Der Teufel auf dem Tanzboden *).

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern
Es hatte sich seit langen Zeiten der Teufel in leibhafter Gestalt auf der Erde nicht wieder sehen lassen; die Leute sagen, weil er desto mehr unter anderen Gestalten umhergehe. Vor einigen Tagen hat man ihn aber doch wieder einmal ordentlich als Teufel erblickt. Es war nämlich vor einigen Wochen, im März des Jahres 1839, als ein Bauernmädchen, die des Morgens zum heiligen Abendmahle gewesen war, desselbigen Abends auf einen Tanzboden in der Nähe von Stralsund ging, und dort anfing zu tanzen, ohne der heiligen Handlung vom Morgen her noch eingedenk zu sein. Da kam auf einmal ein Fremder zu ihr, der sie zum Tanz aufforderte, und wie sie dem zusagte und mit ihm tanzte, da konnte sie nicht wieder zum Aufhören kommen; denn der Fremde riss sie mit sich herum, dass ihr das Hören und Sehen verging, und ihr zuletzt das Blut aus Mund und Nase stürzte. Die Musikanten am Spieltische hatten schon lange bemerkt, dass es mit dem unheimlichen Tänzer nicht richtig sei, denn sie sahen deutlich den Pferdefuß, mit dem er herumsprang. Aber sie wagten vor Angst nichts zu sagen. Als jedoch das Mädchen am Ende tot hinfiel, und nun auf einmal der Tänzer ohne alle Spur verschwunden war, da erkannten Alle, dass sie den Teufel, der sich sein Opfer geholt, einmal wieder in seiner leibhaften Gestalt mit dem Pferdefuße gesehen hatten.

*) Geschrieben im April 1839.

Vgl. Stralsunder Sundine u. 3. April 1839.

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller