Der Tod Gustav Adolphs, Königs von Schweden, in der Schlacht bei Lützen am 6. Nov. 1632.

Aus: Allgemeine Literaturzeitung. September 1832. Geschichte.
Autor: F. E. F. Philippi, Königl. Preuss. Steuer-Rat in Lützen, Erscheinungsjahr: 1832

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Enthaltene Themen: Gustav Adolph, Schweden, Rügen, Religionskrieg, Schlacht bei Lützen, Tod des Königs,
Leipzig, b. Reclam: Der Tod Gustav Adolphs, Königs von Schweden, in der Schlacht bei Lützen am 6. Nov. 1632. Zur Erinnerung bei der zweiten Säkularfeier. Von F. E. F. Philippi, Königl. Preuss. Steuer-Rat in Lützen. Nebst dem Bildnisse des Königs und einem Schlachtenplane. 1832. IV u. 111 S. 8.

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Die nächste Veranlassung dieser kleinen interessanten Schrift war die herannahende zweite Säkularfeier der Schlacht bei Lützen den 6. Nov. 1632. Da diese Stadt dadurch einen Platz in der Weltgeschichte bekommen hat, so ist sie wohl vor allen andern Städten verpflichtet, eine solche Feier zu veranstalten. Wahrscheinlich wird der Verfasser des vorliegenden Buches, wie aus der Vorrede desselben zu schließen ist, einen tätigen Anteil daran nehmen. Namentlich bezweckt er durch dessen Herausgabe die Erwerbung eines Fonds zur Errichtung eines Denkmals für Gustav-Adolph an seiner Todesstelle. In der Tat muss man sich wundern, dass die Protestanten in Deutschland dem um ihre Glaubensfreiheit verdienten Fürsten, kein würdiges Denkmal bis jetzt gesetzt haben. Auch die Könige von Schweden von welchen mehrere an der Stelle standen, wo ihr großer Vorfahr fiel, wurden nicht von dem Gedanken eines Denkmals für ihn ergriffen. Besonders hätte man von Karl XII, der vom August 1796 bis zum September 1707 mit seinem Heer in Lützens Nähe bei Altranstädt im Lager stand und über Sachsens Schätze gebot, erwarten können, dass er einen kleinen Teil derselben einem örtlichen Andenken des auch von ihm bewunderten Helden widmen würde; aber, so viel Rec. weiß, ist nicht daran gedacht worden. Um desto rühmlicher für den Verfasser, ist es, in Zeiten, wo vielen verdienten Männern Denksäulen und Standbilder gesetzt sind, zur Ehre der deutschen Protestanten ein schon lange von ihnen erwartetes Denkmal dem ritterlichen und für den evangelischen Glauben glühenden Könige errichten zu wollen. Möge sein Vorhaben nur von allen Seiten unterstützt werden, um einen edlen Zweck zu erreichen!

Was die Schrift selbst betrifft, so ist nicht nur kurz alles darin zusammen gestellt was bis jetzt über die Schlacht und den Tod des Königs im Drucke erschienen ist, sondern auch einiges aus ungedruckten Quellen hinzugefügt.
A. L. Z. 1832. Dritter Band.

Nach einer Einleitung in welcher die Gründe aus einander gesetzt sind, durch welche Gustav Adolph bestimmt wurde, sich der Protestanten in Deutschland anzunehmen, hebt der Verfasser von dessen Landung in Deutschland an. Am 24. Jun. 1630, sagt er Seite 10. landete Gustav Adolph zuerst auf Rügen. Dies ist nicht ganz richtig. Er landete zuerst auf Ruden, einer kleinen Insel, vor dem Einfluss der Peene in die Ostsee, und wollte von hier aus die Insel Rügen angreifen. Als er aber erfuhr, dass Alexander Lesly, von welchem die schwedische Besatzung befehligt wurde, welche schon vorher in Stralsund von den Bürgern zu ihrem Schutze war aufgenommen worden, die Kaiserlichen von der Insel Rügen vertrieben habe, so bemächtigte sich der König der Insel Usedom und ward dadurch Herr von dem Ausfluss der Oder, wodurch sein Vorrücken sehr erleichtert wurde.

