker Fischersmann,
Der traf die Bernsteinjungfrau
In ihrem Bade an.

Da lächelte die Jungfrau
So wonnig, wundermild,
Er stand ganz wie bezaubert
Vor diesem schönen Bild.

Und d’rauf zur Jungfrau sprach er:
„Ich grüß Dich, holde Maid,
Du hast mich hingerissen,
Bin Dein in Ewigkeit.“

Da seufzete die Jungfrau
Und blickte kummervoll,
Und aus dem blauen Auge
Ein Strom von Tränen quoll.

„O weh mir! Schöner Jüngling,
Was sprichst Du für ein Wort.
Nun muss ich wieder trauern
Einsam im Steine dort.

Ach! hättest Du gesprochen:
Gott grüß Dich, holde Maid,
So wär' ich frei gewesen
Und Dein in Ewigkeit.“

Und ihm vor seinen Augen
Verschwand die Maid so schön.
Nun wird man sie erst wieder
In hundert Jahren sehn.

O. Bock

Koserow, Streckelsberg 1957

Koserow, Streckelsberg 1957

Koserow, Strand mit Damenbad

Koserow, Strand mit Damenbad

Koserow, Kirche

Koserow, Kirche