Der Schwarze- oder Teufelssee bei Neu-Schlemmin unweit Bützow

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 4
Autor: Gesammelt und herausgegeben von M. Dr. A. Niederhöffer, Erscheinungsjahr: 1862

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Teufelssee, Schwarzersee, Neu-Schlemmin, Bützow, Waldburg, Schlemminer Berge
Am Fuße der herrlichen sogenannten Hohen- oder Waldburg, dem höchsten Punkte der Schlemminer Berge, liegt, nach dem Dörfchen Neu-Schlemmin zu, der berüchtigte schwarze oder Teufelssee, ein zwar nur kleines, aber fast unergründlich tiefes, finsteres Wasser.

Einstens eggte unfern dieses Sees ein Schlemminer Knecht den Acker seines Herrn. Er hatte einen alten, mageren Gaul vor, und die Arbeit ging schlecht von Statten. Und doch sollte und musste noch vor Abend das Stück Land gut und ordentlich bestellt sein, denn eher durfte der Knecht nicht wieder heimkehren.

Schon nahte der Abend mit schnellen Schritten heran, aber noch lange nicht war die bestimmte Arbeit vollendet. Es mochte kaum die Hälfte davon fertig sein. Soviel der Knecht auch fluchte und auf die alte steife Mähre lospeitschte, sie kam fast nicht mehr von der Stelle und fiel endlich ganz ermüdet um. Hierdurch fast außer sich vor Zorn geratend, schrie der Wütende: „So hilf Du mir denn, Satan, schnell den Acker bestellen und nimm dann immerhin meine Seele dafür!"

Und siehe da, kaum waren diese Worte verhallt, da kam auch schon im sausenden Galopp ein prächtiges, kohlschwarzes Ross vom nahen kleinen See daher gerannt. Mit munterem Wiehern und mutigem Fußscharren näherte es sich dem Gottlosen und ließ sich geduldig, statt des noch immer erschöpft am Boden liegenden alten Tieres, aufschirren und vor die Egge spannen.

Fort ging's nun in gewaltiger Eile, ohne Rast und Aufenthalt. Und kaum war die Dämmerung angebrochen, da war auch schon der Acker auf's Beste bestellt, ohne jeglichen Makel und Tadel.

Der von dem schnellen Arbeiten ganz erschöpfte Knecht schwang sich jetzt auf des Teufelspferdes Rücken, um nach Hause zureiten, und kaum saß er darauf, als auch schon das Pferd gell wiehernd und feuersprühend in gewaltigen Sätzen fortsprang und dem nahen kleinen See zueilte.

Kein Schreien und Toben, kein Fluchen und Schlagen half dem armen Wicht; er war in des Teufels Gewalt, und Ross und Reiter, und mit ihnen auch die Eggen, waren im Nu in der Tiefe des Sees verschwunden.

Da sitzt nun der so hart bestrafte Knecht, und häufig, gewöhnlich am Johannistag, vernimmt man seine Klagerufe aus der Tiefe und die beiden Eggen schwimmen dann auf der Oberfläche des Wassers umher.

Das Wasser des Sees aber ist nach dieser schrecklichen Begebenheit trübe und dunkel geworden, und das Volk nennt ihn seit der Zeit nur den Schwarzen- oder Teufelssee.

Bützow.

Bützow.