In flüchtigen Umrissen schildert der Verfasser, nun die Begebenheiten bis zur Schlacht von Lützen. Bei dieser verweilt er umständlich und stützt seine Urteile auf Khevenhiller (durch einen Druckfehler steht immer Kefenhiller) Gualdo, Arkenholz, Theatrum Europ. Chemnitz, den Soldat Suedois u. a. Wenn der Vf. vom letzten S. 72. sagt: „das hiesige Manuskript der Soldat Suedois, so ist dies Rec. aufgefallen, da der Soldat Suedois, dessen Vf. der berühmte Dr. Spanheim ist, in mehreren Ausgaben, von welchen Rec. die vom Jahr 1642 zur Hand hat, gedruckt ist. Unter den brauchbaren Quellen ist auch Paul Stockmann öfter angeführt. Dieser Mann war zur Zeit der Schlacht bei Lützen Pastor sowie des Amtes Lützen Senior und hat drei Predigten, von ihm selbst Lamentationes genannt, drucken lassen, welche sehr selten sind. Rec. fand sie in einer öffentlichen Bibliothek und hoffte besonders in der „Lamentatio tertia Lüzensium d. i. dankbar Jahrgedächtnis und christliche Leichpredigt den 6. Nov. 1633 zu Lützen bei der Wahlstatt über den an selbigem Tage und Orte des Jahres zuvor ritterlich und selig verstorbenen Gustavi Adolphi u. s. w.“ etwas den Tod des Königs betreffendes bisher Unbekanntes zu finden; aber er habe sich getäuscht. Stockmann sagt nämlich dort Bogen G III: „da er (der König) den 6. Nov. nun alles angeordnet, wohl besichtigt und Kundschaft eingenommen, haben Ihre Königl. Maj. ihr Gebet gehalten, etliche geistliche Gesänge vor sich gesungen, und weil die Menge der Feinde allzugroß, hat sich dieser Held mit gutem Willen resolvieret, diesen Tag zu sterben, damit er seinem Volke einen Mut und dem Feinde die Flucht verursachen möchte." Diese Äußerung des guten Mannes ist eine Predigtfloskel, welche gegen alle geschichtliche Angaben läuft. Er fährt nun fort: „Ist darauf in der andern Stunde dieses blutigen Treffens als ein Held mitten unter den Feinden von etlichem Geschoss vorwärts getroffen (eine Hauptwunde war im Rücken) als ein rechter Märtyrer, steifer Bekenner und Verwahrer des Reichs seines Herrn Jesu Christi allhier bei Lützen den 6. Nov. 1632 nach 12 Uhren gestorben.“ Es geht also aus der ganzen Stelle nichts anderes Historisches hervor, als dass die Angabe, welche sich auch bei Arkenholz und andern findet, nämlich dass der König um 12 Uhr, eine Stunde nach dem Anfange der Schlacht erschossen worden, auch in Lützen damals im Umlauf war.

