Der Schäferstein von Dammereez bei Boitzenburg.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 3
Autor: Von L. Kreutzer zu Parchim, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Schäfer, Dammereez, Brahlstorf
Unweit des ritterschaftlichen Gutes Dammereez, ¼ Meile von dem Eisenbahnhaltepunkte Brahlstorf, steht auf dem herrschaftlichen Acker ein Stein, der einige Ähnlichkeit mit einer menschlichen Gestalt hat. Der Kopf mit der Nase und die verstümmelten Arme sind, wenn man will, noch so ziemlich zu erkennen.

Der Stein soll der Körper eines, ehemaligen Schäferknechtes sein.

Diesem pflegte sein Herr gewöhnlich Brot und Käse mit auf das Feld zu geben. Mit der Zeit wurde dem Knechte das ewige Einerlei der Speise überdrüssig und ihn ekelte, wie weiland die Kinder Israel, „vor der losen Speise". Das Brot pflegte er den lieben Herrgott zu nennen, eben weil es ihm weniger zuwider war; hingegen den Käse nannte er den grünen Teufel.

Eines Tages stand der Schäferknecht auf einer Anhöhe und bewachte seine Schafe, die ruhig zu seinen Füßen weideten, und denen im Winter das Heu und im Sommer das Gras trefflich mundete, und die mit dem Einerlei ihrer Kost von Herzen zufrieden waren. Und als er die Tiere so ruhig weiden sah, und wie, es ihnen, auch ohne Abwechslung der Speisen, so herrlich mundete, während doch ihm der grüne Käse nimmer mehr schmecken wollte, da packte ihn ein namenloser Grimm. Er zog den Käse aus seiner Tasche, schleuderte ihn heftig auf die Erde, trat ihn mit Füßen, ließ ihn wie eine Kegelkugel den Berg hinunter rollen, warf das liebe Brot hinterher und schrie: „Grön Düwel rönn, leiw Herrgott is achte Die!"*) Und der liebe Herrgott war hinter ihm, aber nicht hinter dem Käse, sondern hinter dem Schäfer. Denn kaum hatte der Frevler seine gotteslästerliche Tat ausgeführt, so überlief es ihn eiskalt, sein Herzblut stockte, seine Muskeln würden hart — er wurde zu Stein. —

*) „Grüner Teufel renn, der liebe Herrgott ist hinter Dir!“

Schäfermeister

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