Wichtiger und bis jetzt im großen Publikum völlig unbekannt ist das, was der Vf. von S. 79 bis 82, nach der mündlichen Erzählung des Richters Schröder im Dorfe Meuchen, nicht weit vom Schlachtfelde, über den Ort, wo der König blieb, und über das mitteilt, was unmittelbar nach der Schlacht mit dem aufgefundenen Leichname des Königs vorgenommen wurde. Dieser Schröder wird von dem Vf. S. 81 als ein sehr zuverlässiger Mann geschildert. Über seine Quelle gibt jener Folgendes an: „Mein mütterlicher Großvater hieß Laue und war ein Enkel von dem Schulmeister Laue, welcher bei der Trauerhandlung gegenwärtig gewesen war und den Sarg für den König gemacht hatte. Dieser ältere Laue hatte über den ganzen Hergang viele schriftliche Nachrichten hinterlassen. Diese Nachrichten habe ich oft gelesen; aber leider sind dieselben im Jahr 1826 im Hause meines Vaters verbrannt." – Die Nachrichten selbst heben S. 79 also an: „In der Nacht nach der Schlacht vom 6. zum 7. November 1832 wurde die Leiche des Königs Gustav Adolphs vom Schlachtfelde in das Gotteshaus unseres Dorfes gebracht. (Auch Mittag „Leben und Taten Gustav Adolphs" Halle 1740 sagt S. 220: Der Königl. Leichnam ward in eine Kutsche gelegt, auf das nächste Dorf Meuchen gebracht und daselbst eröffnet. – In Meuchen aber, wie man aus andern sichern Nachrichten weiß, stand, während der Schlacht, die Schwedische Equipage.) Die Leiche war von Reitern begleitet, von denen mehrere Offiziere nicht vom Pferde stiegen, sondern um den Altar ritten, vor welchem die Leiche stand. Der Körper des verstorbenen Königs war sehr stark und sehr verwundet; er konnte so nicht weiter geschafft werden. Es war daher notwendig ihn zu eröffnen, welches in der Kirche geschah, wo seine Eingeweide zum Teil begraben sind, und zwar in der Mitte des Giebels nach Abend. Es ist dieses unbezweifelt gewiss, weil das Schwedische Wappen bei dieser Stelle an die Mauer der Kirche gemalt ist, und noch durch den Kalk durchschimmert, womit die Kirche 1777 neu geweißt wurde, ferner weil ich im Januar 1832 den Stein der unter dem Wappen liegt, habe aufheben lassen und darunter eine hölzerne vermoderte Urne von Eichenholz entdeckt, worin sich Erde wie aus Weidenbäumen fand. Vor der Sezierung wurde mit Licht ein Gottesdienst in der Kirche vom Schulmeister gehalten, und einer vom Militär hielt eine Trauerrede. Hiernach wurde die Leiche aus der Kirche gebracht, um in dem Hause des Schulmeisters niedergesetzt zu werden. Dieses Haus war aber zu klein, daher wurde sie in das Haus des Nachbars, Namens Burghard gebracht, dort auf einen Tisch gelegt, der noch vorhanden ist, durch schwedische Männer vorläufig balsamiert und in einen Sarg gelegt, welchen der Schulmeister, der zugleich Tischler war, so wie es die Umstände erlaubten, schnell gefertigt hatte. Dann wurde die Leiche auf einem schwedischen Wagen nach Weissenfels gebracht. Mit der Leiche war ein Reitknecht, der an der Seite des Königs verwundet worden war, nach Meuchen gekommen und hat, um zu genesen, sich dort lange aufgehalten. Nachdem derselbe nun wirklich genesen war, hat dieser mit dreizehn Bauern aus Meuchen den großen Stein nach der Stelle, wo der König gefallen, wälzen wollen. Unter Schweiß und Tränen ist es jenen auch gelungen, den Stein bis dahin zu wälzen, wo er jetzt liegt, jedoch ist dieses die Stelle nicht ganz genau gewesen, wo der König fiel, allein ihre Kräfte waren erschöpft. Die eigentliche Stelle soll vierzig Schritte in der Richtung nach Lützen, vom Steine ab, gewesen sein. Dieser Reitknecht, oder, wie er eigentlich genannt wird, Sattelknecht, hieß mit Namen Erichson.”

„Durch diese Erzählung sagt der Vf. S. 81 wird über zwei Punkte Licht verbreitet: 1) dass der kön. Leichnam nicht die ganze Nacht auf dem Felde gelegen hat, sondern noch am Abend aufgefunden und in der Meuchener Kirche nieder gesetzt wurde; 2) dass das alte Denkmal, der Schwedenstein von den Bauern in Meuchen an die jetzige Stelle, auf Veranlassung des Sattelknechts Erichson, gewälzt worden ist." – Auch von andern Schriftstellern wird dieser Erichson erwähnt. So sagt Jo. Vulpius „Megalurgia Martisburgica S. 191": der eine kön. Sattelknecht, Namens Jakob Erichson, welcher auch mit dem Könige gefallen, aber nach der Schlacht noch etwas gelebt, und zu dem königl. Körper Anzeichnung gegeben, ist hiernach von seinen Wunden genesen.

Da die obige Erzählung in sich nicht unwahrscheinlich ist, da sie sich auf den schriftlichen Nachlass eines Augen– und Ohrenzeugen gründet und von einem glaubwürdigen Manne herrührt, so verdient sie allerdings Berücksichtigung. „Von Meuchen heißt es weiter S. 82. wurden die Überreste des Königs nach Weissenfels geschafft, wo sie am 7. Nov. eintrafen. Hier ließ der Herzog (Bernhard von Weimar) gegen den Willen des Königs, welcher einen Abscheu vor Leichenöffnungen hatte, den Leichnam in seiner und vieler Generale Gegenwart durch den Apotheker Casparius förmlich einbalsamieren und zwar in der Erkerstube der zweiten Etage des jetzigen Gerichtsamtes. Bei Eröffnung der Leiche kam etwas Blut an die Wand, und dieses, mit einem Schieber bedeckt, wird noch heute gezeigt."

Woher diese Notiz genommen ist, hat der Verfasser nicht angegeben. In manchen Punkten, namentlich der Eröffnung der Leiche und des Einbalsamierens derselben, scheint sie der vorher gegangenen Erzählung von dem, was in Meuchen geschehen, zu widersprechen, und verdient daher wohl eine genauere Untersuchung.

Über das Gerücht, dass der König von dem Herzoge Franz Albrecht von Sachsen – Lauenburg meuchelmörderischer Weise erschossen worden, führt der Vf. von S. 64 bis 74 die Meinungen verschiedener Schriftsteller an und fällt S. 74 das Urteil: „Aber aus allem diesen geht nicht hervor, dass er (der Herzog) der Mörder des Königs gewesen", und S. 75: Es liegen keine historischen Beweise vor, dass der König durch Meuchelmord gefallen, vielmehr stimmen die glaubhaftesten Berichte dafür, dass derselbe durch kaiserliche Kürassiere in der zwölften Stunde erschossen worden." Diese Ansicht teilt auch Rec. mit dem Vf. Nur so viel steht, nach dem eigenen Geständnisse des Herzogs, fest, dass der König in seinen Armen erschossen worden. Rec. erinnerte sich, in dem Göttingischen historischen Magazin von Meiners und Spittler VIIten Bandes 2tes Stück eine Nachricht von einem Tagebuche des Herzogs gelesen zu haben. Er schlug das Buch nach und fand folgende Bemerkung des Herzogs: „Den 16. Nov. (neuen Stils) haben wir bei Lützen mit dem Feinde geschlagen, die Schlacht gewonnen und das Feld behalten. Ihre Majestät der König in Schweden ist mir damals im Arm erschossen worden. Zur Nacht nach Weissenfels zwei Meilen.“ Diese kurze Anzeichnung, fügt Spittler hinzu, trifft so ziemlich überein mit der Angabe des von Leubelfingen und mit dem was in der urkundenmäßigen Geschichte des Südermannländischen Reiments steht, die vor anderthalb Jahren Schwedisch erschienen ist. – Auch Spittler nimmt den Herzog gegen die Beschuldigung des Meuchelmordes in Schutz und sagt zur Unterstützung seiner Ansicht S. 384: „Schwerlich würde ihn der Churfürst von Sachsen unter seine Generalität aufgenommen, und zum Feldmarschall gemacht haben, wenn schon damals, auch nur nach öffentlichem Rufe, der Verdacht einer so schwarzen Tat auf ihm gelegen hätte.

Angehängt an die Schrift sind noch einige ungedruckte auf die Lützener Schlacht sich beziehende Briefe von Wallenstein, Gallas und Aldriner, welche der Vf. durch einen Freund aus dem kaiserlichen Archive zu Wien erhielt. Unter diesen ist besonders Wallensteins Brief an den Kaiser, merkwürdig. Doch begnügt sich Rec., um nicht die gegenwärtige Anzeige weiter auszudehnen, sowohl auf jene Briefe als auf das anziehende Buch aufmerksam gemacht zu haben.

Gustav Adolfs Landung auf Rügen

Gustav Adolfs Landung auf Rügen

Gustav Adolfs Landung auf Rügen_

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Gustav II. Adolf (1594-1632) König von Schweden

Gustav II. Adolf (1594-1632) König von Schweden